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Todesrennen

Todesrennen

Titel: Todesrennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cussler
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eine Explosion, fünfzig Mal lauter als ein Pistolenschuss, schmetterten das Gewehr fünfzehn Meter weit durch die Luft. Frost wurde zu Boden gestreckt. Zwei Meter entfernt blieb Isaac Bell, ein Klingeln in den Ohren, auf den Füßen und starrte seinen gefallenen Gegner verblüfft an. Der Geruch von verbranntem Fleisch hing in der Luft. Frosts Gesicht war geschwärzt, sein Bart glimmte, von seinem Oberhemd und sei ner Hose stiegen Qualmwölkchen auf – und seine Schuhe besaßen keine Sohlen mehr.
    Das Leben sickerte aus Frosts Augen. Mühsam zog er Atemluft durch seine verkohlten Lippen ein. Aber seine Stimme war immer noch kräftig, rau und troff vor Spott. »Nicht Sie haben mich erwischt. Der Blitz hat mein Gewehr getroffen.«
    »Ich hatte Sie genau im Visier«, erwiderte Bell. »Der Blitz war nur schneller als ich.«
    Frost gab ein krächzendes Lachen von sich.
    »Ist das der Grund, weshalb Van Dorns niemals aufgeben? Weil ihnen am Ende auch die Wettergötter helfen?«
    Isaac Bell schaute triumphierend auf den sterbenden Verbrecher hinab. »Ich brauche keine Wettergötter«, sagte er ruhig. »Mir reicht Wally Laughlin.«
    »Wer zur Hölle ist Wally Laughlin?«
    »Er war ein Zeitungsjunge. Sie haben ihn und zwei seiner Freunde getötet, als Sie das Zeitungsdepot in der Dearborn Street in die Luft gesprengt haben.«
    »Ein Zeitungsjunge? … O ja, ich erinnere mich.« Er erschauerte vor Schmerzen, brachte aber trotzdem noch eine spöttische Erwiderung zustande. »Ich werde sicherlich in der Hölle noch mehr darüber zu hören bekommen. Wie alt war er?«
    »Zwölf.«
    »Zwölf?« Frost ließ sich zurücksinken. Seine Stimme wurde schwach. »Das zwölfte war mein grandioses Jahr. Ich war damals ein richtiger Zwerg, der von jedem hergelaufenen Tom, Dick oder Harry herumkommandiert wurde. Dann, ganz plötzlich, fing ich an zu wachsen, wurde größer, und alles lief in meinem Sinn. Gewann meinen ersten Zweikampf. Gründete meine erste Bande. Tötete den ersten Menschen – zwanzig Jahre alt war er, erwachsen.«
    Die hässliche Karikatur eines Lächelns verzerrte Frosts verbrannte Lippen.
    »Der arme kleine Wally«, murmelte er spöttisch. »Wer weiß, was der kleine Bastard noch aus sich hätte machen können?«
    »Immerhin hat er es geschafft, dass man sich an ihn erinnert«, sagte Isaac Bell.
    »Und wie?«
    »Er hatte ein mitfühlendes Herz.«
     
    Bell erhob sich und sammelte seine Waffen ein.
    Harry Frost, in dessen Stimme plötzlich Angst mitschwang, rief ihm nach: »Lassen Sie mich hier allein sterben?«
    »Sie haben ganze Legionen allein sterben lassen.«
    »Und wenn ich Ihnen etwas über Marco Celere erzählen würde, das Sie noch nicht wissen?«
    Bell sagte: »Marco Celere ist vor drei Tagen in Yuma aufgetaucht, bei bester Gesundheit. Also sind Sie nach dem einzigen Mord, den Sie nicht begangen haben, geflüchtet.«
    Frost stützte sich auf einen Ellbogen, richtete sich halb auf und erwiderte heftig: »Das wusste ich.«
    Gespannt ging Bell neben dem Sterbenden auf die Knie hinunter. Dabei achtete er auf dessen Hände, damit sie nicht nach einem Messer oder einer zweiten Pistole griffen, die vielleicht doch noch in seinen glimmenden Kleidern versteckt waren. »Woher?«
    »Marco Celere ist bereits vor sechs Wochen im Belmont Park erschienen.«
    »Celere hat bei mir den Eindruck erweckt, als sei er vor sechs Wochen in Kanada gewesen.«
    »Er befand sich von Anfang an im Renn-Tross«, trumpfte Frost auf. »Er ist übers Innenfeld gerannt, als gehörte ihm der ganze Laden. Ihr verdammten Van Dorns hattet keine Ahnung!«
    »Platow!«, sagte Bell. »Natürlich!« Marco Celere war der Saboteur, obwohl es so gut wie unmöglich wäre, dies vor Gericht zu beweisen.
    »Bei dieser Geschichte kommen Sie ein wenig zu spät, Mr. Detective«, meinte Frost mit einem spöttischen Grinsen.
    »Wie kam es denn, dass Sie mit ihm zusammentrafen?«
    »Er hatte mich eines Abends entdeckt, als ich versuchte, näher an Josephines Maschine heranzukommen. Kam auf mich zu, ziemlich ruhig und gar nicht nachtragend, und bot mir einen Handel an.«
    »Ich hätte gedacht, dass Sie ihn töten würden, sobald Sie ihn zu Gesicht bekamen«, sagte Bell.
    »Kennen Sie dieses Postkutschengewehr mit dem abgesägten Lauf, das die Italiener lupa nennen? So eins hatte er auf meinen Kopf gerichtet. Beide Hähne waren gespannt.«
    »Was für einen Handel?«
    »Soll ich Ihnen ein kleines Geschenk für den kleinen Wally machen?«, fragte Frost spöttisch.

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