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Todessaat

Titel: Todessaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arnout Smith
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Tag war lang gewesen, und er war noch nicht vorbei. Sie trank einen Kaffee. Durch das Fenster auf der Beifahrerseite sah sie einen Union-Pacific-Zug wie eine dunkle Wand durch die Nacht rollen.
    Indio war nicht weit von Palm Springs entfernt, etwa zwanzig Minuten mit dem Auto, aber wenn man die Persönlichkeiten betrachtete, lagen Welten dazwischen.
    Als Mitarbeiterin des Kriminallabors der Polizei in San Diego hatte Grace ein Bild von Indio, das nicht zu dem Bild passte, das in den bunten Werbeprospekten gezeichnet wurde - die Welthauptstadt des Dattelanbaus, das Zentrum einer aufkeimenden westlich-ländlichen Gemeinde, ein landwirtschaftliches Mekka voller Möglichkeiten und Versprechen. Das Indio, das Grace kannte, hatte Jugendbanden, die sich aus heimatlosen, verlassenen, weggeworfenen Kindern zusammensetzten, durchreisende Farmarbeiter, lateinamerikanische Gangs, die sich mit afroamerikanischen Gangs bekriegten, die sich wiederum mit asiatischen Gangs bekriegten, die sich mit Neonazis bekriegten. Scherben und Graffiti.

    Sie fragte sich, welches Bild von Indio sie heute sehen würde.
    Sie nahm die Abfahrt vorbei an einer Reihe von Tankstellen auf eine Nebenstraße. Dieses Gebiet wurde bereits seit ihrem letzten nächtlichen Besuch ausgebaut. Jetzt leuchteten hier Motels, ein Denny’s und eine Reihe mexikanischer Restaurants.
    Dem Industriegebiet folgten Wohnhäuser, deren Beleuchtung weniger auffiel. Eine Ampel schaltete auf Rot, und sie hörte das Heulen des ankommenden Zuges. Sie kurbelte das Fenster hoch und verriegelte die Türen. Der Zug ratterte an ihr vorbei.
    Sie fand die Jackson Street und die Brücke über die Gleise, bog nach rechts in eine schmutzige Auffahrt ab, die zum Union-Pacific-Rangierbahnhof führte.
    Ihr Puls beschleunigte sich. Sie hatte den Rangierbahnhof bereits bei Tageslicht gesehen und war beunruhigt gewesen. Jetzt war es noch schlimmer.
    Früher einmal war es ein aktiver Güter-Rangierbahnhof gewesen, aber das war Jahre her. Vor ihr erstreckte sich die heruntergekommene Ruine eines Lokomotivschuppens, früher befand sich darin ein Geschäft für Dieselmaschinen.
    Betonsäulen streckten sich wie zerklüftete Stalagmiten in den Himmel, und im verschwommenen Scheinwerferlicht erhaschte sie einen Blick auf glänzende, zerbrochene Bierflaschen, grelle Graffitis, Drogenzubehör und eine halb eingestürzte Decke mit zerbrochenen Ziegeln und Asbest.
    Um den Lokomotivschuppen reihten sich andere kleinere Gebäude, die ebenfalls alle verlassen waren: alte Wellblechhütten und Bürobaracken mit vergammelten Matratzen und zerbrochenen Türen. Ein Schatten bewegte sich unerwartet. Ein räudiger Hund schlüpfte aus dem Türbogen, in dem plötzlichen Scheinwerferlicht wirkten die Augen
gelb. Das Blinzeln des Hundes im Scheinwerferlicht wurde von der Dunkelheit geschluckt.
    Grace polterte mit dem Wagen über einige Gleise. Eine Lok mit drei Güterwagen stand an der Seite, dicht daneben standen einige Arbeiter. Sie winkten mit den Armen und riefen Anweisungen. Grace fühlte sich augenblicklich besser. Hier gab es Leben. Arbeiter mit Jobs und Verantwortung und Taschenlampen. Der Zug fuhr vorsichtig rückwärts auf ein weiteres Abstellgleis mit vier neuen Güterwagen.
    Eine kurze Schienenstrecke führte vom Hof etwa hundert Meter in ein Gebäude hinein; dieses Gebäude war hell erleuchtet. Der Name leuchtete in strahlend blauen Buchstaben über dem Tor: WINDLIFT.
    Die Gleise endeten in einer hangargroßen Halle, der Vorplatz wurde von einem Güterwagen dominiert, und ein Mann auf einem Gabelstapler hob eine Kiste in das Innere des Waggons. Grace fuhr das Auto an die Seite, wo sie einen Parkplatz fand. Im Rückspiegel sah sie einen Polizisten, der in Schwarz gekleidet war. Sie schloss den Wagen ab und wartete.
    Ein kalter Wind blies über den Parkplatz und grub sich ihr in den Nacken. Auf dem Namensschild des Polizisten, der bei genauerer Betrachtung seines Wappens auf dem Oberarm ein Union-Pacific-Polizist war, stand JOHNSTONE. In seinem breiten Gürtel steckten eine Pistole, die mit einem Magazin geladen war, ein Funkgerät und zwei Paar Handschellen.
    »Das ist aber eine kalte Nacht, um hier draußen zu sein.« Er wirkte professionell, aber eine gewisse Wärme war in seiner Stimme erkennbar.
    Auf seinem Gesicht stand Schweiß - kalter Schweiß -, wahrscheinlich vom Wind. Sie fragte sich, wie lange er wohl schon arbeitete.
    Sie nickte. »Ich möchte Stuart Sonderberg sehen. Er erwartet mich.«

    Sie

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