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Todessaat

Titel: Todessaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arnout Smith
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Briefumschläge ablecken oder so, nicht diesen ganzen Internet-Terroristenkram; das wäre nett und sauber. Sie kann doch jetzt keine Bomben mehr bauen, verstehen Sie?«
    »Was hast du ihr denn erzählt, Andrea?« Er schrie fast. Er schwankte auf der Bank, sein Gesicht wurde immer dunkler.
    Grace schwieg. Bomben. Bauten sie etwa Bomben? Hatte Radikaler Schaden etwa einen Bombenanschlag auf die Agrarkonferenz für Montagabend geplant?
    »Demonstrieren ist nicht gesetzeswidrig. Wir haben ein Recht zu demonstrieren. Es ist unsere Pflicht.«
    »Andrea, halt den Mund.«
    »Neuigkeiten, Nate. Ich werde, verdammt noch mal, sagen, was ich will!« Andrea zeigte mit dem Finger auf Grace. »Wenn Sie glauben, dass ein niedergebranntes Feld unsere letzte Aktion war...«
    »Das reicht jetzt. Wir sind weg.« Nate schob Andrea aus der Sitznische.

    »Nein, Nate, sie muss es doch verstehen«, entgegnete sie mit schriller Stimme. »Es reicht nicht mehr, dass jemand einen Teststreifen irgendwo hineinhält, als ob man das Wasser im Pool prüfte, bevor man hineinspringt. Jeder bei diesem Kampf muss jetzt zur Waffe greifen. Nur so kann es funktionieren.«
    Eine ältere Frau in Golfhosen blickte alarmiert aus der angrenzenden Nische auf.
    »Schnappt euch eine Kanone«, rief Andrea laut.
    Nate sah zur Straße hinüber, und Grace folgte seinem Blick. Ein einzelner Wagen stand im Leerlauf vor der roten Ampel und schoss schließlich mit quietschenden Reifen über die leere Kreuzung. Sie konnte den Fahrer kurz von der Seite sehen. Er hatte die Augen vor Angst weit aufgerissen.
    Grace kramte in ihrem Portemonnaie und legte einen Zehner unter den Chipsteller. Als sie wieder aufsah, waren Nate und Andrea verschwunden. Ein Beben lief durch die tanzende Menge, als ob alle gleichzeitig merken würden, dass draußen irgendetwas vor sich ging.
    Grace kämpfte sich zwischen den Tischreihen hindurch und quetschte sich hinter vier Leuten, die mit schwammigen Köpfen als grüne Zucchini verkleidet waren, nach draußen. Mit lauter Stimme und erhobenem Kinn wurde falsch gesungen. Old MacDonald hatte einen neuen Text bekommen. Etwas über Chemikalien und Abfall.
    Ein Polizeiwagen fuhr die Straße entlang. Ein Mann stand unbeweglich, ein Schild in der Hand, auf einer Bank: Habt Erbarmen - Brot für die Armen .
    Grace rannte um die Ecke und schloss die Wagentür auf. Eine Frau, die als Biene verkleidet war, lief mit einem strahlenden Lächeln über den Weg, gelbe Tennisbälle wackelten wie Antennen an ihrem Kopf.
    Geisterhafte Soldaten mit Gartenharken trotteten in einem
seltsamen Krieg auf die Kreuzung zu. Adrenalin schoss durch Graces Körper. Bereits im Fahren schlug sie die Wagentür zu und fädelte in den Verkehr ein. Die Ampel sprang auf Rot. Doch das Auto vor ihr nahm seine Chance wahr und schoss über die Kreuzung.
    Ein zweiter Polizeiwagen preschte ebenfalls noch über die Kreuzung, allerdings in entgegengesetzter Richtung. Die Luft schien sich zu ändern, war wie elektrisiert. Von irgendwoher konnte sie plötzlich einen Sprechgesang ausmachen. Direkt vor ihr verhüllte eine Rauchwolke die wütenden Menschen. Eine metallene Stimme aus einem Megafon drängte die Menschen, die Demo aufzulösen, bevor es zu spät war. Die Ampel stand immer noch auf Rot.
    Grace warf einen Blick auf die Schaufenster. Dunkle Gestalten spiegelten sich darin. Drei. Fünf. Eine Gruppe lief im Glanz ihrer Scheinwerfer vorbei.
    Sie kamen aus dem Seitenweg. Es waren mehr als fünf. Viel mehr. Irgendwie waren sie durch den Ring der Polizisten gekommen. Nun waren sie hier in der direkten Nachbarschaft, mindestens zwanzig Leute, die ihre improvisierten Waffen schwenkten. Sie kamen immer näher, eine fröhliche Truppe Reisender, die eifrig und hungrig die Straϐen füllten.
    Sie würde nicht mehr auf das Grün der Ampel warten. Vielleicht war sie ja defekt. Ein in Sackleinen gekleideter Mann flitzte hinter ihr her. Er war schnell und hielt einen Schlagstock in der Hand. Er fokussierte das Auto und holte aus. Sie sah die schnelle Bewegung des schweren Holzes, das auf ihre Heckscheibe schlug. Also gab sie abrupt Gas, und der Wagen schoss nach vorn. Der Schlagstock prallte wie eine Abrissbirne auf den Asphalt.
    Einen Augenblick lang schienen die Geschäfte, an denen sie vorbeifuhr, zu verschwimmen und zu brennenden und rauchenden Hütten zu werden. Das Summen in ihren Ohren
war ein sicheres Zeichen dafür, dass es schlimm ausgehen konnte. Sie kurbelte das Fenster herunter und holte tief

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