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Todessaat

Titel: Todessaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arnout Smith
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Vonda hinausflog. Die Einzige, die schrie, war Tante Chel.
    »Noch mal!«, hatte Vonda gequietscht.
    Jede Gefahr schien an ihr abzuprallen. Grace rätselte, ob sich daran etwas geändert hatte. Und wenn nicht, was bedeutete das dann?
    Alles, was Grace wusste, war, dass Bartholomew tot war und ihr Foto an der Wand klebte. Außerdem fürchtete ihr Onkel, dass seine Tochter vielleicht den Mord auf irgendeine Weise gutgeheißen hatte.
    Grace folgte der Gefängnisaufseherin durch die dunklen Korridore, die sie zu den Antworten führen sollten.

    Vonda trug ein vergilbtes orangefarbenes Kürbiskostüm, das sich über ihren dicken Bauch spannte. Benutzte Papiertaschentücher lagen auf dem grauen Boden. Zusammen mit zwei Frauen, die als Banane und Apfel verkleidet waren, saß sie auf einer Matratze in einer Untersuchungshaftzelle. Sie sahen wie die reduzierten Überreste auf dem Wochenmarkt am Ende des Tages aus.
    »Hey.« Grace lächelte. Hinter ihr verschloss die Aufseherin wieder die Zellentür. Sie hatten ein wenig das Gesetz beugen müssen, um es Grace zu ermöglichen, mit allen drei Frauen in der Zelle zu sein, aber Grace wollte die Frauen kennenlernen, die so wichtig in Vondas Leben waren, dass sie bereit war, ihren Ehemann anzulügen, um Zeit mit ihnen zu verbringen.
    Der Apfel bewegte sich auf der Matratze. Ihre Augen waren strahlend grün, die krausen Haare rötlich, sodass sie irgendwie festlich wie Weihnachtsschmuck wirkte.
    »Sind Sie Anwältin?«, fragte sie hoffnungsvoll.
    »Das ist keine Anwältin. Das ist meine Cousine Grace.«
    Ein breites Grinsen. Vonda streckte die Arme aus. Aus dem Teenager aus Graces Erinnerung war eine erwachsene Frau geworden: glänzendes Haar bis zur Hüfte und die vertrauten dunklen Augen. Was Grace jedoch am besten in Erinnerung geblieben war und was Vonda noch immer ausstrahlte, war ihre Unberechenbarkeit.
    Sie war wie ein Motor, der im Verborgenen vor sich hinbrummte und irgendwie aus der Spur lief, alles vibrierte und drohte zu explodieren.
    Als Kind hatte dieser Zustand Grace hilflos gemacht, alarmiert und in eine Abwehrhaltung gedrängt. Nach all den Jahren kamen diese Gefühle erneut hoch.
    Sie spürte, dass Vondas Freundinnen genauso fühlten. Wie Soldaten drängten sie sich eng an sie und zuckten zusammen, als Grace sich vorbeugte, um sie zu küssen.

    Alle drei waren sie erkältet und hatten rote, wunde Nasen. Grace küsste neben Vondas Wange in die Luft, bevor sie einen Schritt zurücktrat. Vonda putzte sich die Nase.
    »Was denn, hast du nichts zu essen dabei?«
    »Die Linguicas liegen im Wagen, gleich neben der Krone, die ich gestohlen habe.«
    Vonda lachte, doch es steckte eine ernste Geschichte dahinter. Die Banane sah verwirrt aus.
    »Das letzte Mal, als ich Vonda gesehen habe, war sie die Königin der Festa do Espirito Santo. Das ist das größte portugiesische Fest in Point Loma - in San Diego -, wo wir aufgewachsen sind«, erklärte Grace. »Seit 1910 wurde immer dieselbe Krone benutzt. Die Krone tragen zu dürfen, ist sehr bedeutend.«
    »Grace hatte Linguicas - Würstchen - mitgebracht und sie im Auto vergessen«, fuhr Vonda fort.
    »Ich habe sie nicht vergessen. Deine Mutter hat mich zum Helfen in die Küche abkommandiert. Sechs Stunden lang.«
    Jeder übernimmt eine Schicht bei der Festa, aber Tante Chel hatte darauf geachtet, dass Graces Schicht dauerte, bis die Party zu Ende war. Und dann hatte Tante Chel gesagt, sie solle nach Hause gehen.
    Sie war gegangen. Heute fragte sie sich, warum ihre Tante eine solch große Macht über sie hatte, aber damals wollte sie einfach nach Hause flüchten. Sie war das Produkt der Vereinigung zwischen der ersten großen Liebe der Tante, Graces Vater, und dem blond gefärbten Flittchen, das sein Herz gestohlen hatte. Gedemütigt und verbannt zu werden, schien ihr ein kleiner Preis für die Sünden ihrer Eltern zu sein.
    Vondas Blick wanderte zum Namensschild des FBI an Graces Bluse. Ihre Augen weiteten sich.
    »Wahnsinn, da drin ist also ein Baby«, begann Grace.

    »Sam.« Vonda betrachtete noch immer das Namensschild.
    Es gab niemanden in ihrer Familie namens Sam. »Nach Stuarts Vater?«
    »Nach seiner Mutter. Samantha. Ich habe sie niemals kennengelernt. Sie starb, bevor Stu nach Palm Springs gezogen ist. Grace, was machst du eigentlich hier?«
    »Ich könnte dir die gleiche Frage stellen.«
    »Heute Morgen waren wir noch zu zwölft hier eingepfercht. Zwei Schmetterlinge, drei Äpfel, die Banane - Andrea - ich - wie viele

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