Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
haben?
    Trotz des Schwebezustandes, in dem Harry sich befand, hatte er oft lichte Augenblicke. Er begriff, dass jemand mit ihm redete, hatte sogar eine Ahnung, wer da mit ihm sprach, und erfasste die Bedeutung der Fragen, die er stellte. Nein , beantwortete er alle drei mit einem Wort.
    Ich habe deine Gedanken gelesen, versuchte Shaitan es noch einmal. Sie drehen sich um fremde Welten, von denen nur wenige Kenntnis haben. Nicht im Raum zwischen den Sternen, sondern im Raum zwischen den Räumen! Du hast sogar Zugang zu solch einem unsichtbaren Ort und bewegst dich sicherer und schneller dorthin als ein Fisch im Wasser. Auch ich möchte mich dahin begeben, in jene Dunkelheit, die nicht von dieser Welt ist. Zeig mir, wie ich das anstellen muss.
    Es handelte sich um das bestgehütete Geheimnis des Necroscopen. Doch an Körper und Geist versehrt, war er nicht länger in der Lage, es zu bewahren. Sollte er es dennoch versuchen, würde der Gefallene es ihm ohnehin mit Hypnose entreißen. Also offenbarte er Shaitan den Computerschirm seines Geistes, über den sofort Möbiusgleichungen in immer schnellerer Folge zu flimmern anfingen. Shaitan sah es, fühlte sich gewarnt und fürchtete sich davor.
    Hör auf!, befahl er, als vor seinem inneren Auge aus dem Nichts die schwache Andeutung eines grotesk verzerrten Möbiustores zu entstehen begann. Als der Schirm erlosch und das noch formlose Tor in sich zusammenfiel, atmete der große Egel erleichtert auf und ließ Harry allein. Denn nun, da er am eigenen Leib erfahren hatte, welche Energien von diesen Gleichungen ausgingen und das Tor umgaben, vermutete er, dass er ihnen tatsächlich früher schon einmal begegnet war, und zwar in einer jenseitigen Welt, in der sie zu seinem Sturz geführt hatten.
    Damit war Shaitan klar, dass ihm Harrys geheimer Ort für immer verschlossen blieb, und das machte ihn wütend. Von wegen Verbundensein! Mit diesem Jammerlappen, diesem Waisenknaben, was die Schwarzen Künste anging, diesem zerschundenen, blutbeschmierten und doch blutleerem Unschuldslamm? Er musste wahnsinnig gewesen sein, so etwas auch nur zu denken. Und überhaupt, was machte es schon, dass es unsichtbare Orte gab, die ihm versperrt waren? Fürs Erste reichten ihm die sichtbaren . Einer nach dem anderen, das genügte ihm. Jetzt, wo Starside gefallen war, war die Welt jenseits des Tores, die Heimat des Necroscopen, an der Reihe. Schon sehr bald würde er sie heimsuchen, noch ehe Sonnauf anbrach.
    In der Zwischenzeit ...
    Shaitan hatte vom Necroscopen alles erfahren, was er wissen wollte. Jetzt konnte Shaithis ihn haben. Sollte der so genannte »Höllenländer« doch die Qualen und den Tod eines Vampirs erleiden und mitsamt seinen Geheimnissen in Flammen aufgehen! So sei es, und damit Schluss!
    Das waren die Gedankengänge des Gefallenen, und er ließ es zu, dass auch andere sie mitbekamen. Tief in seinem Innern dagegen sah es anders aus. Solange dieser Harry Keogh gesund und in bester Verfassung gewesen war, hatte er eine regelrechte Macht dargestellt. Blieb er am Leben, konnte er sich sehr wohl wieder dazu entwickeln – mehr noch, zu einer absoluten Macht werden! Deshalb wäre Shaithis, sofern er überhaupt über so etwas wie Weitsicht verfügte, gut beraten, sich unverzüglich um ihn zu kümmern.
    Und zwar bevor Shaitan sich wiederum seiner annahm.
    Für den Necroscopen bildeten die Ereignisse einen endlosen Strudel aus Übelkeit, Phasen, in denen er nicht ganz bei sich war, und halb bewusst wahrgenommenen Schmerzen. Wenn er wach war, sah er alles nur verschwommen. Hin und wieder quälten ihn Bruchstücke seiner wiederkehrenden Erinnerung, und er bekam deutlich mit, dass jemand mit ihm redete, meist allerdings, ohne den Sinn zu erfassen. Während sein metamorphes Fleisch auf Hochtouren arbeitete, um seinen Körper und sein Gehirn zu heilen, kam er sich manchmal vor wie auf einem makabren Karussell, das sich ständig um die eigene Achse drehte und immer wieder dieselben Szenen zeigte. Dann wieder fühlte er sich, als sei er zwischen den Spiegeln eines Kaleidoskops gefangen, wo jeder Fetzen bunten Stanniolpapiers ein aus dem Zusammenhang gerissenes Fragment seiner Vergangenheit beziehungsweise Gegenwart darstellte.
    In seinen lichten Momenten wusste Harry, dass es selbst unter den günstigsten Voraussetzungen lange dauern würde, bis seine Verletzungen geheilt waren. Doch die Umstände waren keineswegs günstig, und ihm blieb auch nicht mehr viel Zeit. Nachdem Shaitan ihn Shaithis

Weitere Kostenlose Bücher