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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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verschwunden bin. Von allen Talenten, über die das Dezernat verfügt, fürchte ich deins nämlich am meisten. Damit bist du mir überlegen, es macht dich unbesiegbar. Ich könnte immer wieder versuchen, dich aufzuhalten, und würde scheitern. Du dagegen müsstest nur einmal den Abzug drücken, und es wäre aus mit mir. Und es wäre auch nichts Neues für dich – du könntest es tun. Du hast es schließlich schon mal getan.
    Darcys Präsenz wurde stärker, nahm zu als Ergebnis eines bloßen Willensaktes, sodass seine gebrochene Stimme ihr seufzendes Hallen verlor und an Eindringlichkeit gewann, als er sagte: Das ist kein Traum, Harry. Ich bin tot, toter geht es nicht. Auch wenn ich dir im Schlaf erscheine, solltest du in der Lage sein, das zu erkennen. Aber wenn du mir nicht glauben willst, warum fragst du dann nicht deine unzähligen Freunde, die Große Mehrheit? Abertausende von Toten werden dir bestätigen, dass ich nicht lüge. Ich bin jetzt einer von ihnen.
    Das ist eine schwache Vorstellung!, entgegnete Harry lächelnd und schüttelte den Kopf. Ich kann die Toten nichts fragen. Sie wollen nämlich nichts mehr mit mir zu tun haben. He, ich bin ein Vampir, schon vergessen? Ich gehöre weder zu euch Lebenden noch zu den Toten. Mein Platz ist irgendwo dazwischen, Darcy. Untot. Wamphyri!
    Harry, sagte Darcy verbittert, lass doch die Ausflüchte. Du brauchst deine Wamphyri-Wortklaubereien nicht an mir auszuprobieren. Ich gebe ja zu: Du hast gewonnen. Ich weiß nicht, warum du mich tot sehen wolltest. Aber sei’s drum, du hast erreicht, was du wolltest. Ich bin tot! Ehrlich!
    Harry wälzte sich unruhig in seinem Bett hin und her. Der Schweiß brach ihm aus. Mitunter träumte er, wie jeder andere auch, einfach nur dummes Zeug. Dann wieder hatte er erotische Vorstellungen oder ganz persönliche Fantasien. Seine Träume konnten aber auch, nun ja, einfach nur Träume sein. Manchmal allerdings waren sie weit mehr als das. Und langsam kam es Harry so vor, als sei ebendies hier der Fall.
    Okay, sagte er schließlich, immer noch nicht ganz überzeugt. Er wünschte sich verzweifelt, dass dies auch so bleiben würde. Du bist also tot. Wer hat dich denn umgebracht? Und weshalb?
    Das Dezernat, antwortete Darcy mit dem für Tote typischen mentalen Achselzucken. Wer sonst? Was auch immer du mit meinem Geist angestellt hast, allein die Tatsache, dass du da drin warst, hat mir Gedankensmog verpasst. Du hast in meinem Kopf herumgepfuscht und etwas ausgeschaltet, mir etwas weggenommen und dabei deine Spuren hinterlassen. Nein, ich sage nicht, dass du mich vampirisiert hast. Du hast mich lediglich ... kontaminiert . Sie konnten dich förmlich an mir riechen – in meinem innersten Wesen – und sie wagten es nicht, ein Risiko mit mir einzugehen. Genauso hattest du es doch vorgesehen ...?
    Harry überlegte einen Augenblick, dann sagte er: Darcy, falls du wirklich tot bist und das nicht bloß mein Gewissen ist, das mir einen Streich spielt – du hast nämlich recht; ich habe tatsächlich in deinem Kopf herumgepfuscht; das hätte ich nicht tun dürfen, ich weiß – dann kann ich dich ausfindig machen, wenn ich wach bin. Ich meine, wir können uns doch nochmal unterhalten. O.K.?
    Er spürte, dass der andere nickte. Ich werde auf dich warten, Harry. Es ist nur ... es wird nicht einfach sein. Ich bin noch dabei zu lernen, wie ich alles zusammenbekomme.
    Hm? Das musst du mir erklären!
    Sie haben mich verbrannt und meine Asche verstreut, klärte Darcy ihn auf. Ich brauche dir wohl nicht zu sagen, warum ...? Das heißt, dass es für mich keinen festen Bezugspunkt mehr gibt. Ich gehöre an keinen bestimmten Ort. Ich wehe im Wind, lasse mich mit den Gezeiten treiben, werde durch die Abwasserkanäle gespült.
    Mit einem Mal kam dem Necroscopen der Gedanke, dass es wahr sein könne, und er warf sich nur umso heftiger im Schlaf hin und her. Anscheinend bekam Darcy seine Qualen mit, denn als er wieder das Wort ergriff, klang er nicht ganz so hart, beinahe sogar versöhnlich.
    Wenn ich dir mit meinen Vorwürfen Unrecht tue, Harry, dann nur, weil du mir auch Unrecht zugefügt hast.
    Das muss ein Albtraum sein, stieß Harry hervor. Es muss einer sein, Darcy! Ich wollte dir keinen Schaden zufügen. Von allen Menschen, die ich kenne, bist du der Einzige, dem ich niemals wehtun könnte! Unter gar keinen Umständen! Nicht wegen deines Talents, sondern weil ... weil du du bist. Und deshalb kann das Ganze nur ein verdammter, schrecklicher Albtraum sein,

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