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Todesrennen

Todesrennen

Titel: Todesrennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cussler
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stand aufrecht da und feuerte, bis das Magazin seiner Schrotflinte leer war.
    Dann sprang er vom Gleis hinunter in das Bachbett hinein und rannte mit erstaunlicher Gewandtheit die einhundert Meter bis zu dem Maschinengewehr, dessen Schützen die Flucht ergriffen hatten. Während Josephine die Maschinengewehrstellung in geringer Höhe passierte, drehte Frost die schwere Protze der automatischen Waffe herum und schickte einen langen Feuerstoß hinter Josephine her. Bell lenkte seine Maschine direkt auf ihn. Die Remington war leer. Er zückte seine Pistole und feuerte, so schnell er abdrücken konnte. Zugedeckt von fliegendem Blei, erwiderte Harry Frost das Feuer, bis der Patronengurt – da ihn niemand in die Kammer einfädelte – blockiert wurde.
    Bell sah, wie Josephines Maschine auf die Seite kippte. Sie sackte dem Erdboden entgegen, berührte fast die Gleise, und Bell musste befürchten, dass sie entweder verwundet war oder dass ihre Steuerelemente derart beschädigt waren, dass sie mit einer Tragfläche über den Boden pflügen und sich überschlagen würde. Er spürte seinen Herzschlag bis in den Hals hinein, während er in eisigem Schrecken, der sich schnell in Erleichterung verwandelte, miterleben durfte, wie sich die Tragfläche des Celere-Eindeckers hob, die Maschine in waagerechte Lage gelangte und wackelnd in den Himmel aufstieg.
     
    Isaac Bell blieb dicht bei Josephine, während sie ihren Flug nach Abilene fortsetzten, wo die Gleise der Abilene & Northern Railway, der Abilene & Southern und der Santa Fé die Gleise der Texas & Pacific kreuzten. Sie landete holprig vor dem Gebäude des Güterbahnhofs und vollführte dabei fast eine vollständige Drehung. In nächster Nähe fand Bell einen eigenen Landeplatz.
    Als er zu ihr kam, saß sie zusammengesunken über der Steuersäule ihrer Flugmaschine und umklammerte einen Arm. Eine Maschinengewehrkugel hatte sie gestreift, die Haut aufgerissen und eine Furche ins Fleisch gegraben. Das Brautkleid war mit Blut und Motorschmiere besudelt. Ihre Lippen zitterten. »Ich hätte beinahe die Kontrolle verloren.«
    »Das tut mir leid. Ich hätte ihn aufhalten müssen.«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, er ist durchtrieben wie ein Tier. Niemand kann ihn aufhalten.«
    Bell wickelte ein Taschentuch um die Wunde, aus der noch immer Blut sickerte. Kleine Jungen waren herbeigerannt, gefolgt von alten Männern mit langen Bürgerkriegsbärten, und zusammen gafften sie die beiden gelben Flugmaschinen an, die da nebeneinander im Staub standen. »Lauft mal los, Jungs«, rief Bell, »und holt einen Arzt!« Josephine richtete sich auf, versuchte jedoch gar nicht erst, aus ihrer Maschine zu klettern. Ihr gesamter Körper war starr von dem verzweifelten Bemühen, in der Luft zu bleiben. Sie war bleich und sah vollkommen erschöpft aus. Bell legte einen Arm um ihre Schultern.
    »Weinen Sie ruhig, es ist völlig okay«, sagte er sanft. »Ich werde es niemandem verraten.«
    »Meine Flugmaschine wurde nicht beschädigt«, erwiderte sie mit zittriger und schwacher Stimme. »Aber er hat mein Brautkleid ruiniert. Warum weine ich eigentlich? Mir ist dieses lächerliche Kleid doch ganz gleichgültig. Einen Moment mal!« Sie schaute sich suchend um und wurde plötzlich hektisch. »Wo ist Steve Stevens?«
    Der Doktor kam mit seinem Arztkoffer angerannt.
    »Haben Sie einen weißen Doppeldecker mit einem großen, fetten Lenker gesehen?«, fragte Josephine.
    »Er ist eben gerade gestartet. Nach Odessa. Er sagte, er hoffe, es in zwei Tagen bis nach El Paso zu schaffen. Und nun lassen Sie mich Ihnen helfen, aus dieser Maschine auszusteigen.«
    »Ich brauche Öl und Benzin.«
    »Sie brauchen einen anständigen Verband, Karbolsäure und eine Woche Bettruhe, kleine Lady.«
    »Sehen Sie mich an«, sagte Josephine, hob den blutenden Arm und öffnete die Hand. »Ich kann die Finger bewegen, sehen Sie?«
    »Ich sehe, dass kein Knochen gebrochen ist«, sagte der Doktor. »Aber Sie haben einen schweren Schock erlitten.«
    Isaac Bell gewahrte den entschlossenen Zug um ihren Mund und das plötzliche Funkeln in ihren Augen. Er winkte den Jungen und warf jedem eine goldene Fünf-Dollar-Münze zu. »Schafft mal Öl und Benzin für Josephines Flugmaschine und Benzin und Rizinusöl für meine heran. Aber schnell.«
    »Sie kann in ihrem Zustand keine Flugmaschine lenken«, protestierte der Doktor.
    »Flicken Sie sie zusammen«, befahl Bell dem Arzt.
    »Glauben Sie ernsthaft, dass sie in ihrem Zustand nach El Paso

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