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Todessaat

Titel: Todessaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arnout Smith
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nicht folgen.«
    »Hat ein Polizeibeamter aus Palm Springs deinen Laden oder dein Haus gestürmt? Bist du in einem vergitterten Wagen hergekommen?«
    Jeanne schüttelte den Kopf, und Grace verließ der Mut.
    »Nein, ein netter Mann namens Detective... irgendein polnischer Name...«
    »Zsloski.«
    Jeanne nickte.
    Mistkerl. »Er rief an und hat was gesagt?«
    »Er fragte, ob ich vorbeikommen könnte, das war alles. Sie wollten mich über den Streit zwischen Bartholomew und Frank im Einkaufszentrum befragen. Und ich war froh darüber; Frank hatte mir nämlich das Versprechen abgenommen, mich während der Agrarkonferenz von Palm Springs fernzuhalten, aber wenn ich der Polizei helfen musste...«
    Grace starrte sie entgeistert an. »Du hast dich also einfach ins Auto gesetzt und bist hierhergefahren.«
    »Nun ja, wie ich dir schon gesagt habe, ich brachte Helix in die Hundepension. Und dann bin ich losgefahren.« Sie betrachtete Grace.
    Grace konnte Jeannes Spiegelbild in der Glasscheibe erkennen. Sie blickte auf zwei Jeannes, und bei beiden konnte man in den aufgerissenen Augen das langsame Begreifen
ablesen; beide beugten sich alarmiert und mit offenem Mund zum Plexiglas vor, sodass Grace deutlich zwei Kronen auf den unteren Backenzähnen erkennen konnte.
    »Was habe ich getan?« Die beiden Jeannes schnappten nach Luft, und die Lippen zitterten.
    Grace versuchte, ihren Gesichtsausdruck sanfter aussehen zu lassen.
    »Nein, sieh mich nicht so an, Grace. Sag mir einfach, was, zum Teufel, ich getan habe.«
    »Wenn eine Person freiwillig mit der Polizei spricht, dann muss die Polizei dieser Person erst ihre Rechte vorlesen, wenn sie... nun ja, wenn sie genug haben, um sie hinter Gitter zu stecken.«
    »Sie haben mir die Rechte vorgelesen.«
    Grace nickte. »Irgendwann nach der Stelle, an der sie dich nach deinem Engagement, die Umwelt zu schützen, und nach deiner Schulzeit befragt haben, richtig?«
    Jeanne blinzelte und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. Grace wurde plötzlich klar, dass der Stuhl nicht nur im Boden verankert war, damit man die Scheibe nicht mit ihm einschlagen konnte, sondern auch, um die Gefangenen daran zu hindern, unwillkürlich vom Stuhl zu fallen, wenn man ihnen Nachrichten wie diese mitteilte.
    »Oh«, sagte Jeanne schlicht. Sie hielt sich an der Tischkante fest, um das Gleichgewicht wiederzugewinnen.
    »Willst du mir davon erzählen?«
    Jeanne wandte den Blick ab. »Ich habe darauf gewartet, dass der Vorhang fällt, fast mein ganzes Leben lang. Ich dachte schon, es würde nie passieren.«
    Grace nickte. Sie erinnerte sich an die sogenannte Rancho-Santa-Fe-Frau, die ein Doppelleben führte und die inhaftiert wurde, weil sie vor fünfundzwanzig Jahren in Michigan aus dem Gefängnis geflüchtet war. Jeanne hatte dasselbe getan.

    »Wir waren in Humboldt County auf der Schule. Dem Land der amerikanischen Mammutbäume. So hatte es angefangen. Rettet die Mammutbäume. Den Anfang machten Sit-ins in den Baumkronen. Ich saß nicht auf einem der Bäume, sondern war als Unterstützung vor Ort. Es ist leichter für einen Mann, in einen Eimer oder einfach in die Luft zu pinkeln. Deshalb schickten wir Ted hoch. Damals nannten wir ihn John - jugendsprachlich für Klo. Ein kleines Wortspiel, weil er ja den Baum umarmen musste, um sich zu erleichtern. Er war ein sehr introvertierter Mensch.«
    Grace blickte verwirrt drein.
    »Du hättest dabei sein müssen.«
    »Er seilte also den Müll und sein Geschäft ab?«
    »Genau. Ich schickte ihm Müsliriegel und Bücher hoch.«
    »Du und Ted, ihr wart...«
    »Eng verbunden. Wir fingen mit Demos gegen den Krieg an, dann kam auch noch Umweltschutz dazu. Wir lebten in einer Kommune in den Wäldern und wurden wegen Vagabundierens festgenommen und verurteilt; Erregung öffentlichen Ärgernisses - und ein paar weitere Anklagepunkte. Sie wollten uns auch noch versuchte Körperverletzung mit einer todbringenden Waffe anhängen, aber das klappte nicht.«
    Grace hielt den Hörer ans andere Ohr.
    »Worum ging es da?«
    »Äste. Wir haben sie so miteinander verzurrt, dass wir unsere Gegner automatisch damit verletzt hätten, wenn sie Ernst gemacht und mit dem Sägen begonnen hätten. Aber es wurde niemand verletzt, Grace.«
    »Das hätte ohne weiteres passieren können.«
    »Ich war dumm. Es war ein Naturschutzgebiet, das sie zerstören wollten, um dort eine Wohnanlage aufzubauen. Damals schien es falsch zu sein, und es erscheint mir auch noch heute falsch. Aber der Weg, den wir

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