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Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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Mann.«
    »Wir würden zusammenarbeiten.«
    »Wie denn? Ich komme nicht mal ins Polizeipräsidium rein. Ich krieg nicht mal einen Besucherpass. Mein Name wird da nicht gern gehört.«
    »Die ganzen Datenbankrecherchen würde ich übernehmen. Die kriminaltechnischen Berichte lesen, den Ballistikbericht. Du würdest die Befragungen machen.«
    Max verkniff sich das Lachen.
    »Die Leute befragen, ich? Hier? Von Tür zu Tür rennen? Das ist dein Plan? Die Leute hier reden nicht mit einem Bullen. Und schon gar nicht mit einem Weißen, der mal Bulle war.«
    »Nur für eine Woche. Oder zwei. Höchstens. Vielleicht findest du ja was raus«, sagte Joe. »Sobald du was in der Hand hast oder, besser noch, einen Augenzeugen findest, gibst du mir Bescheid, und von da an übernehme ich.«
    »Was hast du vor, Joe?«
    »Ich will verhindern, dass jemandem ein Mord angehängt wird, den er nicht begangen hat. Genau das hat Ricon nämlich vor – der sucht sich einen jungen Schwarzen, den er in den Knast bringen kann. Wenn ich Informationen habe, die den seinen widersprechen, werde ich einen Weg finden, sie einzusetzen und das Scheißspiel zu beenden. Was denkst du, Max? Noch einmal ermitteln. Ein letztes Mal. Du und ich. Born to Run .«
    »Jetzt komm mir bloß nicht mit Springsteen!« Eldon hatte die beiden »Born to Run« getauft, nachdem er im Zimmer seiner Tochter ein Poster des Album-Covers gesehen hatte.
    Joe trat ein wenig näher an die Stelle heran, an der Eldon gelegen hatte. In diesem Moment sah er alt, müde und sehr hilflos aus. Max wusste, dass Joe in dieser Angelegenheit alles tun würde, was in seiner Macht stand. Dabei kämpfte sein Freund gegen Windmühlen an, die eine Nummer zu groß für ihn waren. Max hatte nicht den Mumm, es ihm zu sagen.
    »Kann ich darüber nachdenken?«, fragte Max.
    »Was gibt es da nachzudenken?« Joe drehte sich zu ihm um, und er sah stinkwütend aus. »Alles, worum ich dich bitte, sind zwei Wochen. Zwei Wochen, Max. Was hast du denn zu tun? Wieder einen Ehebrecher jagen?«
    »So ist es, ganz genau. Der Fall, an dem ich arbeite, ist gerade völlig aus den Fugen geraten.«
    »Der Fall? Du nennst diesen Scheiß einen Fall ? Das hier, Max, Eldon Burns, tot, ermordet – das ist ein Fall. Ein Typ, der eine Frau vögelt, die seine Tochter sein könnte, ist kein Fall. Das ist nur ein geiler alter Drecksack, der es besser wissen sollte. Ein Fall . Scheiße! Du musst dich mal selbst reden hören. Du warst mal einer der ganz Großen. Jetzt kriechst du nur noch auf den Knien durch die Gegend.«
    Joe starrte ihn an. Verachtung lag in seinem Blick. Sehr viel Zorn. Mit genau diesem Blick hatte er früher die Verdächtigen eingeschüchtert. Max bekam eine Vorstellung davon, wie die sich gefühlt haben mussten. Noch nie hatte Joe ein Urteil darüber abgegeben, wie Max sein Geld verdiente. Eine leise Missbilligung aber hatte immer mitgeschwungen, wenn sie auf das Thema Arbeit zu sprechen gekommen waren.
    Seit fast vierzig Jahren waren sie befreundet. Zwölf Jahre davon zusammen bei der Polizei. Damals waren sie wer gewesen, sie beide, dachte Max. Ein großartiges Team. Und Joe war noch immer wer. Er hatte kein Stück seiner Integrität verloren. Er war keine Kompromisse eingegangen, hatte nie weggeschaut, nie den einfachen Weg gewählt, nie Geld angenommen. Max besaß keinerlei Integrität. Nicht das Gefängnis hatte ihn gebrochen. Auch nicht der Tod seiner Frau. Sondern das, was danach gekommen war – was er aus seinem Leben gemacht hatte. Das Schicksal hatte ihm eine Rettungsleine zugeworfen, und er hatte sich einen Strick draus gedreht.
    Das war der Grund, warum er mit dem Mordfall nichts zu tun haben wollte. Er fühlte sich schmutzig, unendlich weit entfernt von allem, was einmal seine Begabung gewesen war, was ihn mit Stolz erfüllt hatte. Er hatte nicht das Gefühl, dass er es noch konnte.
    Joe wandte sich von ihm ab, ging zur Tür, riss sie weit auf und trat zur Seite, als wollte er Max auffordern, für immer zu verschwinden. Draußen herrschte tiefschwarze Nacht. Grillen waren zu hören.
    Max ging durch die offene Tür und drehte sich noch einmal um, wie um Abschied zu nehmen.
    Hier hatte er Eldon zum letzten Mal lebend gesehen, vor fast zehn Jahren, am 18. Dezember 1998. Es hatte eine Feier gegeben, ein Wiedersehenstreffen der alten MTF-Truppe, und jeder, der noch am Leben und bei ausreichender Gesundheit war, war erschienen. Max hatte sich schwergetan mit der Entscheidung, dabei zu sein. Natürlich

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