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Todesreigen

Titel: Todesreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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mitten in die Brombeerbüsche gefallen.
    Doch er nahm sich diese Hinweise nie zu Herzen. Er tat einfach, was er tat, trug meistens einen dunklen Trenchcoat, lebte sein schändliches Leben und ging Ed und Boz aus dem Weg, wenn er ihnen zufällig auf der Main Street begegnete. Genau wie auf den Fluren der Hawthorne High.
    Und so musste Ed zugeben, dass es sich ziemlich gut anfühlte, ihn hier in diesem Vernehmungszimmer in der Falle zu haben. Verängstigt, zuckend und in der Sommerhitze schwitzend.
    »Er muss direkt an dir vorbeigekommen sein«, fuhr Boz in mürrischem Ton fort. »Du musst ihn gesehen haben.«
    »Hm. Hab ich aber nicht.«
    Ihn
, das bedeutete Lester Botts, der im Augenblick ganz in ihrer Nähe unrasiert und stinkend in der Arrestzelle saß. Der vergammelte fünfunddreißigjährige Verlierer war seit Jahren ein wunder Punkt für Caldons Sheriffbüro. Kein einziges Mal war er verurteilt worden, und trotzdem wussten die Deputys, dass er für viele kleinere Straftaten in der Gegend verantwortlich war. Er war ein Asozialer, der den braven Mädchen in der Stadt schmutzige Blicke hinterherwarf und sich nicht mal pro forma als Christ bezeichnete.
    Lester war im Moment ihr Hauptverdächtiger für den Raubüberfall, denn für die Zeit des Überfalls, zwischen fünf und sechs Uhr am Nachmittag, konnte er kein Alibi vorweisen. Und auch wenn wegen der Skimaske weder der Fahrer des gepanzerten Wagens noch sein Partner ein Gesicht erkannt hatten, so hatte der Räuber doch einen vernickelten Colt bei sich gehabt – exakt die Art von Waffe, mit der der betrunkene Lester vor kurzem bei Irv’s Roadside herumgefuchtelt hatte. Außerdem war letzte Woche ein Bericht eingegangen, nach dem ein Täter mit Lesters Statur bei Amundson Construction ein halbes Pfund Tovex gestohlen hatte. Genau dieser Sprengstoff war benutzt worden, um die gepanzerte Tür des Transporters aufzusprengen. Um halb sieben heute Abend hatten sie ihn verhaftet – er schwitzte wie verrückt und benahm sich reichlich verdächtig –, als er sich an der Route 334, seinem Heimweg, als Anhalter versuchte, obwohl er zu Hause einen einwandfreien Chevy-Pickup stehen hatte. Als Ed den Wagen angelassen hatte, um Lesters Behauptung »Der läuft nicht!« zu überprüfen, war er gleich beim ersten Versuch angesprungen. Außerdem hatte er ein langes Jagdmesser bei sich gehabt und auf ihre Frage nach dem Grund dafür herumgedruckst (»Ja, ähm, ich hatte es einfach bei mir«).
    Im
Handbuch der Polizeiarbeit
, das zur Ausstattung des Sheriffbüros gehörte, stand alles über die Bedeutung von Motiv, Möglichkeit und Gelegenheit. Boz und Ed hatten diese Eckpfeiler für die Untersuchung einer jeden Straftat auf diesen Fall übertragen. Alles war klar und einfach. Nein, in ihren Köpfen herrschte nicht der geringste Zweifel, dass Lester das Ding gedreht hatte. Und da sich Nates Grundstück direkt am Weg zwischen dem Ort des Überfalls und der Stelle befand, an der sie Lester aufgegriffen hatten, bestand ebenso wenig ein Zweifel daran, dass Nate Lester in der Nähe des Tatorts gesehen haben musste.
    Boz seufzte. »Sag uns einfach, dass du ihn gesehen hast.«
    »Hab ich aber nicht. Das wäre nicht die Wahrheit.«
    Damals ein Schwachkopf, heute ein Schwachkopf.
    »Schau mal, Nate«, fuhr Boz fort, als unterhielte er sich mit einem Fünfjährigen, »vielleicht kapierst du nicht, wie ernst die Sache hier ist. Lester hat dem Fahrer des Geldtransporters einen Schraubenschlüssel über den Kopf gezogen, als er auf dem Klo der Texaco-Tankstelle an der Route Four gerade seelenruhig pinkelte. Dann ist er raus zu dem Wagen gegangen und hat dem Beifahrer in die Seite geschossen…«
    »Oh nein. Geht’s dem Mann gut?«
    »Keinem geht es
gut
nach einem Schuss in die Seite«, zischte Boz. »Lass mich ausreden.«
    »’Tschuldigung.«
    »Dann fährt er den Transporter zur Morton Woods Road und sprengt die hintere Tür weg. Er lädt das Geld in ein anderes Auto um und haut ab, Richtung Westen – direkt auf dein Grundstück zu. Wir erwischen Lester dann auf der
anderen
Seite deines Grundstücks, vor genau einer Stunde. Er muss an deinem Haus vorbeigekommen sein, um dorthin zu gelangen, wo wir ihn verhaftet haben. Was sagst du dazu?«
    »Ich würde sagen… Na ja, es klingt vernünftig. Aber ich hab ihn nicht gesehen. Tut mir Leid.«
    Boz dachte eine Weile nach. »Hör mal, Nate«, sagte er. »Irgendwie sitzen wir uns hier nicht auf Augenhöhe gegenüber.«
    »Auf Augenhöhe?«, fragte

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