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Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Titel: Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Wilhelmy
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Die Begegnung mit ihrem Cousin Hubert hatte ihr dann noch den Rest gegeben und besonders sein letzter Satz ging ihr die ganze Heimfahrt nicht mehr aus dem Kopf.
    Sie hat viel geweint wegen dir, die Oma. Viel geweint, viel geweint , hämmerte es die ganze Zeit in ihrem Kopf. Die Vergangenheit holte sie immer mehr ein. Aber noch war sie nicht mit allen Konsequenzen bereit, sich ihr zu stellen, auch wenn dieser indirekte Vorwurf Huberts sie unendlich geschmerzt hatte.
    Zuallererst musste sie eine Mission erfüllen. Der Mörder ihres Neffen war noch nicht gefunden worden und sie fühlte sich berufen, das Ihrige zu seiner Ergreifung beizutragen. Morgen, morgen würde sie sich wieder damit beschäftigen.
    Nur wenig später wurde sie unsanft aus ihrem bleischweren Schlaf gerissen. Was war los? Sie vernahm das ohrenbetäubende Geräusch der Sirenen, als kämen sie unmittelbar aus ihrem Garten.
    Sie hörte laut gebrüllte Wortfetzen:
    „Der Wald brennt!“ – „Schneller, macht schneller!“ – „Hierher damit!“
    Und dieser beißende Geruch, es roch verbrannt. Entsetzt schlüpfte Molly in ihren mit roten Herzen bedruckten, plüschigen Bademantel und stolperte hinaus in die Dunkelheit. Erleichtert erkannte sie sofort, dass es nicht ihr Häuschen war, das dieses grelle lodernde Feuer verschlang. Es war tatsächlich ihr Wald, der brannte. Ihr wunderbarer, verwunschener, geheimnisvoller Ort aus glücklichen Kindertagen, in dem sie so viele spannende Abenteuer erlebt hatte! Molly konnte es nicht fassen.
    Was war passiert? Hatte der Blitz in einen der Bäume eingeschlagen?
    Jetzt erst spürte sie den heftigen Regen, sah die grellen Blitze und hörte den dumpfen Donner. In diesem Moment siegte ihre Vernunft über ihre Neugierde. Sie würde sich erkälten. Auch wenn es nicht wirklich kalt war, begann sie zu frösteln. Die vielen Feuerwehrleute haben alles im Griff, ich kann hier nichts ausrichten , dachte sie ein wenig beruhigter und kletterte wieder in ihren VW-Bus. Aber an Schlafen war nicht mehr zu denken. Das Adrenalin schoss ungehemmt durch ihren Körper.
    „Eduard, ich bin sicher, du hast gut auf mich aufgepasst. Dafür danke ich dir sehr. Aber hättest du das Feuer nicht vermeiden können?“, murmelte Molly vor sich hin, als sie ihre nassen Sachen gegen einen bequemen rosafarbenen Jogginganzug austauschte. Sie hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, mit ihrem verstorbenen Ehemann zu sprechen, wenn sie nicht mehr weiterwusste. „Ja, ich weiß, du bist nicht allmächtig und ich will auch nicht undankbar sein, aber langsam wird mir hier alles zu viel. Ich bin nun mal nicht mehr die Jüngste. Wer weiß, vielleicht hat es ja der Mörder auch auf mich abgesehen!“
    In diesem Moment gab es einen fürchterlichen Knall, der Blitz musste in unmittelbarer Nähe eingeschlagen sein. Molly zuckte heftig zusammen und verkroch sich unter die Bettdecke.
    „Ich soll nicht so übertreiben, meinst du? Du hast ja recht, momentan habe ich nicht mehr alle Sinne beieinander. Ich werde mich jetzt zusammenreißen und draußen noch mal nach dem Rechten sehen. Ich hoffe, du bist jetzt zufrieden!“
    In Ermangelung einer Reaktion jeglicher Art schnappte sich Molly ihren Stockschirm, zog ihre neongrünen Gummistiefel über und verließ erneut ihr momentanes Schlafdomizil. Sie stapfte durch den Vorgarten in den hinteren Bereich des Gartens, um das schauerliche Ereignis aus der Nähe zu betrachten. Die Feuerwehr hatte inzwischen den Brandherd gelöscht und war schon dabei, ihren Rückzug anzutreten. Einige Schaulustige standen noch herum und diskutierten mit leisen Stimmen über das Geschehene. Molly betrachtete niedergeschlagen die Überreste des Feuers. Dort hatten doch diese schönen uralten Eichenbäume gestanden. Schlagartig fiel ihr die Versammlung wieder ein und die Verordnung über den Schutz von Einzelschöpfungen. Das konnte wirklich kein Zufall sein. Nein, Molly war überzeugt davon, dass hier nicht die Natur der Übeltäter gewesen war. Langsam schlenderte sie Richtung Hauseinfahrt, in der sie ihren Bus geparkt hatte, als sie etwas Helles auf dem Rasen liegen sah. Neugierig bückte sie sich und stellte fest, dass es sich um eine kleine Plastikkarte in Kreditkartengröße handelte. Die musste jemand mitten in ihrem Garten verloren haben. Und das konnte nur heute Abend geschehen sein, denn am Nachmittag hatte sie aufgrund der Unwettervorhersage noch schnell den Rasen gemäht. Christoph hatte den Außenbereich völlig vernachlässigt. Da

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