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Todessaat

Titel: Todessaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arnout Smith
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Mentor, den man haben kann. Ich habe an den Schritten gearbeitet, aber sie nicht gelebt, nicht so intensiv, wie es nötig gewesen wäre. Plötzlich kam alles wieder hoch, aber ich wollte es zuerst Frank erzählen. Ich verdanke ihm so viel. Doch solange er den Stress mit der Konferenz hatte, erschien es mir falsch, mit ihm darüber zu reden.«
    »Also hast du einen Handel mit Bartholomew geschlossen.«
    »Ja genau. Bartholomew und sein Gefolge von Radikaler Schaden würden Franks Wege nicht kreuzen. Und ich nicht den seinen. Das war mein Plan. Doch dann habe ich am Dienstag gegen die Regeln verstoßen und Frank mit hineingezogen, ohne dass er es wusste.«

    Grace hatte mit dem Herzstück von einfach allem zu kämpfen. Die Substanz, aus der ihre Verzweiflung bestand, der Schmutz und Staub ihrer möglichen Wiedergeburt. »Das ganze Gerede über Ehrlichkeit. Hast du jemals daran gedacht, mir von deiner Vergangenheit zu erzählen?«
    Jeanne suchte Graces Blick. »Die ganze Zeit über, Grace. Die ganze Zeit.«
    Ein Aufseher betrat den Besucherraum durch die Seitentür. »Die Zeit ist vorbei.«
    Grace stand auf. »Wie lautet dein richtiger Name?« Jeanne zögerte. »Jeanne«, antwortete sie schließlich. »Anders geschrieben, aber immer noch Jeanne.«
    Sie hängte den Hörer ein und verschwand mit dem Aufseher durch die Tür.
     
    Grace nahm eine heiße Dusche, schlüpfte in ihr Lieblingsnachthemd und zog frische Socken an, bevor sie zu Bett ging.
    Aber sie konnte nicht einschlafen.
    Jeanne hatte Grace damals mit einfachen Worten gerettet: Ehrlichkeit, Grace. Das ist der Schlüssel. Nüchtern zu werden, trocken zu bleiben und die Wahrheit auszusprechen.
    Grace hatte darauf gebaut, Jeanne als moralischen Kompass nutzen zu können.
    Er war zerbrochen. Für sie war die Wahrheit nicht mehr eingeordnet.
    Jeannes Schweigen über die Vergangenheit war auch nicht schlimmer als das, was Grace Katie angetan hatte.
    Grace hatte nur aus dem einzigen Grund gelogen: Es war bequemer. Jahrelang hatte sie Mac im Fernsehen betrachtet und ein Geheimnis gehütet, das nicht weniger Schuld in sich trug als irgendetwas, das Jeanne getan hatte. Zudem hatte sie Katie benutzt, um ihre Risse zu kitten.
    Draußen bei Nacht kommen alle Raubtiere hervorgekrochen,
die in der Wüste und die in ihren Gedanken. An einer kurzen Kette bewachten die Tiere mit den Reißzähnen ein dunkles Haus voller Selbsthass und Schmerz.
    Sie wälzte sich im Bett herum, zerknautschte das Kissen und stöhnte leise in der Dunkelheit.
    Sie musste diesen Fall abschließen, um wieder Halt zu finden.
    Sie musste ihre Freundin retten.
    Und sich selbst.
    Endlich wieder den Weg nach Hause finden.

32
    Montag
    U m zwei Uhr morgens klingelte das Telefon im Hotelzimmer. Sie war noch immer wach und starrte an die Decke, dennoch brauchte sie einen Moment, um in dem fremden Zimmer das Telefon zu finden.
    »Hey.«
    Es war Mac.
    »Ist alles in Ordnung mit Katie?« Sie saß mit klopfendem Herzen senkrecht im Bett.
    »Himmel, natürlich geht es ihr gut. Tut mir leid, Grace, alles in Ordnung. Ich hätte nicht anrufen sollen. Es war eine blöde Idee.«
    »Nein, nein.«
    Sie tastete nach dem Lichtschalter, doch dann fiel ihr ein, dass sie die Vorhänge nicht geschlossen hatte, um morgens von der Sonne geweckt zu werden. Durch die dünnen Gardinen am Fenster schien Mondlicht ins Zimmer. Genau wie bei ihrer ersten gemeinsamen Nacht in Guatemala. »Geht es dir gut?«, fragte sie ihn schließlich.
    Am anderen Ende herrschte Schweigen. Sie fürchtete schon, die Verbindung sei unterbrochen worden, als sie ein tiefes Atmen hörte. »Ich habe nachgedacht, Grace. Du hast immer diese komische Bewegung mit deinen Zehen gemacht, wenn wir zusammen waren. Irgendwie hast du sie in meine Zehen gedreht. Ist dir das überhaupt aufgefallen?«
    Sie schluckte.
    »Grace?«

    »Ich bin noch dran.«
    »Sie hatte heute einen kleinen Unfall - keine große Sache, bitte mach dir keine Sorgen. Sie rannte herum, rutschte am Beckenrand aus und schrammte sich das Knie auf. Sie fing an zu weinen.« Seine Stimme war kaum hörbar. »Das Erste, was sie sagte, war: Mommy.«
    Grace schloss die Augen.
    Sie fühlte, wie sie mit angezogenen Knien in diesem dunklen, seltsamen Raum saß und sich allmählich auflöste. Sie öffnete die Augen und betrachtete das Licht, das durch den Vorhang schimmerte.
    »Vermisst du die Arbeit als Ärztin?«
    Mac war der Einzige, der diese Frage stellen durfte, der Einzige, der das Privileg besaß, eine

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