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Todessaat

Titel: Todessaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arnout Smith
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die Straße, und Grace trat auf die Bremse. Vor ihr sprang die Ampel um, und die Satellitenschüssel segelte von ihr weg. Auch das Taxi verschwand kurz darauf im Verkehr.
    Grace saß fluchend im Wagen. Sie kurbelte das Fenster
herunter und steckte den Kopf hinaus, beugte sich weit zur Seite, um die Straße vorn überblicken zu können. Es wurde immer voller. Sie konnte ein gelbes Taxis ausmachen, als dieses gerade um die Ecke in den Palm Canyon Drive bog.
    Sie hängte sich an die Stoßstange des Wagens vor ihr und überfuhr eine gelbe Ampel. Zwei gelbe Ampeln. Sie war gerade rechtzeitig in den Palm Canyon Drive eingebogen, um zu beobachten, wie eine verschwommene gelbe Banane auf den Gehsteig sprang und auf den Eingang eines mexikanischen Restaurants zuging. Andrea. Das Taxi scherte wieder in den Verkehr ein und war bald verschwunden.
    Grace parkte im Halteverbot vor einer Bank und rannte zurück zum Restaurant. Eine genervte Empfangsdame in einem Wickelrock prüfte ihr Reservierungsbuch.
    »Tut mir leid. Es wird mindestens zwanzig Minuten dauern, alle Tische sind besetzt.«
    Grace keuchte noch immer. »Ich bin zu spät. Meine Freunde sind bereits hier. Keine Sorge, ich finde sie schon.«
    Eine Drei-Mann-Band spielte gerade Let the Good Times Roll. Der Bereich direkt vor der Bühne war voller Menschen in Kostümierungen. Grace glitt in eine Nische, von der aus man den abgesenkten Tanzbereich einsehen konnte.
    Auf der Suche nach Andrea wanderte ihr Blick über die tanzende Menge. Sie entdeckte drei weitere Bananen, aber Andrea war nicht dabei. Ein älteres Paar schob sich mithilfe der Ellbogen durch die Menge. Sie drehten und schwenkten ihre Knie wie Elvis. Der Mann stach in seinem türkisfarbenen Hemd in einem Meer aus Rot und Grün und Gelb hervor. Keine Andrea. Grace drehte sich um, um einen Blick auf die Leute hinter sich zu werfen.
    »Suchen Sie mich?«
    Eine Hitzewelle durchströmte ihren Körper.
    Andrea setzte sich ihr gegenüber in die Nische. Begleitet wurde sie von einem Mann Anfang dreißig, der schwarz
gekleidet war und in dessen Hemdtasche eine Schachtel Marlboros steckte.
    »Was wollen Sie?« Seine Stimme klang irgendwie verschlafen.
    Jetzt einen Drink. Eine nette Margarita, mit einem Salzrand und einer kalten Zitronenscheibe dekoriert.
    »Informationen.«
    Er brach in Gelächter aus. »Hör auf, Andrea anzumachen. Verstanden?«
    Er trommelte eine Melodie auf den Tisch, und Grace fragte sich, in welcher eingebildeten Band er wohl Mitglied war. Er nahm sich einen Tacco und dippte ihn in die Sauce. Ein roter Fleck tropfte auf den Holztisch. Er biss herzhaft in den Tacco, sodass das dunkle Bärtchen an seinem Kinn wackelte. Er hatte eine fleischige Nase und eine Lücke zwischen den beiden oberen Schneidezähnen. Sein Scheitel war auf die falsche Seite gekämmt, und um einen Wirbel standen die Haare ab. Er sah aus wie die Titelfigur des Mad Magazines , ging man davon aus, dass sie um zwanzig Jahre gealtert war.
    »Das ist Vondas Cousine«, erklärte Andrea. Ihr Blick war auf Grace geheftet.
    »Gerade rechtzeitig für das gesegnete Ereignis«, fügte Grace lächelnd hinzu.
    Andrea blinzelte. »Es ist bereits alles geregelt. Ich werde dabei sein und Sarah auch.« Ihre Stimme wurde lauter.
    »Gut. Dann werden wir ja eine schöne Mädchentruppe sein. Ich bringe Nagellack und Schnulzen mit.«
    »Sie braucht Sie nicht. Sie will Sie nicht. Sie hat uns.«
    Grace starrte sie an. Sie war Andrea instinktiv gefolgt, weil sie herausfinden wollte, wie sie in Vondas Leben passte. Und zu Bartholomews Tod. Bisher waren Andreas stärkste Reaktionen vor allem besitzergreifend gewesen; und es ging um ein wehrloses, ungeborenes Kind.

    Grace nahm sich einen Taccochip und aϐ ihn. Ein toller Chip. Salzig, leicht fettig. Knusprig und schmelzend breitete sich der süße Maisgeschmack in ihrem Mund aus. Sie schluckte, bevor sie Andrea anfuhr.
    »Ich weiß nicht, wie viel Sie überhaupt über Babys wissen. Wenn Sie Kinder verloren haben, wahrscheinlich nicht allzu viel.«
    Es war nicht nett, aber es wirkte. Die Härte fiel von Andrea ab und zeigte die Wunde darunter. Ihre Nasenflügel bebten, und die Lippen zitterten.
    »Vonda steht kurz vor der Geburt, und wenn Sie auf irgendeine Art und Weise mit ihr befreundet sind...«
    »Sie ist meine beste Freundin.«
    »Da haben Sie’s. Sie kann dieses ganze Demonstrieren nicht mehr mitmachen, Andrea.« Sie erwiderte den Blick einer Kellnerin und lächelte. »Lassen Sie sie doch

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