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Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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war er Eldon dankbar, dass er im Gefängnis seine schützende Hand über ihn gehalten hatte, aber sein alter Chef erinnerte ihn auch an die Vergangenheit – eine Vergangenheit, von der er sich jeden Tag wünschte, er könne sie ungeschehen machen, und die er dann für den Rest eines jeden Tages zu vergessen versuchte. Gesprochen hatten sie nie über das, was sie getan hatten. Max hatte sich gar nicht erst die Mühe gemacht, es anzusprechen, weil Eldon automatisch davon ausgegangen wäre, dass er verkabelt war, und kein Wort mehr von sich gegeben hätte. Er hätte ihn abgetastet und für sauber befunden und seinen ehemaligen Protegé dann als hoffnungslose Memme beschimpft und erst recht nichts gesagt. So war Eldon, so war er immer gewesen: eine Mauer aus Stein. Es lief entweder nach seiner Nase oder gar nicht.
    An jenem Tag im Dezember hatte Max das Boxstudio betreten und war nicht viel weiter als bis zur Tür gekommen. Er hatte einen Blick in die Runde geworfen und die altbekannten Gesichter gesehen, manche vom Alter und vom schlechten Leben gezeichnet und bitter geworden, andere aufgedunsen vom Erfolg und ein paar noch fast genauso, wie er sie in Erinnerung hatte, abgesehen von etwas schütterem Haar und ein paar Falten. Jeder Einzelne von ihnen hatte Blut an den Händen. Jeder Einzelne hatte ungestraft gemordet. Und er? Er war nur der letzte Gast des Abends, der Schlimmste von allen, die Speerspitze der MTF.
    Als seine ehemaligen Kollegen ihn bemerkten, stellten sie einer nach dem anderen die Gespräche ein, bis in der Halle völlige Stille herrschte. Dann fing einer an zu klatschen. Und alle fielen mit ein. Mehr noch: Sie stampften mit den Füßen, riefen seinen Namen, pfiffen und johlten. Er war der heimgekehrte Held, der verlorene Sohn, der letzte Krieger von Miami, der sich noch einmal die Ehre gab. Ihm war schlecht geworden. Sie feierten nicht nur ihn, sie zelebrierten das, was sie einst gewesen waren und was sie getan hatten: die untergeschobenen Beweise, die erzwungenen Geständnisse, die Meineide, die hunderte von falschen Verurteilungen, die Morde – und das ewige Credo vom »Passendmachen«. Kein schlechtes Gewissen, kein Schuldbewusstsein – und kein Verantwortlicher.
    Dann war Eldon mit weit offenen Armen aus der Menge herausgetreten und lächelnd auf ihn zugekommen, um ihn an die Brust zu drücken. Auf einmal hatte Max an Sandra denken müssen und wie sehr sie Burns verabscheut hatte. Nicht zuletzt ihretwegen hatte er den Dienst quittiert, weil sie ihn andernfalls nie geheiratet hätte. In jenem Moment hatte er ihr Gesicht gesehen, direkt vor seinen Augen, hell wie der Tag. Er war erstarrt und einen Schritt zurückgetreten. Eldon hatte die Arme sinken lassen, sein Lächeln war erstorben.
    Gefolgt war eine höfliche, aber angestrengte Unterhaltung. Eldon hatte zu ihm durchzudringen, ihn zu sich zurückzuziehen versucht, aber Max war ausgewichen – kurze Sätze, Einsilber, Knurren. Zu guter Letzt hatte Eldon die Formalitäten aufgegeben und ihm die Hand zum Abschied gereicht.
    »Du warst einer der ganz Großen«, hatte er gesagt.
    Das waren seine letzten Worte an Max gewesen. Genau das Gleiche hatte Joe gerade gesagt, noch dazu fast an der gleichen Stelle.
    Max ging zu seinem Wagen. Er dachte darüber nach, was er morgen tun würde nächste Woche und so lange, wie er noch imstande sein würde weiterzumachen. Nur darum ging es jetzt noch: weitermachen. Weitermachen in einem Beruf, den er verabscheute, weitermachen, bis er genug Geld beisammenhatte, um nicht als Penner am Strand zu enden.
    Er dachte an Joe, der einen Kreuzzug starten wollte, um einem Menschen Gerechtigkeit zu verschaffen, den er verachtet hatte – weil es das Richtige war, weil er darin seine Aufgabe sah, weil er glaubte, deswegen auf dieser Welt zu sein.
    Was dachte er sich dabei, einfach abzuhauen?
    Joe war sein Freund.
    Eldon war sein Freund gewesen.
    Er war Eldon etwas schuldig.
    Er war Joe etwas schuldig.
    Er schloss die Augen und hielt nach seiner Frau Sandra Ausschau. Sie war nicht da.
    Er war auf sich allein gestellt.
    Es war seine Entscheidung.
    Okay.
    Er konnte das.
    Noch einmal.
    Born to Run .
    Er drehte sich um.
    Joe stand draußen vor dem Boxstudio und sah ihn an. Entweder er hatte ihm nachgesehen, oder er war einfach stehen geblieben für den Fall, dass Max doch noch seine Meinung änderte – wahrscheinlich hatte er gewusst, dass er das tun würde, dass er ihm diese Sache nicht würde abschlagen können.
    3
    Max fuhr

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