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Todesrosen

Todesrosen

Titel: Todesrosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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Telefonzelle vor, und zwei Polizisten in Uniform sprangen heraus, aber Janus war bereits über alle Berge.
    »Er kann uns doch vertrauen, der Junge«, bemerkte Erlendur zu Sigurður Óli.
    »Sollten wir nicht versuchen, ihn heute Abend zu schnappen, wenn du dich mit ihm triffst?«, fragte Sigurður Óli.
    »Warten wir ab, was der Junge uns zu sagen hat und was wir noch von ihm ausgehändigt bekommen. Wir werden da kein Räuber- und Gendarmspiel inszenieren, um ihn in die Enge zu treiben, oder eine Verfolgungsjagd veranstalten, um ihm Angst einzujagen. Janus arbeitet mit uns, nicht gegen uns, das hat er von Anfang an getan. Er will mit uns sprechen, aber zu seinen Bedingungen. Dagegen habe ich nichts. Ich treffe mich mit ihm, und vielleicht kann ich ihn dazu bringen, mit diesem Versteckspiel aufzuhören, damit wir seine Aussage zu Protokoll nehmen können. Vielleicht aber auch nicht. Ich bin durchaus bereit, ihm diesen Spielraum noch für einige Zeit zu lassen. Warten wir einfach ab.«
    »Von was für einem Foto hat er eigentlich gesprochen?«, überlegte Sigurður Óli. »Hat Herbert Fotos von seinen Kunden gemacht und sie womöglich dazu benutzt, jemanden zu erpressen? Aus irgendeinem Grund beherrscht er hier den Drogenmarkt und führt sich auf, als sei er Man of the Year in der Finanzwelt.«
    »Es wird sich herausstellen, was Janus noch für uns hat«, entgegnete Erlendur.
     
    Der Treffpunkt, den Janus Erlendur vorgeschlagen hatte, war der Segelflugplatz auf Sandskeið etwa zwanzig Kilometer östlich von Reykjavík. Sigurður Óli wies noch einmal darauf hin, dass es die einfachste Sache der Welt sei, ihn dort zu schnappen, aber Erlendur wollte nichts davon hören.
    Janus hatte sich ein weiteres Auto organisiert. Den Polizeistatistiken zufolge wurden jährlich etwa zweihundert Autos in Reykjavík gestohlen, und davon gingen in diesem Jahr bereits drei auf Janus’ Konto.
    Erlendur verließ die Stadt in seinem eigenen Wagen. Er hatte strikte Anweisung gegeben, dass niemand ihm folgen sollte und Polizisten dort nichts zu suchen hatten. Er wollte keine Kontrolle, denn es ging ihm darum, Janus zu zeigen, dass er der Kriminalpolizei vertrauen konnte. Als er beim Segelflugplatz angekommen war, fuhr er mitten auf die Landebahn, brachte das Auto zum Stehen, schaltete den Motor aus und wartete.
    Er wartete eine Stunde, eineinviertel Stunde. Anderthalb. Das Wetter war nach dem Regen tagsüber sehr mild, und die Sonne stand hoch im Westen. Erlendur stieg aus dem Auto. Während des Wartens hatte er eine halbe Schachtel geraucht, und so langsam kam er zu dem Schluss, dass Janus ihn zum Narren gehalten hatte. Er spähte in alle Richtungen, aber die einzigen Autos, die zu sehen waren, bretterten auf der Ringstraße in einem Kilometer Entfernung vorbei. Leute auf dem Weg in die Sommerferien, den Wagen vollgestopft mit Kindern, die, kaum dass sie die Stadt verlassen hatten, bereits quengelten, dass am nächsten Kiosk Halt gemacht werden müsse. So stellte Erlendur es sich jedenfalls vor, denn aus eigener Erfahrung kannte er das nicht.
    Er setzte sich wieder ins Auto und wollte gerade den Motor anlassen, als er ganz am Ende der Landebahn eine Staubwolke erblickte und einen dunklen Punkt, der sich rasch näherte und größer wurde, bis schließlich ein Auto ins Blickfeld kam, das direkt vor Erlendurs Wagen anhielt. Erlendur stieg wieder aus, ging zum Beifahrersitz des anderen Wagens und setzte sich wie verabredet hinein.
    Sie gaben sich die Hand. Janus war von Kopf bis Fuß verdreckt. Erlendur glaubte, Ruß in seinem dichten Haar zu erkennen. Weiße Streifen in seinem kohlschwarzen Gesicht schienen darauf hinzudeuten, dass er geweint hatte. Auch die Hände waren schwarz von Ruß, und der Geruch, der von ihm ausging, kam Erlendur außerordentlich bekannt vor.
    »Ist das geräucherter Speck, wonach du riechst? Wo hast du dich aufgehalten?«
    »Da und dort«, entgegnete Janus.
    »Wie bist du an dieses Foto herangekommen, das du in Herberts Haus hinterlassen hast?«, fragte Erlendur, direkt zur Sache kommend.
    »Es war in diesem Blechkasten. Kennst du jemanden darauf?«
    »Der Mann auf dem Foto ist ein hohes Tier in der Stadtverwaltung, er hat mit der Grundstückvergabe zu tun. Die beiden Kinder, ich weiß es nicht, ich kann dir wahrhaftig nicht sagen, was für arme Kinder das sind.«
    »In dem Kasten waren noch andere Dokumente. Ich hab sie dabei.«
    »Wie bist du an diesen Kasten herangekommen?«
    »Darüber sprechen wir vielleicht

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