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Todesreigen

Titel: Todesreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Höhleneingänge.
    »Diese Höhlen da drüben. Das müssen sie sein.«
    Sie setzten ihren Weg am Flussufer fort bis zu der spindeldürren Weide, die Nate erwähnt hatte.
    Diesmal verlor Boz beim Werfen der Münze und ließ sich auf Hände und Knie nieder. In der heißen, trüben Luft schwer atmend, verschwand er in der größten Höhle.
    Fünf Minuten später beugte Ed sich vor und rief: »Alles in Ordnung?«
    Er konnte gerade noch einer Segeltuchtasche ausweichen, die ihm durch die Öffnung entgegengeflogen kam.
    »Mein Gott, was haben wir denn da?«
    Achtzigtausend Dollar, wie sich herausstellte.
    »Da drin ist sonst keine mehr«, sagte Boz, der hechelnd aus dem Eingang herauskroch. »Lester muss die Taschen in verschiedenen Höhlen deponiert haben.«
    »Aber warum?«, überlegte Ed laut. »Sobald wir eine hier finden, suchen wir doch weiter, bis wir sie alle haben.«
    »Stroh im Kopf, sag ich nur.«
    Sie durchstöberten noch ein paar andere Höhlen. Nach einer Weile war ihnen schrecklich heiß, der Schweiß juckte an ihren Körpern, und ihnen war übel vom Gestank toter Katzenwelse. Geld fanden sie allerdings keines mehr.
    Sie schauten auf die Tasche. Keiner sagte ein Wort. Ed betrachtete den Himmel zwischen den Rändern einer Schlucht in den Massanuttens; den beinahe vollen Mond, der glanz- und verheißungsvoll erstrahlte. Die Männer standen zu beiden Seiten der Tasche und schaukelten auf ihren Absätzen vor und zurück wie nervöse Teenager bei einer Tanzveranstaltung auf der Junior High School. Die Sandbank unter ihren Füßen war glatt und dunkel und weich, genau wie tausend andere Sandbänke längs des Shenandoah, Sandbänke, auf denen die beiden zahllose Stunden damit verbracht hatten, zu angeln und Bier zu trinken und – in ihren Phantasien – mit Kellnerinnen und Cheerleadern zu schlafen.
    Ed sagte: »Das ist ’ne Menge Geld.«
    »Jaaa«, erwiderte Boz und dehnte das Wort. »Was meinst du, Edward?«
    »Ich…«
    »Red nicht um den heißen Brei herum.«
    »Ich meine, dass es nur zwei Leute außer uns gibt, die davon wissen.«
    Nate und Lester. »Und weiter.«
    »Was würde also passieren… Ich denke jetzt bloß laut. Was würde passieren, wenn die beiden in einem Zimmer des Sheriffbüros zusammenträfen – versehentlich natürlich! Und wenn, sagen wir mal, Lester sein Messer zurückbekommen hätte.«
    »Versehentlich.«
    »Klar.«
    »Na ja, er würde wohl auf Nate losgehen, bis er so aussieht wie der Katzenwels da drüben.«
    »Natürlich müssten wir Lester erschießen, wenn so was passiert, oder?«
    »Müssten wir. Ein Gefangener flieht, ist bewaffnet…«
    »Es wäre traurig, wenn so was passiert.«
    »Aber notwendig«, erklärte Boz. Dann fügte er hinzu: »Dieser Nate ist gefährlich.«
    »Hab ihn nie gemocht.«
    »Das ist so ein Typ, der in ein oder zwei Jahren plötzlich austickt. Dann klettert er auf den Turm der South Bank Baptist Church und schießt mit einem AR-15 um sich.«
    »Das glaub ich sofort.«
    »Wo ist das Messer von diesem Lester?«
    »Im Beweismittelschrank. Aber es könnte irgendwie wieder nach oben gelangen.«
    »Wollen wir das wirklich?«
    Ed öffnete die Segeltuchtasche. Schaute hinein. Genau wie Boz. Sie starrten eine Weile auf das Geld.
    »Lass uns ein Bier holen«, sagte Boz.
    »Einverstanden.« Obwohl Alkohol im Dienst laut
Handbuch der Polizeiarbeit
streng verboten war.
    Eine Stunde später schlichen sie sich durch die Hintertür ins Sheriffbüro.
    Boz ging hinunter in den Beweismittelraum und fand Lesters Messer. Vorsichtig schlich er wieder hinauf, vergewisserte sich, dass Sheriff Tappin noch nicht zurückgekehrt war, und huschte ins Vernehmungszimmer. Er ließ das Messer auf dem Tisch liegen – unter einer Aktenmappe versteckt, aber nicht zu gut versteckt. Dann trat er unschuldig wieder auf den Flur hinaus.
    Ed brachte Lester Botts zur Tür, die Hände in Handschellen vor dem Körper, was definitiv nicht den Vorschriften entsprach, und begleitete ihn hinein.
    »Ich versteh nicht, warum, zum Teufel, ihr mich festhaltet«, protestierte der sehnige Mann. Sein dünnes Haar war fettig und stand in alle Richtungen ab. Seine Kleidung war schmutzig und, wie es den Anschein hatte, seit Monaten nicht mehr gewaschen worden.
    »Setz dich und halt den Mund«, bellte Boz. »Wir halten dich fest, weil Nate Spoda dich als denjenigen identifiziert hat, der heute Abend unten am Fluss Taschen aus dem Geldtransporter versteckt hat.«
    »Dieser Drecksack!«, brüllte Lester und erhob

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