Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
Leidenschaften aus den Tränensäcken ihrer Augen abzulesen, die Wahrheit über ihr Leben aus ihren triefenden Innereien, er hörte das entsetzte Flüstern ihrer erkaltenden Gehirne und roch ihre kleinsten Geheimnisse in den Gasen ihrer angeschwollenen Eingeweide!«
    Clarke hob protestierend die Hand. »Herrgott, Harry, das weiß ich doch alles!«
    »Aber du weißt nicht, wie man sich fühlt, wenn man tot ist, du kannst dir nicht vorstellen, was all das bedeutet! Ich kann es dir auch nicht verdenken! Aber hör zu: Ich habe immer gesagt, ich unterscheide mich von Dragosani. Wir hatten jedoch auch Gemeinsamkeiten. Es fällt mir schwer, das zuzugeben, aber es war so. Du weißt ja, was dieser Bastard Keenan Gormley angetan hat, wie er seinen Körper zurichtete. Doch nur ich allein weiß, was Gormley dabei empfunden hat!«
    Nun verstand Clarke. Er schnappte nach Luft, spürte, wie ihm die Haare zu Berge standen und hauchte: »Himmel, du hast recht! Ich glaube, ich will es einfach nicht wahrhaben. Aber Keenan hat alles gespürt, was Dragosani ihm angetan hat!«
    »Richtig.« Harry ließ sich nicht mehr bremsen. »Das eigentliche Werkzeug eines Nekromanten ist die Folter. Die Toten spüren, was er ihnen antut, genauso wie sie hören, was ich ihnen sage. Doch im Gegensatz zu den Lebenden können sie sich nicht dagegen wehren, nicht einmal schreien! Jedenfalls nicht auf eine Weise, dass man sie hören würde. Und was Penny Sanderson betrifft ...«
    Clarke erblasste noch mehr. »Sie spürte, wie ...?«
    »Alles!«, grollte Harry. »Und dieser Bastard, wer er auch sein mag, wusste das! Vergewaltigung an sich ist schon schlimm genug, wenn man es den Lebenden antut, und Nekrophilie wäre ebenfalls schlimm genug, wenn man das Toten antut, die nichts mehr davon wahrnehmen, aber was dieser Kerl tut, ist schlimmer als alles andere! Er foltert seine Opfer zu Tode und sogar hinterher noch, denn er weiß , dass sie es spüren! Er benutzt ein Messer mit gekrümmter Klinge, wie man es im Garten zum Beschneiden von Bäumen und Blumen nimmt, aber es ist scharf wie ein Rasiermesser und ... wird nicht bei Pflanzen verwendet.«
    Eigentlich hatte Clarke sich mit den Polizisten im Wachraum sprechen wollen, doch nun war ihm schlecht und er musste sich an die niedrige Burgmauer lehnen. Während er sich daran festhielt, sog er gierig die frische Luft ein und kämpfte gleichzeitig gegen seine aufsteigende Magensäure an. Nun war ihm alles klar, und er wurde die Bilder nicht mehr los, die vor seinem inneren Auge erschienen. Krankhafter Sex? Gott, was für eine Untertreibung!
    Der Chef des E-Dezernats blickte Harry von der Seite her an. »Er ... er schneidet die Körper der armen Kinder auf und hat dann auf diese Weise Sex mit Ihnen?«
    »Darcy, hat man dir bei der Polizei nicht gesagt, wo er sein Sperma zurücklässt?«
    Clarke fühlte sich fiebrig, doch statt sich übergeben zu müssen, stieg eine ungeheure kalte Wut in ihm hoch. Nein, die Polizei hatte ihm nichts davon berichtet, aber nun war es ihm klar. Er blickte über die vor seinen Augen verschwimmende Stadt hinweg und fragte: »Wieso bist du so sicher, dass er weiß, dass sie es spüren?«
    »Während er seine Untaten vollbringt, spricht er mit seinen Opfern«, erklärte Harry ihm gnadenlos. »Und wenn sie in ihrer Not schreien und betteln, dass er aufhört, kann er sie ebenfalls hören, und er lacht sie aus!«
    Clarke dachte: Himmel, ich hätte ihn nicht fragen sollen! Und du, du Bastard, Harry Keogh – du hättest es mir nicht sagen sollen! Mit schwimmenden Augen wollte er den Necroscopen ansehen, doch es gab niemanden mehr, den er ansehen konnte. Da waren nur noch der Wind, der über den Platz rauschte, und die Touristen, die gegen die Brise ankämpften. Über ihm kreischten Möwen, die auf der Thermik nach oben stiegen. Harry war verschwunden ...
    Später setzte Harry mit Clarkes Hilfe durch, dass Penny Sandersons Leiche verbrannt wurde. Es war der Wunsch ihrer Eltern, und sie würden nie erfahren, dass alles nur eine Show war. Penny würde bereits Asche sein, wenn ihre Tränen auf ihren Sarg tropften, bevor er hinter dem Vorhang im Feuer verschwand.
    Clarke hatte das nicht gewollt, aber er war es Harry schuldig. Und er wollte diesen Wahnsinnigen unbedingt fangen, der Penny und anderen Unschuldigen so etwas angetan hatte. Harry hatte ihm gesagt: ›Wenn ich ihre Asche habe, und zwar die reine Asche, ohne Verunreinigungen wie Holzkohle oder verbrannten Stoff und Ähnliches, werde ich in

Weitere Kostenlose Bücher