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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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... und ...«
    »Wer soll was wagen?«, flüsterte sie. »Das E-Dezernat? Was sollen sie wagen, Harry?«
    »Ein paar Minuten«, knurrte er. »Ich bin gleich wieder da.«

SECHSTES KAPITEL
    Das Haus wurde überwacht.
    Harry zog es vor, das Möbius-Kontinuum an derselben Stelle zu verlassen wie beim letzten Mal, als er hier gewesen war, in der Seitenstraße im Schatten der Mauer gegenüber von Founds Wohnung. Genau dort stand einer der Posten!
    Im selben Moment, als er aus dem Kontinuum in die »wirkliche«, physische Welt eintrat, hörte Harry, wie der Zivilbeamte vor Überraschung nach Luft schnappte, und ihm war klar, dass noch jemand hier bei ihm im Schatten war. Ihm war ebenfalls klar, dass dieser unbekannte Jemand im Begriff war, seine Waffe zu ziehen. Der große Unterschied zwischen ihnen bestand jedoch darin, dass Harry im Dunkeln sehr wohl sehen konnte. Außerdem war sein Gegner lediglich ein Mensch.
    Harry reagierte mit einer blitzschnellen Bewegung, holte aus, um dem Mann die Pistole aus der Hand zu schlagen ... und sah, was für eine Waffe sein Gegenüber da unter dem Mantel hervorgezogen hatte. Eine Armbrust! Er schlug sie trotzdem beiseite, sodass sie klappernd auf dem Pflaster landete, packte den ESPer bei der Kehle und stieß ihn gegen die Wand.
    Der Mann hatte fürchterliche Angst. Als Prognostiker – jemand, der in die Zukunft sehen konnte – hatte er gewusst, dass Harry hierher kommen würde. Weiter hatte er nicht zu sehen vermocht; er hatte allerdings auch gewusst, dass sein eigener Lebensfaden über diesen Punkt hinausreichte. Es hatte also den Anschein gehabt, als ob, sollte es Ärger geben, Harry derjenige sei, der etwas abbekam.
    Der Necroscope las diese Dinge direkt aus den sich überschlagenden Gedanken des ESPers, und seine Stimme war ein unterdrücktes Gurgeln, als er ihm sagte: »In die Zukunft zu blicken, ist ein gefährliches Spiel. Du wirst also weiterleben, nicht wahr? Hm, nun, vielleicht. Aber als was? Als Mensch – oder als Vampir?« Er legte den Kopf schief und lächelte den anderen an. Dabei sahen seine Augen aus wie glühende Kohlen. Im nächsten Moment hörte er auf zu lächeln und bleckte die Zähne.
    Der ESPer sah, wie Harry die Kiefer in einem unmöglichen Winkel aufriss, und rang um Atem, als sich der stählerne Griff des Vampirs um seine Luftröhre schloss. Innerlich schrie er auf: Oh Gott! Ich sterbe – er bringt mich um!
    »Könnte schon sein«, sagte Harry. »Es ist ja so einfach. Im Grunde hängt es nur davon ab, wie gut wir beide miteinander auskommen. Und jetzt sag mir: Wer hat Darcy Clarke getötet?«
    Der Mann war klein und stämmig und hatte eine beginnende Glatze. Er kniff die Augen zusammen und versuchte mit beiden Händen, sich aus Harrys Griff um seine Kehle zu befreien. Vergeblich. Er lief rot an, dennoch schaffte er es, den Kopf zu schütteln, und weigerte sich, die Frage des Necroscopen anders als mit einem Gurgeln zu beantworten. Doch Harry las es ohnehin in seinen Gedanken.
    Paxton! Dieser heimtückische, schleimige ...
    Um ein Haar wäre Harry der Kragen geplatzt. Es wäre ja so leicht, einfach etwas fester zuzudrücken, bis der Adamsapfel dieses zappelnden Scheißkerls sich unter seinen Fingern zu Brei verwandelte ... Doch das hieße, ihn für etwas zu bestrafen, das ein anderer getan hatte. Außerdem würde es bedeuten, dem Ungeheuer nachzugeben, das in seinem Innern tobte.
    Stattdessen stieß er ihn von sich, holte tief Luft und hauchte einen Vampirnebel aus. Als der um Atem ringende ESPer wieder so weit war, dass er sich, während er seinen Hals massierte, mit dem Ellenbogen an der Mauer abstützen konnte, lag der Nebel über der Straße wie ein Leichentuch, und Harry war darin verschwunden –
    – oder hatte sich vielmehr im Schutz der Nebelschleier über das Möbius-Kontinuum in Johnny Founds Wohnung abgesetzt.
    Er wusste, dass ihm nicht viel Zeit blieb. Es hing davon ab, wie viele Männer das Dezernat hier postiert hatte – möglicherweise kamen sie in diesem Augenblick schon durch den Haupteingang und hatten die passende Ausrüstung dabei. Eine Armbrust ist eine verteufelt hässliche Waffe, aber ein Flammenwerfer richtet noch weit Schlimmeres an.
    In Founds Wohnung sah es aus wie in einem Schweinestall, und genauso roch es auch. Harry bewegte sich vorwärts, ohne etwas anzurühren. Sogar meine Schuhe werden mir schmutzig vorkommen, dachte er.
    Zunächst überprüfte er die Tür. Sie war verdammt stabil, aus massiver, altmodischer Eiche

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