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Todessaat

Titel: Todessaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arnout Smith
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Luft.
    Sie fuhr sich über den Mund. Die Geschäfte waren vergittert und still. Der Mann mit dem Schlagstock wurde langsamer und blieb schließlich stehen. Er wirbelte den Stock über seinem Kopf. In den Sack gehüllt und im glänzenden Licht, das den Rest der Straße erleuchtete, inmitten der anderen Protestierenden sah er atavistisch und urzeitlich aus. Sie war die entwischte Beute.

14
    E ine Eidechse saß unbeweglich auf dem Gehsteig vor ihrem Hotelzimmer. Als sie die Tür aufschloss, huschte sie den Weg hinunter und verschwand. Ihr Zimmer lag im ersten Stock, nicht weit entfernt vom Swimmingpool, der durch einen Zaun vom Parkplatz abgetrennt war. Eine Straße weiter konnte man das Marschieren der Demonstranten und eine schrille Sirene hören.
    Die Rezeptionistin hatte ihr erklärt, dass die Demonstranten bereits seit Mittwoch die Baristo Avenue hinunterliefen; wie eine Ameisenkolonie marschierten sie in Richtung Palm Canyon Drive. Und jede Nacht wurden es mehr. Grace ließ die Tür ins Schloss fallen und sperrte ab. Am Pool zog sie ein paar Flaschen Soda aus dem Getränkeautomaten, sie ging zurück ins Zimmer und legte sie in den kleinen Kühlschrank neben dem Waschbecken.
    Das Zimmer war in Ordnung. Das Einzige, was fehlte, war Katie. Und Mac. Zwei gerahmte Kupferstiche mit Palmen hingen über dem breiten Bett. Es gab eine Kaffeemaschine, und sie setzte eine Kanne Wasser auf. Danach zappte sie durch das Fernsehprogramm, bis sie fand, wonach sie suchte.
    Sie warf einen Blick auf einen Soldaten der Nationalgarde mit Splitterschutzweste, der auf der Straße mit einem Typen in Militärklamotten kämpfte. Die bebende Wand aus Körpern stolperte in dem ganzen Durcheinander immer weiter, bis sie in die Polizeikette knallte.

    Jemand zertrümmerte eine Windschutzscheibe mit einem Schlagstock. In dem kurzen Moment, bevor die Kamera umschwenkte, sah es genauso aus wie bei dem wütenden Mann in Sackleinen, der seinen Schlagstock über den Kofferraum ihres Autos geschwenkt hatte, bevor sie entwischen konnte.
    Die Tür eines Elektroladens wurde aufgebrochen; Plünderer stürmten mit HDTV-Fernsehern mit baumelnden Preisschildern heraus und verschwanden in alle Richtungen. Grace musste wieder an das Bourbonfläschchen denken, das sie auf Jeannes Tintentisch hatte stehen lassen.
    Sie schaltete um.
    Vonda stand vor dem Gefängnis, auf jeder Seite eine ihrer Freundinnen, die sie stützten. In ihren Obst- und Gemüsekostümen sahen sie aus wie in einer Fruit of the Loom- Revue.
    Die Reporterin hatte dickes Haar und einen winzigen Körper und erinnerte an eine lackierte Puppe mit übergroϐem Kopf. Sie warf Vonda drei Fragen entgegen und fragte gezielt nach ihrem Vater beim FBI. Jedes Mal warf Vonda Andrea einen verstohlenen Blick zu. Nickte diese oder blinzelte sie Vonda zu, beantwortete Letztere die Frage. Hinter ihnen huschte der Kameramann vorbei.
    »Channel 3 hat heute einen Brief von Radikaler Schaden erhalten, in dem steht, dass etwas Besonderes für den letzten Abend der Konferenz geplant ist. Die Frage, die uns jetzt alle beschäftigt, ist, was hat die Gruppe vor?«
    Andrea warf Vonda und Sarah einen Blick zu. »Warum denken Sie denn, wir könnten das wissen?«
    »Sind Sie Teil der Gruppe Radikaler Schaden?«
    Andrea schürzte die Lippen. »Glauben Sie, das würde ich Ihnen sagen?«
    Ein Klopfen an der Tür unterbrach Graces Konzentration, und mit hämmerndem Herzen sprang sie auf die Beine. Jemand rüttelte am Türknauf. Sie hielt den Atem an.

    »Grace?«
    »Verdammt noch mal, Onkel Pete! Du hast mich zu Tode erschreckt.« Sie entfernte die Türkette und machte die Tür auf.
    Ihr Onkel stand in Jeans und einem zerknitterten Pullover vor ihr, in der Hand hielt er einen Pizzakarton.
    Er richtete seinen Blick auf den Fernseher. »Sehr gut, wie ich sehe, hast du schon die Sendung eingeschaltet.« Er quetschte sich an ihr vorbei, setzte sich auf die Bettkante und stellte den Ton lauter.
    Grace verriegelte wieder die Tür.
    »Ich habe höchstens zehn Minuten«, erklärte er. »Iss schnell.«
    Neben dem Bett stand ein kleines Sofa, und Grace nahm darauf Platz. Sie griff nach einem Stück Pizza. Im Fernsehen lief ein ausführlicher Bericht der Geschehnisse, die Grace bereits bekannt waren: abnormale Zellen in Mäuseeingeweiden, Magenläsionen nach dem Genuss von genetisch veränderten Tomaten, Schweine, die nur noch Totgeburten zur Welt brachten, Schafe mit schwarzen Flecken auf der Leber.
    Pete hatte die Augen auf den

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