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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Schaden zu, sondern warte ab, bis er sich selbst geheilt hat, so gut es geht. Und wenn er so weit ist, dass er mir Rede und Antwort stehen kann, werde ich ihn ins Verhör nehmen ...
    Da sein Talent sich gegen ihn gekehrt hatte, als er viel zu dicht an der Sphäre ein Möbiustor erstehen lassen wollte, hatte das metaphysische Bewusstsein des Necroscopen die volle Wucht des Aufpralls abgefangen. Sein Vampirfleisch würde sich mit der Zeit regenerieren und sogar wesentliche Teile seines in Mitleidenschaft gezogenen Gehirns wiederherstellen. Doch bis es so weit war, würde er die meiste Zeit kaum etwas von seiner Umgebung mitbekommen. In gewisser Weise war das vielleicht sogar eine Gnade.
    Karen dagegen hatte zwar nicht annähernd so viele Verletzungen davongetragen, aber weit weniger Glück. Während es Shaitan vor allem um Harry ging, drehten sich die Gedanken seines finsteren Nachkommen nur noch um Karen. Beide strebten nach Erkenntnis. In Shaithis’ Fall jedoch war diese Erkenntnis eher fleischlicher Art.
    Shaitan führte sein Verhör auf telepathischem Weg. In dem Maß, in dem Harrys Geist gesundete und die Bruchstücke seines Erinnerungsvermögens sich langsam wieder zusammenfügten, entnahm der Gefallene sich die Informationen, die er brauchte. Gewisse Vorstellungen waren schwer zu verstehen. War eine Erinnerung zu vielschichtig (oder zu schmerzhaft), um sie sich in allen Einzelheiten einzuprägen, hatte Harry sie nur in groben Zügen gespeichert. Der unterirdische Komplex in Perchorsk beispielsweise war ihm stets als eine düstere, unheimliche Festung erschienen. Seine Gedanken zeigten das Perchorsk-Projekt in einem tristen Schwarz-Weiß. Was sein Gedächtnis von diesem Ort bewahrt hatte, gemahnte in Atmosphäre und äußerer Erscheinung an einen bedrohlichen Felsenhorst. Er schreckte davor zurück, die Bilder mit Einzelheiten auszufüllen. Der Grund dafür war natürlich Penny, denn selbst in seinem angegriffenen Zustand konnte Harry nicht an Perchorsk denken, ohne sich an sie zu erinnern.
    Doch über Harrys Leben vor Perchorsk und über die Welt der Menschen im Allgemeinen hatte Shaitan einiges in Erfahrung gebracht. Genug, um sicher zu sein, dass er nur auf geringen Widerstand stoßen würde, wenn er das Tor durchschritt, in den unterirdischen Komplex eindrang, die Verteidigungsanlagen ausschaltete und Perchorsk zu seiner uneinnehmbaren Feste machte, ehe er sich den Rest der Welt des Necroscopen unterwarf. Eine Armee ihm dienstbarer Vampire würde sich heimlich über die ganze Welt verbreiten, seine dunklen Gefolgsleute würden die Seuche überallhin tragen, bis er uneingeschränkt herrschte. So wie er es damals angestrebt hatte, in jener fernen, von Nebelschleiern getrübten Vergangenheit, an die er sich nicht erinnern durfte.
    Wann immer Shaitan an diese Dinge dachte, suchte er Harry auf, der auf einer Traveller-Decke dicht am Feuer lag, betrachtete ihn aufs Neue und fragte sich, wo er dieses Gesicht, das ihm irgendwie bekannt vorkam, schon einmal gesehen hatte. In welchem fernen Land, welchem früheren Dasein, zu welcher längst vergessenen Zeit?
    Außerdem wollte er wissen, was das für seltsame Kräfte waren, über die der Necroscope verfügte, unglaubliche Fähigkeiten, die er aus einer fremden Welt mitgebracht hatte und die niemand sonst besaß. Mit seinen eigenen uralten, nichtsdestotrotz absolut zuverlässigen Augen hatte Shaitan gesehen, wie der Necroscope verschwunden und im nächsten Augenblick an einem völlig anderen Ort wieder aufgetaucht war! Ja, er war aus der jenseitigen Welt durch dieses Tor gekommen, beinahe so als sei er ... als sei er von der einen in die andere Welt gefallen! So wie einst Shaitan? Handelte es sich womöglich um dieselbe Welt? Doch ... Doch Shaitan vermochte sich nicht zu erinnern; denn sie (nur wer? ) hatten ihm jegliche Erinnerung daran genommen.
    Der Necroscope war von seinen Mitmenschen verstoßen worden (so wie einst Shaitan verstoßen worden war, damals, lange bevor die Wamphyri ihn in die Verbannung schickten). Sie hatten den Necroscopen dazu gebracht, wegen seiner Andersartigkeit hierher zu fliehen. In gewisser Weise fühlte der Urvater aller Vampire sich ihm deshalb sogar auf merkwürdige Art verbunden.
    Nachdem Harrys Geist sich wieder etwas erholt hatte, drang Shaitan abermals in ihn ein, um zu fragen: Kenne ich dich? Wo habe ich dich früher schon einmal gesehen? Gehörst du etwa zu denjenigen, die mich von meinem rechtmäßig angestammten Platz vertrieben

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