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Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Titel: Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Wilhelmy
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planen.“ Er strich sich durch sein klebriges verschwitztes Haar. Tränen schimmerten in seinen Augen. „Und jetzt ist sie diesem Schwein ausgeliefert, und ich bin schuld.“
    „Wir machen alle Fehler, weil wir Menschen sind, Julian. Niemand konnte ahnen, was sich daraus entwickeln würde.“ Doch er schien zu ahnen, dass er Julian mit seinen Worten nicht trösten konnte. Er wusste, dass Julian, solange Viktoria Stein in der Gewalt der Verbrecher war, sich quälen würde.
    „Okay, Reiser, holen wir sie uns.“
    Der grüne Kombi bog langsam in die Straße ab. Die ehemalige Panzerstraße, die ihren Namen der Tatsache verdankte, dass die Wahner Heide als Truppenübungsplatz gedient hatte und dort regelmäßig militärische Übungen mit Panzern und anderen militärischen Fahrzeugen abgehalten worden waren, führte mitten durch eine Landschaft, auf der zuletzt zwei ehemalige belgische Kasernen stationiert waren, die allerdings bis zum Jahre 2015 völlig renaturiert sein würde. Das bedeutete, dass es auf diesem Gelände noch immer stillgelegte Gebäude gab, die gelegentlich von Polizei und SEK als Übungsgelände genutzt wurden. Auch Simon hatte hier seine Schießübungen absolviert und kannte sich gut aus.
    Und ausgerechnet in diese Richtung fuhr der grüne Kombi. Reiser und Simon schauten sich irritiert an.
    „Er fährt direkt in die Falle. Da kommt er doch niemals wieder raus.“ Sie waren nur noch wenige Minuten hinter dem Fahrzeug. „Irgendetwas stimmt hier nicht.“
    „Hat jemand Sichtkontakt zum Fahrzeug?“, fragte Simon per Funk.
    „Negativ“, meldeten sich seine Kollegen. „Sollen wir ihn einkreisen?“
    „Ja, aber ich brauche Sichtkontakt. Drück aufs Gas, Reiser.“ Vorbei an Moor und Heide raste das Auto durch das Naturschutzgebiet.
    Sie konnten auf dem Bildschirm verfolgen, dass das Fahrzeug vor ihnen ein weiteres Mal abbog. Im hohen Tempo schoss Reiser um die Ecke, doch das Fahrzeug vor ihnen blieb weiterhin unsichtbar.
    „Wo zum Teufel ist der Hubschrauber, den ich angefordert habe?“, schrie Simon in sein Funkgerät, noch im gleichen Moment hörten sie das laute Geräusch der Rotoren über ihnen.
    „Hallo, hallo, Hummel!“ Simons Stimme überschlug sich fast. „Haben Sie Sichtkontakt? Bitte melden!“ Die einzige Antwort war ein Knacken in der Leitung. Simon versuchte es ein zweites Mal: „Verdammt noch mal, was seht ihr da oben? Hallo, könnt ihr mich hören?“
    „Wir können Sie hören, Kommissar.“
    „Was sehen Sie?“ Doch genau im selben Moment, als Simon die Frage aussprach, sahen sie es selbst.
    „Verflucht“, murmelte Reiser. Er glaubte seinen Augen nicht. Das einzige Fahrzeug, das weit und breit zu sehen war, war ein Taxi, von einem grünen Kombi keine Spur. „Das darf doch nicht wahr sein!“ Reiser war fassungslos.
    „Schnell, alle Mann zurück!“
    Diesem Verbrecher war ein wahres Meisterstück gelungen, die Freilassung von Julian ein cleverer Schachzug, denn dadurch waren sie kurz abgelenkt und er hatte dieses kleine Zeitfenster genutzt, um sie in die Irre zu führen. Aber sie konnten nicht sehr weit sein, das war sicher, sie mussten sich noch ganz in der Nähe befinden.
    „Wir haben sie.“ Die Stimme des Hubschrauberpiloten klang verzerrt. „Der grüne Kombi steht in einem Waldstück in der Nähe des Flughafenhotels. War ziemlich schwierig, es auszumachen. Fahrzeug wird nicht bewegt.“
    „Lassen Sie sie nicht aus den Augen!“, brüllte Simon ins Funkgerät. „Wir sind unterwegs!“

N achdenklich betrachtete Molly Hazelwood ihr Abbild in dem alten stilechten 50er-Jahre-Spiegel, der in der kleinen Diele ihres Hauses hing. Der asymmetrische längliche Wandspiegel mit einem schwarz eingefärbten Glasrahmen hatte es ihr angetan. Erinnerungen an ihre Kindheit verschwammen mit der Gegenwart: der morgendliche kurze Blick in diesen Spiegel, bevor sie aus der Haustür gestürmt war, um zur Schule zu rennen, ihre Mutter mit ihren verrückten Hüten, wie sie sich die Lippen mit einem knallroten Lippenstift nachgezeichnet hatte, ihr Bruder, der niemals einen Blick in diesen Spiegel geworfen hatte, und zuletzt ihr Vater, eitel wie ein Gockel, wie er inbrünstig seine Opernarien zum besten gegeben hatte. Sie schmunzelte bei dem Gedanken, dass sie als naive Siebenjährige der aufrechten Überzeugung gewesen war, ihr Vater wäre ein berühmter Opernsänger.
    Sie war ihrem Neffen so dankbar, dass er diesen wunderbaren Spiegel aus der Vergangenheit nicht einfach auf dem Müll

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