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Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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wegen des holprigen Asphalts, die Rampa hinunter. Max klammerte sich an dem Drahtkorb fest, während sie auf den Malecón zurasten und ihm jeder Hüpfer und jede harte Landung ins Rückgrat fuhr und ihn aus dem Sitz zu werfen drohte. Der Fahrer – der sich ihm als Teófilo vorgestellt hatte – schrie und jauchzte, streckte die Füße in die Luft und wedelte mit den Armen.
    »Ich lieben schnell! Ich lieben schnell!«, schrie er.
    Als es wieder flacher wurde, musste Teófilo schuften. An seinen schmalen, nackten Waden traten die Venen hervor, und der Schweiß rann ihm über den Rücken, als wäre er irgendwie undicht geworden. Er stöhnte und ächzte, keuchte heftig und fluchte ausgiebig. Sie wurden von einem Gelenkbus mit trübsinnig dreinschauenden Passagieren, von Coco-Taxis, Pferdekarren und Packpferden, einem trottenden Esel und Fußgängern überholt.
    Nach einer Ewigkeit hatten sie den Prado erreicht, wo die Touristen aus ihren Hotels in die Bars und Restaurants strömten, in Cabrios auf und ab fuhren und mit Digitalkameras und Camcordern die Szenerie einfingen und konservierten.
    Dann klapperten sie gemächlich durch die Seitengassen bis zur nächsten großen Straße, wo der erschöpfte Teófilo die Hand nach einem vorbeifahrenden LKW ausstreckte, sich festhielt und mitziehen ließ. Mit der freien Hand nahm er einen Schluck Wasser, wischte sich mit einem Stück Stoff durchs Gesicht und grüßte ein paar Mädchen, die vor dem Schaufenster eines Modegeschäfts standen, mit einem Tippen an den Baseballschirm.
    »Du starker Mann!«, rief er Max zu.
    »Stark?«
    »Ja, stark Mann. Viel Bier, ja!«
    »Ich trinke kein Bier.«
    »Dann trinken viel Milch. Ja!«
    Max begriff, was er meinte. »Sie meinen, ich bin dick? Schwer?«
    »Ja, dicker starker Mann, schwer Mann, trinken viel Milch!«
    »Das sind alles Muskeln.« Max lachte.
    An der nächsten Ampel teilte sich die Straße, und Teófilo ließ den LKW los und bog nach links ab. Die Straße beschrieb eine weite Kurve und neigte sich. Sie rollten abwärts.
    Teófilo schaltete die Taschenlampe ein, die mit Klebeband am Lenker befestigt war. Der Lichtstrahl hüpfte und flatterte umher und fuhr über halb eingefallene Häuser, die unheilvoll und krumm aussahen und wie der Bug eines torpedierten Schiffes, das in einer Sandbank steckte, aus der Erde ragten. Jede vertikale Oberfläche war mit einer Variation der angolanischen Flagge verziert: oben ein roter, unten ein schwarzer Streifen, in der Mitte ein goldener Stern und eine Machete auf einem halben Zahnrad. Der Geruch von Rauch hing in der Luft und der zähere Gestank von Müll und Verfall.
    Sie fuhren weiter. Aus dem Asphalt wurde Schotter, dann Erde. Das Fahrrad antwortete mit wüstem und wütendem Geschepper, als wollte es Teófilo mitteilen, dass das alles entschieden zu anstrengend war und dies der allerletzte aller letzten Liebesdienste sein würde.
    Überall waren Menschen, reglos und lautlos, einen starren Ausdruck auf den schmutzigen Gesichtern, die Augen blicklos. Dass sie vorüberfuhren, wurde gesehen, aber nicht wahrgenommen. Normalerweise wäre Max unter diesen Umständen angespannt und wachsam gewesen, weil er damit rechnete, angegriffen zu werden, aber diese Menschen waren besiegte Kreaturen, so hohl wie die Häuser, in denen sie lebten. Am Steuer ausgeweideter Autos sah er Kinder sitzen und Autofahren spielen, er sah zwei Männer ohne Beine, die auf Rollbrettern um die Wette einen Hügel hinunterfuhren, einen Trupp Soldaten in zerschlissener Kampfuniform, die in Reih und Glied auf Krücken marschierten. Und an jeder Ecke Santería-Anhänger, von Kopf bis Fuß in Weiß gekleidet, die in kleinen Gruppen vor den kerzengeschmückten Altären knieten und dabei von schwachen, ausgehungerten Hunden beobachtet wurden.
    Noch eine halbe Stunde fuhren sie durch diese Ruinen. Die Straße war stellenweise so von Schlaglöchern übersät, dass sie beide absteigen und das Taxi tragen mussten.
    Es war Max, der die Lichter als Erster bemerkte: eine Reihe kleiner grüner Glühbirnen, die in eine hohe Mauer eingelassen waren und wie deplatzierte Katzenaugen leuchteten.
    Als sie die Straße hinabrollten, wurde der Belag wieder glatt und intakt, und auch die Gebäude veränderten sich – sie waren modern und von hohen, spitzen Zäunen mit Stacheldraht umgeben. Max las die niedriger werdenden Hausnummern, gerade auf der rechten, ungerade auf der linken Seite.
    »Ist das die Calle Ethelberg?«, fragte Max.
    »Sí, camino

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