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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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verstehst du?
    Nun wusste Darcy, das Harry in der Tat genauso ohne Arg war wie eh und je, und wenn man irgendjemandem – irgendetwas – die Schuld geben konnte, dann der Kreatur in ihm, die zusehends eins mit ihm wurde. Hätte es einen Weg gegeben, hätte er ihm jetzt gern Trost zugesprochen; aber er spürte, wie alles in ihm auseinander driftete, wie er den Halt verlor, und ihm war klar, dass er weder über die Kraft noch die Erfahrung verfügte, es zusammenzuhalten. Schließlich war er noch nicht lange tot.
    Ich werde ... in der Nähe sein, wenn du aufwachst, Harry. Versuche, mich dann zu erreichen. Es wird ... einfacher ... sein, wenn du ... nach mir Ausschau hältst ...
    Damit war Harry wieder allein. Eine Zeit lang zumindest. Dankbar entspannte er sich, dehnte und streckte sich und sank in einen noch tieferen Schlaf.
    Wie es mit Träumen so geht, vergaß er den letzten sehr schnell, und schon bald träumte er von etwas anderem –
    – von jemand anderem. Nur dass er diesmal genau wusste, dass es sich um mehr als einen bloßen Traum handelte und sein Besucher mehr als lediglich ein Mensch war, beziehungsweise gewesen war. Denn der Parasit in ihm reagierte auf diesen Besucher – diesen anderen Vampir – in typischer Wamphyri-Manier, indem er Harry die Frage einflüsterte: Wer bist du, dass du es wagst, dich in meine schlafenden Gedanken zu stehlen? Antworte rasch ... in meinem Geist gibt es Türen, die dich ohne weiteres verschlingen könnten!
    Aahhh!, kam prompt die Antwort. Es ist also wahr. Du hast deinen Kampf gegen Janos gewonnen, aber zugleich auch verloren. Es tut mir ja so leid, Harry. So leid.
    Jetzt erkannte Harry ihn.
    Ken Layard!, sagte er. Wir haben dich geköpft und deinen Körper in den Bergen über Halmagiu verbrannt. Und du bist aus freiem Willen in den Tod gegangen.
    Layard antwortete mit einem mentalen Nicken. Der Tod war nichts, verglichen mit der Aussicht, untot und ein Sklave Janos Ferenczys zu sein. Er hätte mich ebenfalls eingeäschert ... allerdings nur, um mich nach seiner Pfeife tanzen und mich jedes Mal wieder auferstehen zu lassen, wenn er mein Talent gebraucht hätte. Sei’s drum! Wie du gesagt hast, ich bin freiwillig in den Tod gegangen. Denn ich wusste, es würde härter für mich werden, es auf die andere Art zu versuchen. Und Bodrogk und seine Thraker haben es schnell erledigt. Ich habe nicht das Geringste gespürt.
    Aber du musst es mir noch heimzahlen, stimmt’s?, erwiderte Harry verbittert. Und zwar so schlimm wie nur möglich! Denn ganz gleich, wie du es auch betrachtest, ich war doch derjenige, der dich aufgespürt hat. Und jetzt, wo sie hinter mir her sind, kommst du, um dich daran zu weiden.
    Du tust mir Unrecht, erwiderte Layard betroffen. Hör zu, ich weiß, dass die Mehrzahl der Toten dir das Leben schwer macht, aber trotzdem sind dir noch ein paar Freunde geblieben!
    Du kommst als Freund?
    Ich bin gekommen, um dir Dank zu sagen! Wegen Trevor Jordan.
    Harry schüttelte den Kopf. Da komme ich nicht ganz mit.
    Um mich dafür zu bedanken, was du für ihn getan hast. Und dir meine Hilfe anzubieten, falls es irgendetwas gibt, was ich für dich tun kann.
    Allmählich begriff der Necroscope. Trevor war dein Freund und Kollege, richtig? Du und er, ihr wart eins der besten Teams – mit die besten Partner, die das Dezernat jemals hatte.
    Die besten!, sagte Layard. Deshalb war es doch nur natürlich, dass ich ihn auch, nachdem ich gestorben war, im Auge behalten und sehen wollte, wie er zurechtkam. Was ich im Leben am besten gekonnt hatte, fiel mir im Tod sogar noch leichter; und in meinem Leben war ich ein verdammt guter Lokalisierer. Da hatte ich ziemliches Glück, sonst wäre es mir ganz schön langweilig geworden. Was, ich? Ein Vampir? Die Toten wollten von mir nichts wissen, Harry.
    Dann hast du dir die Zeit also ein bisschen damit vertrieben, herauszufinden, was die Leute, die du als Lebender gekannt hast, so treiben, was?
    Ein bisschen? Ich habe nichts anderes mehr gemacht! Ich meine, wenn man erst einmal seine Angst vor dem Tod überwunden hat – die Angst davor, tot zu sein – wird es bald ganz schön öde! Also habe ich Trevor aufgespürt und herausgefunden, dass er ebenfalls tot war. Ich hätte ja Kontakt zu ihm aufgenommen, aber die Große Mehrheit hat sich angestrengt, mich nicht durchkommen zu lassen. Unter den Toten gibt es ein paar großartige Talente, Harry, und es gibt nicht viel, was sie nicht hinkriegen, wenn sie es sich in den Kopf gesetzt haben.

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