TODESSAAT
das hieße, das Schicksal zu versuchen ... Wie dem auch sei: Dieser Traum hatte in Verderben und Untergang geendet – und dabei immerhin den Fingerzeig gegeben, dass wahrhaftig eine Zukunft existieren mochte, auf die es den Blick zu richten galt.
»Ein Felsgrat!«, grunzte Fess Ferenc in diesem Moment und zog sich bereits vor Shaithis hinauf. Kaum dass Shaithis über den Rand blickte, streckte der Riese ihm schon seine große Pranke entgegen; Shaithis starrte sie für die Dauer mehrere Atemzüge an, dann ergriff er sie. Und der Ferenc zog ihn mühelos auf die ebene Fläche hinauf.
»Beim letzten Mal habt Ihr die Chance genutzt und mich in die Tiefe geschleudert«, erinnerte Shaithis ihn.
»Beim letzten Mal wart Ihr drauf und dran, nach dem Handschuh zu greifen!«, gab der Riese zurück.
Dann krabbelte Arkis über das Hindernis zu ihnen herauf. »Ihr beide und eure Vorahnungen!«, grollte er. »Ich spüre nach wie vor nichts Gefährdendes. Außerdem glaube ich, dass ich beinahe auf eine Art Höhle gestoßen wäre. Gut möglich, dass es sogar ein Tunnel war.«
Aber Shaithis sagte: »Oh? Eine leere Höhle, meint Ihr? Oder doch vielmehr eine, in der eins von Fess’ Rüsseldingern haust?«
»Wäre das denn nicht zu wittern gewesen?«, fauchte Arkis und fletschte die Zähne.
Auch Fess Ferenc schnitt eine einschüchternde Grimasse. »Für Volse nicht«, sagte er leise. »Und auch nicht für mich. Bis es zu spät war.« Zu Shaithis gewandt, fuhr er fort: »Was nun?«
Shaithis’ karmesinrote Augen waren zu schmalen Schlitzen verengt; er tat, als prüfe er mit der flachen, kräuseligen Schnauze die Luft. »Das Gelände zur Rechten will mir noch immer gefährlich erscheinen«, urteilte er. »Also schlage ich vor, wir folgen dieser Felsenleiste zur Linken eine Weile und entfernen uns so von der verdächtigen Region. Wir werden sehen, wohin sie führt. Nach dem Klettern können wir dabei wenigstens wieder zu Atem kommen.«
Der Ferenc neigte den grotesken Kopf. »Passt mir. Aber wie sollen wir je in die Welt hinab zurückkehren, eh?«
Während sie bereits aufbrachen, um dem Sims zu folgen, fragte Arkis: »In die Welt hinunter? Wie soll das zu verstehen sein?«
Der Ferenc grinste. »Seht uns doch an! Drei Lords der Wamphyri stolpern, nahezu aller Macht beraubt, wie furchtsame Kinder zusammengedrängt umher, die ein neues Gebiet zu erkunden trachten. Und wie Kinder ängstigen wir uns vor allem, was sich auf uns werfen könnte!«
»Wie verängstigte Kinder, eh?«, plusterte Arkis sich auf. »Da sprecht Ihr aber nur für Euch!«
Der Ferenc seufzte und sagte schlicht: »Schon vergessen? Ich habe gesehen, wie dieses Ding die große Eiterbeule aufgespießt hat.«
In diesem Augenblick wurde es dunkler, und die drei hielten inne und sahen einander besorgt und fragend an. Eine vereinzelte, kümmerliche Wolkenbank schob sich herbei und umhüllte die höheren Bereiche des Berges. Die ersten kleinen Schneeflocken begannen herabzuwirbeln und bedeckten den Felsvorsprung.
Arkis ließ seinen Blick über den Himmel schweifen. »Eine einzige Wolke?«, sprach er seine Skepsis laut aus. »Die sich zudem ausgerechnet hierher verirrt? Das ist doch ein Vampir-Nebel, meint ihr nicht auch?«
»Ganz eindeutig«, sagte der Ferenc. »Wer immer hier oben haust, hat unser Kommen gespürt und versucht es uns nun schwerer zu machen. Er tarnt seinen Bau und den Weg dorthin.«
»Was nichts anderes heißt, als dass wir auf der richtigen Fährte sind«, fügte Shaithis hinzu. Damit setzte er seinen Weg über das Felsenband hinweg fort; hinter ihm schlossen sich die anderen an.
»Huh!«, brummte Arkis. »Gut, wenigstens haben eure Vorahnungen euch nicht getrogen. Vielleicht zu gut. Mir scheint, dieser Jemand, der hier wohnt, hat alle Vorteile auf seiner Seite. Er sieht und weiß alles, während wir buchstäblich im Dunkeln tappen.« Er schlug nach einer kleinen weißen Fledermaus, die ihn umschwirrte.
Die Augen des Ferenc weiteten sich, und ein Ruck durchlief seinen Körper, während er hervorstieß: »Seine Albinos! Seine Fledermäuse! Wir hätten es wissen müssen! Auf diese Art verfolgt er unseren Kurs. Die Winzlinge sitzen uns im Genick wie Flöhe einem jungen Wolf!«
Shaithis nickte wissend. »Ich habe es mir beinahe gedacht. Sie sind genauso seine Lakaien wie auf Starside die Desmodus und ihre kleinen schwarzen Cousins die unseren waren. Sie spionieren aus, wo wir sind und was wir tun, und melden das ... wem auch immer.«
Arkis schnappte
Weitere Kostenlose Bücher