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Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Titel: Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Wilhelmy
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es unerwartet an der Haustür. Charlotte zuckte erschrocken zusammen und schalt sich eine schreckhafte Memme. Was war bloß mit ihr los, dass ihre Nerven so blank lagen? Widerwillig öffnete sie und starrte entgeistert in das herzlich lächelnde Gesicht einer ihr völlig unbekannten Person.
    „Entschuldigen Sie bitte die ungehörige Störung“, kam es aus dem Munde einer älteren Dame mit strubbeligen blonden Locken, die einem Modejournal der 50er-Jahre hätte entstiegen sein können. Gekleidet in ein geblümtes Sommerkleid und einen breitrandigen Strohhut auf ihrem wirren Haar entsprach sie nicht ganz der gängigen Mode. Die Besucherin ließ sich durch Charlottes abweisende Miene nicht aufhalten und plapperte munter weiter: „Ich habe am Samstag auf dem Flohmarkt eine liebenswürdige Dame kennengelernt, sicher handelt es sich hierbei um Ihre Mutter. Sie versprach mir einen Karton mit alten Fotografien und ein paar Fotoalben ihres verstorbenen Vaters. Wissen Sie, ich habe nämlich …“
    Charlotte drehte sich abrupt um und rief in einem sehr schroffen Tonfall über ihre Schulter hinweg, sie möge doch kurz warten, sie würde ihrer Mutter Bescheid geben. Dann verschwand sie.
    Neugierig schielte die so unmittelbar Zurückgelassene in die Diele. Es herrschte ein ziemliches Durcheinander, überall standen Kisten herum und alles sah nach Aufbruch aus. Das einzige Möbelstück war eine alte antike Kommode, über der ein vergoldeter Spiegel hing. Ihr Blick fiel auf ein paar eingerahmte Fotografien, die sofort ihr Interesse weckten. Bei näherem Hinschauen jedoch konnte sie erkennen, dass es sich hierbei um Kinderfotos handelte.
    In diesem Augenblick kam Charlotte zurück aus dem Wohnbereich in die Diele. Sie schnappte sich eine große Plastiktüte, die an einer Seite der Kommode lehnte, und überreichte sie der wunderlichen Besucherin mit der knappen Bemerkung:
    „Meine Mutter lässt grüßen und wünscht Ihnen viel Spaß damit!“ Dann ließ sie die Wohnungstür hinter ihr zufallen.

S imon hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, so oft wie es seine Zeit ermöglichte, den britischen Fernsehsender BBC zu schauen. Zum einen wurden dort wunderbare Dokumentationen gezeigt, die ihn schon zu seiner Zeit in England begeistert hatten, und zum zweiten versuchte er auf diese Weise, seine Sprachkenntnisse, die hier vor Ort mangels Gebrauchs einzuschlafen drohten, wieder auf Vordermann zu bringen. Desweiteren gab es noch einen dritten Grund, den er sich selbst nur schwer eingestehen konnte. Seit seinem kurzen Besuch vor wenigen Tagen in dieses von ihm so geliebte und vermisste Land wusste er, dass er eines Tages dorthin zurückgehen würde.
    Er hatte es sich auf seinem breiten weinroten Cordsofa, das definitv die besten Jahre hinter sich hatte, aber auf das er um nichts in der Welt verzichten wollte, bequem gemacht. Die Packung After Eight lag in Reichweite links von ihm, sein Laptop zum arbeiten rechts von ihm. Noch wartete er auf den Beginn der heutigen Dokumentation, ein Film über Island mit seinen Vulkanen, auf den er sich freute. Island wäre auch so ein Wunschland, das er gerne einmal bereisen würde.
    Er hatte den Fernseher leise gestellt, er wollte die Zeit nutzen, um den Bericht über das Verhör mit Sebastian Witt zu studieren, als er plötzlich aufhorchte und wie gebannt auf den Bildschirm schaute. Schnell schaltete er mit der Fernbedienung auf die höchste Lautstärke und die Stimme des Moderators dröhnte in seinen Ohren. Simons Herz schien erst auszusetzen und im nächsten Moment wie verrückt zu schlagen.
    Catherine.
    „Ankunft der hübschen britischen Schauspielerin Catherine Bryan in Heathrow, nach Abschluss der Dreharbeiten zu ihrem letzten Film in den Staaten.“
    Die Kamera, anfangs auf den Kommentator gerichtet, schwang leicht nach links und erfasste Catherine, die in Jeans, einem Sweatshirt mit der Aufschrift „Shit happens“, einer Sonnenbrille auf der Nase und einer weißen Kappe auf dem goldenen Haar wohl versucht hatte, unerkannt durch die Menschenmasse am Flughafen zu gelangen. Dies war ihr nicht gelungen.
    „Hello Catherine, wie fühlt es sich an, ein Filmstar in Hollywood zu sein? Werden Sie nach LA ziehen?“, fragte der Fernsehreporter und hielt ihr das Mikrofon unter die Nase.
    Ihr Gesichtsausdruck zeigte deutlich die Abneigung, die sie dem Mann entgegenbrachte. Doch dann lächelte sie höflich in die Kamera.
    „Nein, meine Zukunft liegt hier in England.“
    Ihre Stimme, glockenklar, wirkte

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