Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
ganz Starside hätten nicht ausgereicht, diese riesigen Becken zu füllen!«
    »Tierblut«, erwiderte Shaitan. »Auch von Walen, und sogar ein kleines bisschen Menschenblut. Aber du hast recht, es ist nur ein ganz kleines Bisschen. Das Blut von Tieren und großen Fischen genügt meinen Kreaturen. Wenn die Zeit gekommen ist, wird es ihnen Kraft zum Kämpfen geben. Danach ... Nun, dann wird genug Nahrung für alle da sein, meinst du nicht? Das Menschenblut allerdings ist für mich – und auch für dich, nun, wo du da bist. Wir werden uns davon ernähren.«
    Shaithis’ Verblüffung wuchs. »Ihr habt den großen Fischen im Eismeer das Blut abgezapft?«
    Shaitan zuckte auf seine merkwürdige Art die Achseln. »Eigentlich sind es Säugetiere, auch wenn ich sie als Fische bezeichnet habe. Diese Riesentiere sind Warmblüter, sie säugen ihre Jungen. Schon bald, nachdem ich hier ankam, habe ich einen Schwarm beim Spielen beobachtet, wie sie im seichten Wasser ihre Fontänen geblasen haben. Sie gaben das Vorbild für meinen ersten Schlinger ab. Der Entwurf war gelungen, und im Lauf der Jahrhunderte habe ich das Muster kaum verändert. Zweifellos sind dir bei den Kreaturen, die den Vulkan bewachen, die verkümmerten Kiemen, die Flossenansätze und andere Anomalien aufgefallen. Bei meinem Saugbohrer verhält es sich genauso.«
    Shaithis waren diese Dinge nicht entgangen. Ihm entging nie etwas ...
    Bei einer anderen Gelegenheit hatte Shaithis, beeindruckt vom bloßen Alter seines selbst ernannten »Mentors«, gesagt: »Ihr müsst ja fast von Anbeginn an hier gewesen sein – auf der Erde, auf Starside und in den Eislanden, in dieser öden Eiswüste am längsten!« Noch während er diese Worte aussprach, war ihm bewusst geworden, wie naiv sie klingen mussten und welche Ehrfurcht sie zum Ausdruck brachten. Das düstere Kichern seines Ahnherrn bestätigte ihm das prompt.
    »Von Anbeginn an? Oh nein, denn so weit ich weiß, ist die Welt eine Million mal älter als ich. Oder hast du vom Anbeginn der Wamphyri gesprochen? In dem Fall kann ich dir nur recht geben, denn ich war der Erste.«
    »Ist das wahr?« Wieder versäumte Shaithis es, sein Erstaunen zu verbergen. Angesichts derartiger Enthüllungen fiel es nicht leicht, den Unergründlichen zu spielen. Natürlich hieß es in den Legenden Starsides, Shaitan der Gefallene sei der allererste Vampir gewesen. Doch wie jedes Kind weiß, setzen sich Legenden ebenso wie Mythen vor allem aus Unwahrheiten oder bestenfalls Übertreibungen zusammen. »Der Erste? Unser aller Urvater?«
    »Der Erste der Wamphyri, aye«, entgegnete Shaitan schließlich nach einer langen, merkwürdigen Pause. »Aber nicht ihr ... Vater, hast du gesagt? Nein, nicht ihr Vater. Oh, was die Frauen angeht, habe ich meinen Teil geleistet, dessen kannst du dir sicher sein, denn ich war jung und empfand die Begierden eines jungen Mannes. Ich war ja durch und durch ein Mensch und auf diese Welt hier gefallen, wo mein Vampir mich befiel ... Er kam aus den ... aus den Sümpfen ...« Er stockte. Seine Worte verklangen in einem nachdenklichen Schweigen.
    »Aus den Vampirsümpfen?«, wollte Shaithis wissen, nachdem er einen Augenblick gewartet hatte. »Im Westen Starsides gibt es ausgedehnte Sümpfe, und wenn man den Legenden glauben darf, auch im Osten. Ich habe von ihnen gehört, sie jedoch nie gesehen. Sind das die Sümpfe, von denen Ihr sprecht?«
    Noch immer hing Shaitan weit entfernten Gedanken nach. Dennoch nickte er. »Ja, das sind sie. Ich bin im Westen auf die Welt gefallen.«
    Shaithis hatte ihn diesen Ausdruck – er sei ›auf die Welt gefallen‹ – schon einmal gebrauchen hören. Stirnrunzelnd schüttelte er den Kopf. »Ich verstehe nicht ganz. Wie kann ein Mann denn auf die Welt fallen? Meint Ihr vielleicht: aus dem Himmel? Oder aus dem Schoß Eurer Mutter? Aber hat man Euch nicht auch den Ungeborenen genannt? Woher seid Ihr denn gefallen, und wie ist es dazu gekommen?«
    Shaitan schreckte aus seinen Träumen. »Du bist ein naseweiser Wicht«, fuhr er ihn an, »und deine Fragen unverschämt. Dennoch werde ich dir Antworten geben, so gut ich es vermag. Erst einmal solltest du wissen, dass meine Erinnerungen an den Sümpfen beginnen, aber selbst da sind sie noch nebelhaft und unvollständig. Was vor den Sümpfen geschehen ist, weiß ich ... weiß ich nicht genau. Doch als ich in diese Welt kam, war ich nackt, voller Schmerzen und voller Hochmut. Ich glaube, dass ich hierher verbannt, hierher geworfen wurde, so

Weitere Kostenlose Bücher