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Todesrosen

Todesrosen

Titel: Todesrosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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sie bekommen; darüber hinaus habe ich auch die Namen von einigen Polizeibediensteten, die Herbert anscheinend in der Hand hat. Das ist alles in meinem Besitz, und ich werde es dir mit größtem Vergnügen aushändigen.«
    »In diesem Notizbuch wird Kalmann häufig erwähnt. Weißt du, was der im Schilde führt?«
    »Ich habe die Zusammenhänge immer noch nicht so ganz durchschaut, aber Birta hat auf jeden Fall einiges darüber gewusst. Ich habe das bloß nicht so richtig begriffen, wenn sie darüber redete, wer in all diese Häuser einziehen sollte, das kapierte ich damals einfach nicht. Aber inzwischen glaube ich zu wissen, was sie damit sagen wollte.«
    »Wo bist du, Janus?«, fragte Erlendur. »Wo sollen wir dich abholen?«
    »Mach dir meinetwegen keine Gedanken, sondern lieber wegen Herbert, diesem Dreckskerl.«
    Erlendur sprach hastiger.
    »Weswegen hast du Jón Sigurðsson gewählt?«
    Die Antwort war nicht zu verstehen. Janus sagte zwar etwas, aber Erlendur hörte es nicht. Als er die Frage wiederholte, hörte er nur noch das Tuten am anderen Ende der Leitung. Er legte den Hörer auf.
    Sigurður Óli erschien in der Tür. »Das ist die Telefonnummer von einem kleinen Schallplattengeschäft in der Innenstadt. Zwei Wagen sind schon dorthin unterwegs.«
    »Janus möchte, dass wir diesbezüglich etwas unternehmen«, entgegnete Erlendur und warf ihm das Notizbuch zu. Sigurður Óli blätterte darin.
    »Es hat den Anschein, als sei Janus durch Herbert an gewisse Unterlagen herangekommen«, fuhr Erlendur fort. »Dieser Block ist der Nachweis für die Verbindung zwischen Kalmann und ihm. Wir brauchen Herbert als Zeugen.«
    »Glaubst du, dass Janus vorhat, Herbert umzubringen?«
    »Ich bezweifele sehr, dass sie dicke Freunde sind.«
    »Was ist mit Kalmann?«, fragte Sigurður Óli. »Glaubst du, dass er wegen Janus in Gefahr schwebt?«
    »Ich glaube, wir sollten diesem umtriebigen Großunternehmer einen Höflichkeitsbesuch abstatten«, sagte Erlendur und setzte sich seinen Hut auf. »Etwas Besseres kann ich mir für den heutigen Tag nicht vorstellen.«
    »Was ist mit Janus?«
    »Mein Gefühl sagt mir, dass Janus sich schon wieder melden wird.«
     
    Es war noch ziemlich früh am Vormittag, als sie im Dienstwagen vor Kalmanns Villa vorfuhren. Sie waren davon ausgegangen, dass er um diese Uhrzeit noch nicht ins Büro gefahren war, und damit lagen sie richtig. Er nahm sie an der Tür in Empfang, gekleidet in einen makellosen, blaugrauen Business-Anzug, den Sigurður Óli wesentlich besser einzuordnen wusste als Erlendur.
    Kalmann schien nicht sonderlich überrascht zu sein, am frühen Vormittag zwei Kriminalbeamte zu Besuch zu bekommen. Nachdem sie sich ausgewiesen hatten, führte er sie in seinen Salon und erklärte, allein zu leben, was mit Vor- und Nachteilen verbunden sei. Er war genausogroß und ebenso sonnengebräunt wie Sigurður Óli, doch seine Bräune stammte wohl aus mediterranen Gegenden und nicht aus dem Sonnenstudio. Seine dunklen Haare trug er glatt zurückgekämmt, und er war sorgfältig rasiert. Die Augen unter den schmalen Brauen waren braun, die Nase schmal und der Mund klein, er hatte ein ausgeprägtes Kinn und leicht eingefallene Wangen. An den beiden Ringfingern seiner kleinen Hände steckte jeweils ein Goldring. Sein Auftreten ließ die Unerbittlichkeit eines Mannes erahnen, der sich auf seine Position nicht nur sehr viel einbildete, sondern auch bereit war, sie mit Zähnen und Klauen zu verteidigen.
    Erlendur und Sigurður Óli nahmen in dem elegant eingerichteten Salon Platz. In einer Ecke stand ein weißer Flügel, Gemälde hingen an den Wänden, die Möbel waren allesamt Designermöbel. Auf den Tischen und Regalen standen wertvolle Kunstgegenstände. Fotos, die Kalmann mit führenden Persönlichkeiten des Landes und Direktoren ausländischer Unternehmen, sogar mit Staatsoberhäuptern zeigten, fehlten nicht. Merkwürdiger Ersatz für Familienbilder, dachte Sigurður Óli.
    »Was verschafft mir die Ehre, Besuch von der Kriminalpolizei zu bekommen?«, sagte Kalmann mit gespielter Überraschung. Er betrachtete die beiden Männer mit subtiler Verachtung. Sie würden es nicht mit Kalmann aufnehmen können, diese beiden Bürohengste aus dem öffentlichen Dienst. Trotzdem war seine Selbstsicherheit durch Herberts Verschwinden etwas angeknackst. Möglicherweise hatte der sich freiwillig gestellt, auch wenn Kalmann sich das nur schwer vorstellen konnte. Herbert hatte sich ihm gegenüber einmal mit

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