Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
den Alten gestoßen, wie er seine diversen Adaptationen, die sich in ihren Flüssigkeiten wanden und langsam fest wurden, mit düsterer Miene in Augenschein nahm. Nach den üblichen Begrüßungsfloskeln hatte Shaitan, allerdings ohne dass Shaithis ihn danach gefragt oder eine Bemerkung in dieser Richtung gemacht hätte, geistesabwesend vor sich hin gemurmelt: »Ich bin aus vielen Sphären verbannt und aus vielen Welten hinabgestürzt worden. Aye, und andere wie ich ebenfalls, in all den Myriaden kegelförmiger Dimensionen des Lichts.« Das war alles.
    Er ist wahnsinnig geworden! (Diesen Gedanken behielt Shaithis, wie so vieles andere auch, für sich.) Aber mir ist es lieber, du rennst wie ein Verrückter herum, solange ich meine Arbeit noch nicht fertig habe. Das Letzte, was ich gebrauchen könnte, wäre, dass du jetzt anfängst, hier herumzuschnüffeln. Shaithis war nämlich hergekommen, um seiner neuesten Entwicklung Hirnmasse zu injizieren und so das Wachstum des fötalen Nervenknotens anzuregen und in eine bestimmte Richtung zu lenken. Es war nur so ... dass diese Zellen aus einer speziellen Quelle stammten. Er hatte sie sich mit Hilfe von Shaitans Eisbohrer besorgt ...
    Für den Augenblick stellte er diese Angelegenheit jedoch hintan. Stattdessen ging er auf Shaitans Geisteszustand ein und erwiderte: »In diesem Fall wird Eure Rache umso süßer sein, wenn wir mit diesen Kriegern, die ich hier forme, Starside angreifen. Nichts wird uns widerstehen. Und wenn es höhere Welten zu erobern gibt, werden auch sie letztlich fallen – gleich Euch, der Ihr zur Erde gefallen seid.«
    Offensichtlich genügten diese Worte, den anderen so weit aus den düsteren Tiefen seiner Gedanken zu reißen, dass er sein geistiges Gleichgewicht wiedergewann: »In der Tat, das scheinen mir gute Krieger zu sein, mein Sohn!«, entgegnete er prompt. Ein seltenes Kompliment, das er sofort wieder einschränkte. »Das sollten sie auch, denn auf Starside hattest du ja vorzügliche Rohstoffe im Überfluss, um damit zu üben.«
    Danach hörte der Alte auf, durch die Gänge zu streifen und wirres Zeug zu reden ...
    Einige Zeit verging.
    Die beiden hatten ein schlankes, kräftiges, stromlinienförmiges Flugtier geschaffen, es mit einem Saugrüssel ausgestattet und mit dem aufs Wesentliche reduzierten Gehirn eines der ansonsten leblosen Leutnants Menor Malmzahns versehen. Nachdem sie die Bestie mit dem besten Plasma gefüttert hatten, das ihnen zur Verfügung stand, sandten sie sie aus, um die Lage auf Starside zu erkunden. Anschließend warteten sie. Eine Aurora-Periode nach der anderen verstrich, doch der Flieger kam nicht wieder. Dann, als sie die Hoffnung schon beinahe aufgegeben hatten, kehrte er schließlich doch zurück – mit einem dürren, zitternden, kleinen Travellerkind.
    Es war ein Junge von acht oder neun Jahren. Der Flugrochen hatte ihn sich bei Sonnunter aus einer Gruppe von Travellern geschnappt, die ihr Lager in den Hügeln über Sunside aufgeschlagen hatten. Wie es schien, suchten die Traveller keinen Schutz mehr unter der Erde, wenn die Sonne der Nacht wich. Warum auch, wo es ja keine Wamphyri mehr gab? Doch der Rückflug von Starside war lang gewesen. Das Kind war unterkühlt und halb tot vor Erschöpfung.
    Shaitan hatte den Jungen in seine persönlichen Gemächer getragen, um ihn zu »befragen«. Kurze Zeit später erreichte Shaithis, der wieder an seinen Bottichen arbeitete, der telepathische Ruf des Alten: Komm!
    Ein einziges Wort nur. Doch die Erregung, die darin lag, sprach Bände ...

FÜNFTES KAPITEL
    Groß und ernst stand Shaithis in der dunklen, lückenhaften Kraterwand und blickte nach Süden in Richtung Starside. Über ihm wogte das Nordlicht an einem ansonsten schwarzen Himmel. Doch er wusste, dass auf Starside Sonnauf war, dass die Gipfel der Berge in goldenem Glanz erstrahlten und im obersten Geschoss von Karens Feste schwere Vorhänge und Gobelins, in die ihr Wappen eingewoben war, die Fenster schützten, damit kein Sonnenlicht sie durchdrang.
    Er blickte nach Süden und kniff die Augen zusammen, um sich auf eine weit entfernte, nur schwach sichtbare feurige Linie zu konzentrieren, die sich über den gesamten Horizont erstreckte, ein schmaler Schleier aus goldenem Dunst, der die sich in der Ferne krümmende Erde von einem blauen Himmel und dem dunklen All trennte, in dem die Sterne der Nacht hypnotisch funkelten, so, als riefen sie ihn. Er würde diesem Ruf folgen, und zwar schon bald.
    Das musste er auch, denn

Weitere Kostenlose Bücher