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Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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Wie heißt er?
    Der Schlag auf den Hinterkopf.
    Dann nichts mehr.
    Jetzt das.
    Er atmete tief ein. Die Luft brannte ihm in der Nase. Der Geruch war stark, er kannte ihn, nichts Besonderes, alltäglich und lebenswichtig – und nostalgisch. Als Kind hatte er diesen Geruch geliebt.
    Aber er war viel zu stark.
    Und gefährlich.
    Benzin.
    Er riss die Augen wieder auf, konnte plötzlich glasklar sehen.
    Aber was zum Teufel war das?
    Ein Strand im hellen Licht des Tages, von oben betrachtet.
    Er kannte diesen Blick.
    Sehr gut sogar.
    Es war sein Blick, der Blick aus seinem Penthouse.
    Miami Beach, am südwestlichen Ende der Collins Avenue.
    Er blinzelte.
    Es war ein Video, aufgenommen von seinem Balkon mit Meerblick, und es lief auf dem größten Flachbildfernseher, den er je gesehen hatte – ein gewaltiger High-Tech-Megalith aus Plastik und Plasma, der ein so trügerisch echtes und so brillantes Bild lieferte, dass Max das Gefühl hatte, durch die Benzindämpfe das Meer riechen zu können.
    Sie waren in seine Wohnung eingedrungen, um das zu filmen.
    Das Video konnte an jedem beliebigen Tag aufgenommen worden sein, an dem es nicht gerade geregnet hatte oder kalt gewesen war – was in Miami so gut wie nie passierte. Am Strand tummelten sich die Sonnenanbeter, kleine schwarze Punkte, die sich gemächlich über den kosmetisch weißen Sand bewegten.
    Max versuchte aufzustehen, sich in Bewegung zu setzen, aber er konnte nicht mehr tun, als den Oberkörper ein klein wenig aufzurichten und die Schultern ein klein wenig zu heben. Er kam nicht von seinem Stuhl hoch und konnte auch an seiner Haltung nicht viel ändern. Seine Handgelenke waren mit einem Strick an die Stuhlbeine gefesselt, die Knoten so fest, dass seine Fingerspitzen kalt geworden waren, weil dort kein Blut mehr floss. Die Beine hatte man ihm in ganz ähnlicher Weise an den Fußknöcheln gefesselt. Er war barfuß, spürte aber den Boden unter seinen Fußsohlen nicht. Die Zehen konnte er nicht einmal bewegen. Sie waren taub.
    Der Metallstuhl war am Fußboden verbolzt, die Bolzenköpfe glänzten im Lichtschein des Fernsehers und sahen neu aus.
    Der Fußboden war mattschwarz gestrichen, genau wie die Wände und die Decke. Er konnte unmöglich abschätzen, wie groß der Raum war. Er fühlte sich klein und zugleich riesig an, beengt und zugleich weitläufig, fast endlos.
    Sein Blick fiel auf krude weiße Markierungen auf dem Fußboden, die einige Meter breit und einige Meter lang waren. Er drehte den Kopf, um sie genau anzusehen. Hieroglyphen, gemalt in einer schimmernden, kreideartigen Paste von der Textur und der Konsistenz von Zuckerguss, nur dicker aufgetragen.
    Was er da sah, waren die Umrisse eines Sargs mit drei Kreuzen darin.
    Der Stil kam ihm bekannt vor, aber er war zu durcheinander, und seine Sinne waren zu überfrachtet, um ihn zuordnen zu können.
    Er ließ den Blick weiter über den Boden wandern.
    Der Sarg war Teil eines größeren Ganzen, das sich über den kompletten Fußboden, soweit er ihn sehen konnte, erstreckte. Das zentrale Element – das Herz des Ganzen – war er. Er saß, gefesselt und verschraubt, in der Mitte eines großen umgedrehten Kreuzes, dessen Balken spitz zuliefen wie Pfähle. In den Quadranten zwischen den Balken schwebten vier Zeichnungen.
    Die Pastenschmiererei unmittelbar zu seiner Rechten zeigte eine Schlange, die aus einem Ei hervorbrach, das aufrecht in einem Nest – einer Krone? – aus Dornen stand. Ihr Körper war mit nur drei gewellten Linien dargestellt, der große Kopf dagegen sorgfältig ausgearbeitet: ein halb menschliches Gesicht mit diamantförmigen Augen, scharfen, sich verjüngenden Brauen, dicken Lippen, zwei Säbelzähnen und einer langen gespaltenen Zunge, die sich wie ein Lasso um den Hals eines verängstigten Vogels gewunden hatte. Der Vogel war ein Weißkopfseeadler.
    Max war verwirrt.
    Dann bekam er Angst.
    Sein Herz fing an zu pochen, eine verzweifelte Faust, die gegen seinen Brustkorb hämmerte, dröhnende Echos, die aus den Tiefen seines Knochengerüsts heraufdrangen. In seinem Hals pulsierte es.
    Er wusste genau, was er da sah, wusste genau, wo er saß, aber er begriff nicht, warum. Und noch weniger konnte er sich erklären, wie er nach seinem Gespräch mit Vanetta Brown hier gelandet war. Er war viel zu benebelt, um seiner Lage irgendeinen Sinn zu entlocken.
    Seine Angst aber wuchs von Sekunde zu Sekunde.
    Er betrachtete die Zeichnung hinter sich.
    Er sah ein Strichmännchen in einem Boot. Am Bug des

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