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Todessaat

Titel: Todessaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arnout Smith
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reichte ihm ihren FBI-Ausweis, und er nahm die Taschenlampe, die ebenfalls hinten an seinem Gürtel hing, und prüfte den Ausweis kurz, bevor er ihn ihr zurückgab.
    »Er müsste drinnen sein. Sie können überall hingehen, nur nicht zu den Gleisen. Halten Sie sich fern von der Ladezone in der Fabrikhalle. Eine große Frachtmenge wird heute noch verladen und abtransportiert.«
    Sie nickte, trat einen Schritt zurück, verdrehte sich den Fuß an einem Stein, sodass sie sich ermahnte, hier vorsichtiger zu sein.
    »Ich habe eine zweite Taschenlampe an meinem Schlüsselanhänger, die werden Sie brauchen«, erklärte er mit trockener Stimme.
    »Ich komme zurecht.«
    Er nickte und ging fort, sein Lichtkegel pflügte einen Pfad in Richtung der Gleise. Sie selbst bahnte sich ohne weiteres Stolpern einen Weg zum Gebäude.
    Drinnen war es heiß, und die Luft war von metallischem Klirren, dem Schürfen der Maschinen und dem Klingen von Stahl erfüllt. Unter den Lampen glänzte der Schweiß auf den Körpern der Männer.
    Die Decke war hoch und wurde durch Metallpfeiler gestützt, am Rande des Flachdachs befanden sich schmale Fenster. Eine Reihe glänzend weißer, eiförmiger Boxen stand auf dem Boden der Halle. Öffnete man die Ummantelung, wurde eine hochentwickelte Steuerung sichtbar. Ein Mann in blauer Uniform stieg aus einem »Ei« heraus. In der Hand hielt er einen Kreuzschlüssel. Als er sich aufrichtete, erkannte Grace, dass das »Ei« größer war als er.
    Die Windturbinentürme lagen in Einzelstücken wie ein riesiges Bastelset da. Die Größe wurde einem nur im Vergleich zu den Männern bewusst, die über die Einzelteile kletterten. Liliputaner. Jung und kräftig, kletterten sie über die Gerüste aus Metall.

    Durch eine breite Tür, die in eine Seitenwand der Halle gebaut worden war, konnte sie im angrenzenden Raum die Windmühlenflügel sehen, die ordentlich aufgestapelt dalagen und bereits für den Transport beschriftet und verpackt waren.
    Metallleitern führten zu einer zweiten Ebene mit Arbeitsstationen entlang einer niedrigen Plattform. Ein Mann mit Schutzmaske beugte sich über ein Rohrstück aus Stahl, Feuerfunken spritzten aus einem Schweißbrenner.
    Sie lief durch die Halle, vorbei an einer Gasse, in der Rotorblätter auf vibrierenden Maschinen summten, und beobachtete die Männer, die Paletten auf Rollen zum Ladebereich schoben. Die Arme der Arbeiter waren gebräunt, glänzend und verdreckt.
    Sie spürte, dass sie beobachtet wurde, und drehte sich um. Ein Mann mit einem Bizeps in der Größe eines Hockeypucks starrte auf sie herab. Ein Werkzeugset baumelte an seinem Gürtel.
    Sie erklärte ihm in Zeichensprache, dass sie ihm eine Frage stellen wollte. Er stieg die Leiter herunter, seine Sohlen kratzten auf den Sprossen. Unten angekommen schwang er seinen Nietenstiefel nur wenige Zentimeter an ihrem Gesicht vorbei. Sie wich zurück und machte instinktiv einen Schritt nach hinten, während er sie angrinste.
    »Brauchen Sie etwas?« Sein Blick wanderte auf ihren Ausweis.
    »Stuart Sonderberg. Haben Sie ihn gesehen?«
    Er blickte in die Halle, auf die spuckenden Schweißbrenner und die glänzenden Männer, als ob er nach Worten für seine Antwort ringen würde.
    »Versuchen Sie es an den Schienen.«
    Er streckte die Hand nach oben, schnappte die Leiter und zog sich mit einem Arm zur ersten Sprosse hoch.

    Als sie nach draußen ging, fiel die Temperatur schlagartig. Weiter draußen bei den Gleisen waren die Arbeiter beiseitegegangen, während die Weiche verstellt wurde.
    Vielleicht war Stuart ja dort. Es war einen Versuch wert. Johnstone hatte ihr gesagt, sie solle sich davon fernhalten. Sie würde sich lediglich von ihm fernhalten, das war alles. Sie wünschte, sie hätte die angebotene Taschenlampe genommen.
    Sie wanderte vorbei an dem Nebengleis und den Güterwaggons, immer auf die Unebenheiten bedacht. So nah an den Waggons wirkten diese wie kahle Gebäude.
    »Grace«, rief Stuart. Er lief aus dem Lager auf sie zu. Seine Stiefel knirschten auf dem Schotter, und um seine Hüfte baumelte ebenfalls Werkzeug.
    »Ich war drinnen auf der zweiten Ebene. Es hat etwas gedauert, bis ich unten war.«
    »Wie viel Zeit hast du?«, fragte Grace. »Es ist meine Essenspause, aber ich bin nicht hungrig. Wir könnten ein Stück laufen, wenn du Lust hast.«
    Sie nickte.
    Seine Haltung drückte eine entspannte Aufmerksamkeit aus, die sie an ihren jüngeren Bruder Andy erinnerte. Sie fragte sich, wann sie Andy zum letzten Mal

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