Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
Vom Netzwerk:
Hoovers Sexualität, die ihn hätten ruinieren können, hätte es Beweise gegeben. Joe vermutete, dass Eldon diese Beweise vielleicht hatte, den rauchenden Colt sozusagen.«
    »Warum haben die dann nicht wenigstens Ihren Namen reingewaschen?«
    »Ich war für die ja keine Unschuldige«, sagte sie. »Wir waren eine linke Organisation. Ich habe die Schwarzen Jakobiner nach dem Vorbild des Sozialismus aufgebaut, den Sie hier in Kuba sehen. Damals war ich sehr gut mit Fidel Castro befreundet. Für die wäre es peinlich gewesen, jemanden zu entlasten, der mit dem Feind ›kollaborierte‹. Damals herrschte der Kalte Krieg. Es war nach der Kuba-Krise. Da wurden unter jedem Bett Rote vermutet. Selbst wenn man mich vom Vorwurf des Polizistenmords freigesprochen hätte, war ich doch immer noch eine Kommunistin, eine Rote.
    Außerdem hatte die Polizei von Miami einiges gegen mich zusammengetragen. Mehrere Augenzeugen, die bei der Razzia dabei gewesen waren, Menschen, die ich mein Leben lang gekannt hatte, schworen, sie hätten gesehen, wie ich Dennis Peck erschoss. Angeblich waren Patronenhülsen mit meinen Fingerabdrücken am Tatort gefunden worden. Und ich war nach Kuba geflohen. Da war für die alles klar. Wer unschuldig ist, läuft nicht weg.
    Und natürlich war da auch noch diese andere Sache. Das eigentliche Ding. Ich bin schwarz. Und das waren die Südstaaten damals. Keine fünfzehn Jahre vorher hatte Rosa Parks im Bus noch hinten sitzen müssen. Meine Unschuld war da rein akademischer Natur.«
    Max war so beeindruckt von ihr, dass es der Bewunderung nahekam. Und das verwirrte ihn. Er hatte erwartet, eine Frau anzutreffen, die vom Hass verzehrt wurde – von einem Hass, der zwar gerechtfertigt und verständlich, aber schon vor langer Zeit ins Irrationale umgeschlagen war, von der Zeit und der Erinnerung verdreht und von Bitterkeit und Ungerechtigkeit geschärft. Doch nichts in der Art hatte er von ihr gehört. Er verstand, warum so viele Menschen in ihren Bann geraten waren. Selbst jetzt noch hatte sie die Kraft, andere zu berühren und zu inspirieren. Was die Frage, die zu stellen er immer näherkam, umso schwerer machte.
    Er schaute aus dem Fenster über den blauschwarzen Ozean und die blinkenden Bojen hinaus, die auf den sanften Wellen tanzten.
    »Die Welt hat sich verändert. Der Kommunismus ist zusammengebrochen. Amerika hat sich neue Feinde gesucht«, sagte sie. »Joe kam mich regelmäßig besuchen. Er war fest entschlossen, meinen Namen reinzuwaschen, aber dann wurde ich krank. Das hat alles verändert. Meine Uhr begann zu ticken. Ich hatte nicht mehr unbegrenzt Zeit, meine Angelegenheiten zu Ende zu bringen.«
    Sie sah ihm gerade in die Augen.
    »Was zu Ende zu bringen?« Max’ Herz schlug schneller – es war das altbekannte Rauschen seines Blutes, wenn er ein Geständnis witterte.
    »Die Leute sterben immer eher, als sie wollen. Und sie hinterlassen immer irgendwo ein Durcheinander. Ich will das nicht. Ich bin fest entschlossen, alles in Ordnung zu bringen.«
    Die Worte polterten Max über die Lippen, bevor er es richtig merkte. »Eldon Burns ist tot. Die behaupten, Sie hätten ihn umbringen lassen.«
    Sie sah ihn ausdruckslos an. Ihre Augen wurden trüber und trüber, bis er in zwei Knopfaugen blickte.
    Dann blinzelte sie. Und runzelte die Stirn.
    »Was sagen Sie da?«
    »Eldon Burns. Er wurde letzten Monat in Miami ermordet.«
    »Was? Wann? Letzten Monat?« Sie lehnte sich ein Stück vor. »Sagten Sie, ermordet? «
    »Ja. Erschossen. Zwei Schüsse. In die Augen«, sagte er. »Und wissen Sie was? Am Tatort wurden zwei Patronenhülsen mit Ihren Fingerabdrücken gefunden.«
    »Letzten … letzten Monat, sagten Sie? Aber … meine Fingerabdrücke? «
    Sie versuchte ein sarkastisches Lachen, doch heraus kam ein klägliches Husten.
    »Und Sie sagen, ich hätte ihn umgebracht?«
    »Nein, Vanetta, nicht ich. Die. Die Polizei von Miami.«
    »Sind Sie deshalb hier? Um mich festzunehmen? «
    »Nein, ganz und gar nicht.« Max schüttelte den Kopf. »Ich mache Ihnen keinen Vorwurf, dass Sie Eldon tot sehen wollten. Er und Abe Watson haben Ihren Mann und Ihre Tochter umgebracht. Und sie haben Dennis Peck getötet und Ihnen den Mord angehängt. Alle wurden mit derselben Waffe getötet. Und mit genau dieser Waffe – Abe Watsons 45er – wurde auch Eldon Burns erschossen. Auf den Patronenhülsen, die am Tatort gefunden wurden, waren Ihre Fingerabdrücke.«
    »Das ist lächerlich .« Sie war mehr erstaunt als wütend.

Weitere Kostenlose Bücher