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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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denn er wusste, dass er in dem bevorstehenden Kampf nicht allein gegen seine Feinde, sondern auch gegen sich selbst antreten musste. Seine Gedanken kreisten ständig um immer wieder dieselbe Frage: Wie sollte er siegen, ohne seinen Vampir um Hilfe zu bitten und ihm die Zügel schießen zu lassen? Seinem Parasiten freie Hand zu geben, hieße einzugestehen, dass er verloren hatte. Danach wäre er nicht mehr sein eigener Herr, sondern in jeder Hinsicht ein Wamphyri!
    Karen kannte solche Probleme nicht. Schließlich war sie bereits eine Wamphyri! Doch davor war sie eine Frau gewesen, und der Necroscope war ihr Mann. Wenn er schlief, schlief auch sie, in seinen Arm geschmiegt. Allerdings war sie nicht gänzlich unvorbereitet. Sie hatten ihre Kleider nicht abgelegt, und Karen hatte ihren Kampfhandschuh griffbereit neben sich liegen. Eingedenk ihrer Lage hatten sie außerdem Wachen aufgestellt.
    Auf seinem Posten in den Schatten jenseits des Grates ächzte leise ein Krieger, während er seinen von gewaltigen Panzerplatten bedeckten, massigen Körper etwas verlagerte, um es sich bequem zu machen. Das Gleiche tat Karens zweite Bestie vorn im Windschatten der Mauer, wo der Untergrund steil zu den Ausläufern des Gebirges und der dahinter liegenden Ebene hin abfiel. Hoch oben zwischen den zerklüfteten Felsen weiter westlich lag unter einem Überhang ein Sims. Dort war die dritte Kreatur postiert. Ihre unzähligen, das Dunkel durchdringenden Augen blickten weit über die Findlingsebene und suchten den Himmel und die sternenbeglänzte Einöde nach etwaigen Bewegungen ab, die nicht hierher gehörten.
    Ohne dass die Schlafenden davon wussten, hatten sie noch einen weiteren, wesentlich unauffälligeren Wächter. Früher einmal hatte man ihn den Herrn des Gartens genannt. Jetzt war er nichts als ein magerer, grauer Schatten, der sich abseits hielt und den verwahrlosten Garten aus dem Schutz der gezackten Baumgrenze heraus beobachtete. Hin und wieder, wenn eine Erinnerung aufblitzte, wurde ihm bewusst, warum er hergekommen war, dann wiederum war er sich dessen nicht mehr ganz sicher. Doch jedenfalls war er hier.
    Als die Eindringlinge schließlich zuschlugen, war es – neben dem plötzlich einsetzenden Gebrüll und den Schmerzensschreien der sich wehrenden Bestien – sein knurrender telepathischer Warnruf, der den Necroscopen und seine Geliebte aus dem Schlaf riss. Trotz all ihrer Vorsichtsmaßnahmen wurden sie überrascht. Denn der Angriff ging keineswegs von Starside aus. Ihre Gegner kamen über die Berge von Sunside her, wo immer noch Sonnunter herrschte!
    Die Invasoren waren mit ihrer gesamten Streitmacht von Karens Feste aus aufgebrochen, hatten weit im Osten, wo es niemanden gab, der sie beobachten konnte, die Gipfel überquert und sich im Schutz der Berge nach Westen gewandt. Im Schatten des Gebirgszuges waren sie den gezackten Grat entlang bis zur Höhe des Gartens geflogen und, dort angekommen, über die Bergspitzen aufgestiegen, um das Territorium der Verteidiger auszuspähen. Sorgfältig hatten sie registriert, wo sich die Krieger befanden, und festgestellt, dass sich außer ihnen nichts rührte. Darauf waren ihre Gedankensonden auf die schlafende Karen gestoßen. Was den Necroscopen anging, blieb sein Bewusstsein selbst im Schlaf noch von einem undurchdringlichen Schutzschild umgeben. Sogar wenn er träumte.
    Harry träumte, dass er den Strom von Starsides Zukunft entlangraste. Das Leuchten der blauen, grünen und roten Lebenslinien blendete ihn, und in seinen Ohren lag das Summen des nicht enden wollenden Ahhhhhhhh!, mit dem sich das Leben in alle Ewigkeit durch die Universen des Lichts ausdehnte. Das letzte Mal war er mit Karen hier gewesen, doch diesmal war er allein und achtete genauer auf seine Umgebung und merkte, dass von allen Seiten blutrote Vampirlinien auf seinen Lebensfaden zuströmten. Zu seinem Erstaunen sah es so aus, als würden sie im nächsten Augenblick mit ihm zusammenstoßen. An diesem Punkt verwandelte die Möbiuszeit sich in jenen gold gleißenden Schmelztiegel, der das Ende von ... allem verhieß?
    Vielleicht auch nicht!
    Doch hier war sein Traum zu Ende. Plötzlich wurden Karen und er in der verfallenen Traveller-Behausung, in der sie ihr Hauptquartier aufgeschlagen hatten, aus dem Schlaf gerissen. In seinen Armen schlug Karen die Augen auf.
    »Die Krieger!«, keuchte sie, während sie die Hand ausstreckte, um sie in das grobe Futter ihres Kampfhandschuhs zu stoßen.
    »Ich werde nachsehen«,

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