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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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dreitausend Jahre später dieser eine, dieser Shaithis, nun gerade auftauchte, verbannt wie vor ihm sein Vorfahr? Shaitan dachte: Nein. Aber ein direkter Abkömmling? Das Blut ist das Leben, und Blut allein würde die Antwort geben.
    Bemächtigt euch seines Blutes, befahl Shaitan deshalb den Winzigsten, die seinem Gebot unterlagen. Nur einer von euch. Ein Schlückchen nur, ein allerwinzigstes Nippen. Nimm es und bring es mir. Mehr sagte er nicht.
    Und in jenem Spalt im Eis, der ihm als Versteck diente, spürte Shaithis kaum die Zähne, die sich ihm spitz wie Angelhaken ins Ohrläppchen bohrten und sein Blut raubten. Schwach war er sich lediglich eines Geflatters winziger Schwingen bewusst, das sich von ihm entfernte – hinaus ins frostige Labyrinth der Burg und weiter, fort aus diesem erstaunlichen Gebilde und hinein in die sternenklare Nacht der Welt.
    Kurz darauf stieß der Albino bereits hinab ins Innerste des fast erloschenen zentralen Vulkankegels auf Shaitans schwefelgelbe Wohnstatt zu; dort angekommen, verharrte er schwebend und erwartete weitere Befehle.
    Aus dem Dunkel einer Ecke wisperte es: Komm, kleiner Verbündeter. Ich werde dich nicht zerquetschen.
    Die winzige Kreatur flog hin zu ihrem Meister Shaitan, faltete die Schwingen und klammerte sich an seine ... Hand? Speichel und Schleim wurden hochgewürgt in etwas, was als Handfläche gelten mochte, darunter ein kleiner, heller Spritzer rubinroten Blutes. Gut!, lobte Shaitan. Und jetzt – geh. Dienstbeflissen wirbelte die Fledermaus von ihrem Meister fort und überließ ihn sich selbst.
    Fasziniert bedachte Shaitan das Rubintröpfchen mit einem langen, langen Blick. Es war Blut, und das Blut ist das Leben. Ungeduldig harrte er dessen, was nun geschehen musste: dass das Fleisch seiner Hand sich zu einem winzigen Maul auftat und das Tröpfchen verschlang – eine Selbstverständlichkeit, aus scheußlichem Instinkt geboren, als deren Folge er jedoch wissen würde, ob dies lediglich der Lebenssaft eines normalen Mannes war. Doch auf dieses Resultat wartete er vergebens, denn wie er selbst war auch Shaithis außergewöhnlich . Genau wie er selbst.
    »Er gehört zu den meinen!«, sagte Shaitan schließlich in einem krächzenden, entzückten Gewisper. »Fleisch von meinem Fleisch!«
    Daraufhin erbebte das Tröpfchen und sickerte durch die bleiche Haut wie durch einen Schwamm in ihn ein.

DRITTES KAPITEL
    Shaithis schlief für eine lange, lange Zeit.
    Die Fledermäuse hielten ihn warm (zumindest bewahrten sie ihn davor, in seiner Eisnische gewaltig zu frieren); seine Wunden heilten; seine Gedanken blieben, wie er selbst, sorgfältig verborgen. Bis es schließlich unabdingbar war, dass er sich erhob und zur Tat schritt. Was der Fall war, als sein Versteck entdeckt wurde.
    Was!? Wer!? Diese beiden erstaunten, fahrlässigen geistigen Ausrufe rissen Shaithis vollends ins Wachbewusstsein zurück, und noch während sie in seinem Verstand nachhallten, war er bereits auf den Beinen, der Mantel aus Albino-Fledermäusen flatterte in zirpender, kreischender Unordnung empor und umtaumelte ihn gleich einem Gestöber fühlenden Schnees. Ein weiterer Moment verflog, und seine Hand füllte den Kampfhandschuh; er ließ seine Wamphyri-Sinne hinausgreifen – jedoch vorsichtig, zaghaft; es galt lediglich herauszufinden, wer sich in seine Nähe begeben hatte. Wer es auch war, er befand sich sehr nahe, sonst hätte er nicht bemerkt, dass Shaithis erwachte.
    Während Shaithis geschlafen hatte, waren seine Gedanken allesamt einwärts geströmt, eine Kunst, die er meisterlich beherrschte; seine Träume konnten nicht ›belauscht‹ werden. Doch im Übergang vom tiefen Heilschlaf ins Erwachen waren sie ihm wie der Atem beim Gähnen entflohen, und irgendjemand stand nahe genug, um sie zu vernehmen. Entschieden zu nahe.
    Shaithis tastete mit seinem mentalen Fühler nach dem des anderen – und zog ihn unwillkürlich zurück. Der Kontakt war nur kurz gewesen, das Erkennen wechselseitig: ohne irgendwelche Einzelheiten bezüglich der jeweiligen Identität, doch ausführlich genug, dass ein jeder von ihnen wusste, dass der andere da war. Shaithis blickte um sich. Nur ein einziger Weg führte aus diesem Spalt heraus; wenn er hier in der Falle saß, dann für immer – also sei’s drum!
    Wer da? Seine Fledermausschnauze kostete die eisige Luft. Seid Ihr das, Fess, kommt Ihr, um Euer Abendmahl zu halten? Oder muss ich meinen guten Handschuh durch Eitermassen stoßen, um das ekelhafte Herz des

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