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Todessaat

Titel: Todessaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arnout Smith
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gelaufen. Du hast nichts getan.«
    »Das ist nicht wahr.« Er sah gequält aus.
    »Ich war elf, als Dad starb. Ich habe den Rest meiner Kindheit damit verbracht, aus Koffern zu leben, während Lottie an der Westküste arbeitete und in Country Bands spielte. Sie schleppte Andy und mich überall mit hin.«
    »Hat sie es dir denn nie erzählt? Tante Chel und ich haben versucht, euch zu bekommen. Euch beide. Wir wollten euch in unserer Familie aufnehmen. Was sind schon ein paar mehr? Deine Mutter wollte nichts davon hören.«
    Das Blut wich aus Graces Adern, und ihre Haut fühlte sich klamm an.

    Ihr Onkel sah sie erstaunt an. »Himmel. Sie hat es euch nie gesagt.«
    Das Herz schlug ihr bis zum Hals, sie konnte die Wut geradezu schmecken. Sie fragte sich, ob er sich selbst diese Lüge so lange erzählt hatte, bis er es für bare Münze genommen hatte.
    Grace fuhr sich verärgert mit der Hand durch die Haare. »Wir wissen beide, dass du lügst«, erwiderte sie mit rauer Stimme.
    Sie schob den Stuhl zurück. »Ich kann das nicht. Ich kann das auf gar keinen Fall. Wenn das alles ist, verschwinde ich jetzt.«
    »Bleib sitzen«, befahl er mit ruhiger Stimme.
    Als Kind hatte er ihr Angst gemacht. Er tat es noch immer. In den Augen ihres Vaters hatte sie einen Mond gesehen, einen hüpfenden, strahlenden Kürbismond, in den Augen ihres Onkels welkte und vertrocknete derselbe Mond und zerfiel in steinige Einzelteile.
    Sie wandte den Blick ab, hasste ihn. Geräuschvoll setzte sie sich wieder auf den Stuhl und starrte aus dem Fenster. Die FBI-Einheit war nicht weit entfernt vom Agua-Caliente-Reservat. Aus dem Büro ihres Onkels blickte man auf eine Reihe Dattelpalmen und Regierungsgebäude. Die rosa Granitfelsen der San-Jacinto-Berge waren am Horizont zu sehen.
    »In deinem Kopf ging es nicht darum, dass ich euch die Inhalte meiner Vorlesung zusammenfasse.«
    »Wie bitte?«
    »Du warst es. Du wolltest mich ausfragen.«
    Er wandte den Blick ab. Sie sah in die gleiche Richtung und entdeckte eine Tasche mit Golfschlägern an der Wand. Verstaubt. »Ich habe mit deinem Vorgesetzten gesprochen.«
    »Sid. Der Typ ist ein Witz.«
    »Das ist seltsam. Denn er spricht in so hohen Tönen von dir. Und...«

    »Ich kann das einfach nicht glauben...«
    »Und, Grace«, redete er ruhig weiter, »er hat die Erlaubnis von der Polizei in San Diego, dir deinen Job wiederzugeben, wenn du hier mitarbeitest und die Stunden bei deinem Therapeuten nachweisen kannst. Vorausgesetzt, du drehst nicht durch und machst keinen Unsinn...«
    »Durchdrehen?«, unterbrach sie ihn verärgert.
    »Du kannst wieder deine Arbeit machen, ohne Nachteile, ohne Hintergedanken. Ich nehme mal an, dass du einen Therapeuten aufsuchst.«
    »Durchdrehen ist wirklich kein gutes Wort, Onkel Pete. Soweit ich mich erinnere, war es das FBI, das den Ort wie in einem Videospiel zerschossen hatte.«
    »Bist du dabei oder nicht?«
    Stille.
    Er glättete sein Hemd mit der Hand.
    Beim geringsten Zeichen von Ärger verschließt du dich . Genau das hatte Mac zu ihr auf den Bahamas gesagt. Die Wut in ihr erwischte sie wie eine tosende Welle aus Säure. Zusammen mit ihr kam die dumpfe Erkenntnis, dass Jeanne recht hatte. In gewisser Weise konnte sie sich nicht richtig ausdrücken; sie kämpfte sich einen Weg durch den verworrenen Irrgarten aus altem Ärger, der sich in ihr festgesetzt hatte und den sie mit Onkel Pete verband. Und doch hatte das alles hier auch etwas mit den Dingen zwischen Katie, Mac und ihr zu tun. Dinge, die wieder in Ordnung gebracht werden mussten. Es war, als habe sie fünf Jahre lang in einer Warteschleife gelebt und nur auf diesen Brief gewartet, den sie schließlich auf den Bahamas erhalten hatte.
    Darauf gewartet, dass ein toter Mann ihren Namen nannte.
    Darauf gewartet, wieder nach Hause zu finden.
    Glaubte Grace an heilige Tode? Sie war sich nicht sicher.
    Bartholomews Tod war nicht heilig gewesen.

    Das Bild seiner Leiche, auf einer Bahre im Leichenschauhaus, kam ihr in den Sinn und verblasste wieder. Die Umrisse blieben hängen, als wären sie auf ihrer Netzhaut eingebrannt. Vor nicht allzu langer Zeit war Bartholomew ein Mensch gewesen; eigenwillig und wütend. Plötzlich wurde es noch wichtiger für sie, seinen Mörder zu finden.
    »Am Montagabend. Wenn die Konferenz endet, bekomme ich einen Freifahrtschein zurück ins Kriminallabor der Polizei in San Diego. Zu meinem Beruf.«
    »Du hast den Teil mit dem Therapeuten vergessen, aber ja.« Er öffnete beiläufig eine

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