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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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einem plötzlichen Wutanfall zerrte Johnny daran herum, und Moggit wurde in die Höhe gehoben und umhergeschleudert wie ein nasser Lappen. Seine heiseren Katzenschreie erstarben, als der Draht tief in seine wund gescheuerte Kehle schnitt.
    Johnny stieß triumphierend die Luft aus, als sein Messer doch noch die Leine durchtrennte und Moggit emporgerissen wurde. Er fauchte und röchelte für ein, zwei Sekunden, während die Schlinge sich zuzog und ihm den Rest gab. Doch Johnny war so sehr darauf versessen, die Katze umzubringen, dass Carol auf einmal über ihm war. Blindlings um sich schlagend ging sie mit den Fingernägeln der einen Hand und dem zerbrochenen Stein fest in der anderen auf ihn los. Ihren kratzenden Nägeln konnte er ausweichen, aber die scharfe Kante des Steins erwischte ihn an der Stirn. Er ging zu Boden. Schon im nächsten Moment setzte er sich wieder auf, schüttelte den Kopf und sah sich suchend nach seinem Messer um. Mit blitzenden Augen blickte er seine Schwester an und drohte ihr: »Erst Moggit, und jetzt du!«
    Mit aufgeschürfter, blutender Stirn kam er unsicher wieder auf die Beine, entdeckte sein Taschenmesser und griff danach. In diesem Augenblick wurde Carol bewusst, dass sie sich in tödlicher Gefahr befand. Johnny konnte nicht zulassen, dass sie ihren Eltern erzählte, was sie gesehen und was er getan hatte. Es gab nur eine Möglichkeit, sicherzugehen, dass sie den Mund hielt.
    Sie warf einen Blick zurück und nahm die ganze Szene ein letztes Mal in sich auf – der arme Moggit, wie er erhängt an dem Holunderzweig schaukelte, der Igel, der, endlich erschöpft, an Ort und Stelle sein Leben aushauchte, und die toten, verstümmelten Vögel, in Reih und Glied aufgehängt. Dann wandte sie sich um und rannte nach Hause. Noch während sie durch den Tunnel, den das Unterholz bildete, aus der Ruine hetzte, wusste sie, dass Johnny ihr dicht auf den Fersen war.
    Beinahe wäre das auch der Fall gewesen. Doch ihm war klar, dass sie, falls sie vor ihm nach Hause kam, jemanden holen würde, um sich das Ganze anzusehen. Und das hier durfte er niemanden sehen lassen.
    Hastig schnitt er Moggit und die Vögel ab und zog mit einem Ruck den Pflock aus dem Igel. Vor Wut und Anstrengung schnaubend – immerhin legte er ein Wahnsinnstempo vor – warf er alles in einen tiefen, stillgelegten Brunnen, den er auf dem Gelände entdeckt hatte. Dessen aus Latten bestehende Abdeckung war an einer Ecke schon seit langem verrottet. Er hasste es, zuzusehen, wie seine toten und sterbenden Dinge einfach so in der Dunkelheit verschwanden und weit unten klatschend im tiefen, schwarzen Wasser aufschlugen, das von hier oben nicht auszumachen war. Alles umsonst, die ganze Mühe! Dabei steckte noch so viel »Leben« in ihnen! Carol war an allem schuld. Ja, und sie würde noch an einer ganzen Menge mehr schuld sein, wenn sie vor ihm zu Hause ankam.
    Er nahm die Verfolgung auf, immer ihrem Geschrei und der Spur nach, die in einem wilden Zickzack-Kurs durchs hohe Gras führte.
    Eine halbe Meile über unwegsames freies Feld ist eine ziemlich weite Strecke für ein kleines Kind, das großen Kummer hat und vor Tränen kaum etwas sieht. Carol schlug das Herz bis zum Hals, und ihr Atem ging stoßweise; aber das Bild, das sich ihr ins Gedächtnis gebrannt hatte, trieb sie vorwärts. Moggit, wie er zuckend in der Drahtschlinge baumelte, mit heraushängenden Eingeweiden, die aussahen wie ein kleiner Beutel zerdrücktes Obst, wenn ihre Mutter in der Küche Marmelade kochte. Johnnys Stimme, die ihr nachschrie: »Carol! Carol – warte auf mich!« ließ sie nur schneller laufen.
    Gleich vor ihr, wo die Hecke aufhörte, lag die Gartenmauer. Hinter ihr holte Johnny auf. Er keuchte und knurrte dazu wie ein bösartiger Hund. Seine Hand verfehlte ihren Knöchel nur um Zentimeter, als sie halb über die Mauer kletterte, halb hinüberfiel. Doch auf der anderen Seite blieb sie, zu verängstigt, verweint und erschöpft, um weiterzulaufen, einfach liegen.
    Johnny sprang ihr nach. Sein Blick war irr, seine kleinen Hände ballten sich zu Fäusten und öffneten sich wieder. Sie sah zum Haus hinüber, aber es war hinter Obstbäumen und der dunstverhangenen Kuppel des Pools verborgen. Ob ihre Eltern schon auf waren? Sie bekam nicht einmal mehr genug Luft, um zu schreien.
    Johnnys Finger krallten sich in ihr Haar und schlossen sich zur Faust. Knurrend zerrte er sie zum Pool. »Schwimmen!«, sagte er. Er spie das Wort geradezu aus. »Du gehst jetzt schwimmen,

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