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Todessaat

Titel: Todessaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arnout Smith
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konnte man den Inhalt des Schließfachs nur noch von der anderen Seite in dem gesicherten Raum entnehmen, und alles wurde von einem Computer archiviert.
    Die Beweise in diesem Raum waren die letzte Verteidigung gegen die Dunkelheit. Die Beweise hier sprachen für die Toten. Grace fragte sich, was sie wohl finden würde.
    Auf dem Schild an der olivfarbenen Tür wurde Sams Klubhaus angekündigt. Grace drückte auf den Knopf der Gegensprechanlage, und eine Frauenstimme antwortete.
    »Sam?«
    »Die ist in Urlaub.«
    »Mike Zsloski, Detective der Mordkommission, hat mich angekündigt. Mein Name ist Grace Descanso.«
    Die Tür öffnete sich. »Beweismitteltechniker Knudtson, Madge. Ich hoffe mal, dass das Ganze hier wichtig ist.«
    Die forsche, Kaugummi kauende Madge sah aus, als würde sie schwer erziehbaren Mädchen Sportunterricht geben.
Sie winkte Grace in das Lager, in dem zahllose Kisten mit Beweisen aufbewahrt wurden, und verschloss die Tür hinter Grace. Letztere nahm den vertrauten Geruch von Staub und Chemikalien wahr. Zu ihrer Linken gab es ein kleines Büro, und direkt dahinter war ein Teil des Lagers, der durch ein blaues Drahtgitter und ein extra Schloss gesichert war. Madge bemerkte ihren Blick. »Hier kommt man nur mit Genehmigung herein.« In diesem Käfig befanden sich gesammelte Berichte über Mordfälle, abgeschlossene Fälle, Kühlschränke für DNS-Spuren und ein Tresor, außerdem lagen auf den Metallregalen Pappschachteln, alle mit einer 187 - der Kodierung für Mord - markiert.
    »Ich werde noch Law and Order verpassen. Beeilen wir uns.« Madge öffnete den Käfig und bedeutete Grace, einzutreten.
    Aktenschränke waren an der hinteren Wand aufgereiht. Hinter dem Gitter waren die Schließfächer geöffnet. In zwei Fächern lagen eingetütete Beweise, die noch nicht archiviert waren. Grace entdeckte Bartholomews Fallnummer auf zwei Kisten, die Madge bereits auf die hölzerne Theke neben eine Schachtel Einweghandschuhe gestellt hatte.
    »Ich hole die Sachen aus dem Tresor.«
    Grace zog sich Handschuhe über und unterschrieb auf dem Beweismittelblatt der ersten Kiste. Immer war da dieser Augenblick, in dem sich ihr beinahe der Magen umdrehte. Die physischen Verbindungen zwischen den letzten Atemzügen des Opfers und einem mysteriösen Täter verursachten das jedes Mal wieder.
    Aber dieses Mal lag über allem noch die klare Erinnerung an Bartholomews Wahnsinn, die blendende Genauigkeit der Zähne, Augen und Wangen auf den penibel aneinandergeklebten Fotos. Sie starrte in die Kiste.
    Darin lag ein Pfeil, der im Umfang dünner als ein Finger und über dreißig Zentimeter lang war. An einem Ende befanden
sich angekokelte Plastikfedern in Orange und Gelb. Am anderen Ende befand sich ein rostfarbener Fleck, nur dass es kein Rost war. Grace spürte einen Druck in ihrer Brust, der fast unerträglich wurde, bevor er sich auflöste. Die Pfeilspitze war aus scharfem Metall und wirkte wie ein kleiner Kampfjet mit breiten Flügeln. Sie dachte an das Loch in Bartholomews Brust und wie es dort hineingekommen war.
    Sie legte wieder den Deckel auf die Schachtel und übergab sie Madge, die unterschrieb, dass sie alles zurückerhalten hatte, und dann die Schachtel zurück ins Regal stellte, während Grace zur zweiten Kiste überging. Darin befanden sich seine Schuhe, Strümpfe, Geldbörse und Aktentasche. Letztere war braun, aus altem Leder und wurde mit Schnallen verschlossen. Sie öffnete den Verschluss. Erst als sie wieder ausatmete, wurde ihr klar, dass sie die ganze Zeit die Luft angehalten hatte.
    Bleistifte und Textmarker. Rennie, Blistex, ein Taschentuch aus Leinen und ein schwarzer Kamm. Sie öffnete ein Seitenfach und zog drei Bücher heraus: Eine Geschichte des amerikanischen Volkes von Howard Zinn, die Verfassung der Vereinigten Staaten und ein schmaler Band mit dem Titel Die Kunst des Krieges von Sun Tzu, in dem viele Stellen markiert waren. Sie stieß auf einen gelb markierten Satz im Buch: In Konfliktsituationen führen geradlinige Aktionen für gewöhnlich zum Kampf, während überraschende Aktionen zum Sieg führen .
    Was hatte Bartholomew geplant? In welchem Krieg kämpfte er? Und wer würde ihn gewinnen?
    Es gab keinen Taschenkalender, zu benotende Klausuren, USB-Sticks, Disketten, CDs oder Laptop. Entweder hatte der Mörder diese Gegenstände mitgenommen, oder Bartholomew war mit leichtem Gepäck gereist. Sie dachte an seine Wohnung, seine Schreibmaschine. Vielleicht benutzte
er gar keinen Computer.

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