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Todesschach

Todesschach

Titel: Todesschach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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befanden sich Sträflinge und Wachpersonal auf demselben Mond – oder in demselben Boot.
    Der Sergeant hatte einen Zettel in der Hand und verlas die Namen.
    »Lassen Sie Ihr Gepäck hier stehen und gehen Sie einzeln hinein. Der Kommandant möchte noch mit Ihnen sprechen, bevor Sie abtransportiert werden.«
    Mira wartete und ließ den anderen Frauen den Vortritt. Der Sergeant achtete nicht darauf, daß Aleks sich neben sie stellte und sie ansprach.
    »Alles in Ordnung?«
    Sie nickte.
    »Ein merkwürdiger Zufall«, sagte er, »daß Sie ausgerechnet mit mir zusammen abtransportiert werden, Mira. Ich hoffe, Sie haben meinetwegen keine Dummheit begangen.«
    Da begriff sie, was er meinte. Sie errötete.
    »Wie können Sie so etwas glauben, Aleks? Schämen Sie sich. Und vergessen Sie nicht, daß ich ausgezeichnet Schach spiele – dabei lernt man denken.«
    »Verzeihen Sie, Mira. Es war nur so ein Gedanke. Immerhin – wie haben Sie es geschafft?«
    Sie lächelte.
    »Ich interessiere mich eben für Physik – wenigstens seit kurzer Zeit.«
    Er nickte.
    »Natürlich, das war das Nächstliegende. Nur gut, daß ich nicht meinerseits auf den Gedanken gekommen bin, als Wunschberuf den Soziologen anzugeben.«
    »Das wäre deshalb unlogisch gewesen, weil ich noch studiere und mich mit größerer Wahrscheinlichkeit gern umgestellt hätte, während Sie in Ihrem Beruf bereits einen gewissen Ruf besitzen. Es war also klar, daß ich mich Ihnen anzupassen hatte, um eine größere Wahrscheinlichkeit gemeinsamen Handels zu erreichen. Und wie Sie sehen, stimmt meine Berechnung.«
    Der Sergeant deutete auf Mira.
    »Sie sind jetzt dran, Miß.«
    Die zweite Frau kam eben aus dem Haus. Mira ging an ihr vorbei und betrat klopfenden Herzens das Zimmer, in dem der Lagerkommandant hinter seinem Schreibtisch saß. Er erkannte sie sofort.
    »Oh, Sie sind es?« Er warf einen Blick auf die Papiere. »Mira, Studentin der Sozialwissenschaften, soso. Und nun interessiert Sie auf einmal die Physik.« Er sah sie wieder an. »Seltsam, nicht wahr?«
    Sie achtete nicht auf den freien Stuhl und blieb stehen.
    »Ich hatte schon vor zwei Jahren vor, Physik zu studieren, aber der Prüfungscomputer fand, daß Soziologie mehr mein Fach sei. Ich bin noch heute anderer Meinung. Wenn Sie hier Physiker brauchen, geben Sie mir bitte Gelegenheit, praktisch zu lernen.«
    Er nickte.
    »Natürlich weide ich das tun, Miß Mira. Nicht nur, weil Sie es so wünschen, sondern weil es das Beste für die Strafkolonie ist, wenn jeder an dem Platz arbeitet, den er sich selbst ausgesucht hat. Wir können keine Rebellen oder Unzufriedene gebrauchen. Ich versetze Sie nach Lager Sieben. Das ist ein großes Werk mit verschiedenen Laboratorien und Lehranstalten. Der Kommandant ist Major Lendoka. Sie werden gut mit ihm auskommen, wenn Sie seine Anordnungen beachten.« Er betrachtete sie eingehender. »Eigentlich tut es mir leid, daß Sie uns schon verlassen. Ich hätte mich gern ein wenig mit Ihnen angefreundet. Schade. Vielleicht sehen wir uns später einmal wieder, wenn Sie sich eingelebt haben. Alles Gute dann …«
    Als sie wieder draußen stand, ging Aleks in die Kommandantur.
     
    *
     
    Der Transportjeep war sehr groß und gepanzert.
    Die sechs Gefangenen saßen im hinteren Teil der mit Glas überdachten Kabine. Außer dem Fahrer wurden sie von zwei bewaffneten Soldaten begleitet, die vorn beim Fahrer saßen. Sie kümmerten sich kaum um ihre Schutzbefohlenen, und Mira konnte sich auch nicht denken, wozu ein Fluchtversuch gut sein sollte.
    Die Straße war gut ausgebaut und führte durch die Todeslandschaft des Mondes. Langsam nur hatte sich rechts und links die von den Menschen mitgebrachte Vegetation ausgebreitet. Sie gedieh nicht so gut wie auf der Erde, paßte sich aber allmählich den vorhandenen Verhältnissen an. Tiere gab es kaum, wie die Wachtposten versicherten. Ihnen fiel die Umstellung schwerer.
    Aleks saß neben Mira.
    »Der Kommandant hieß Oberst Tilbor. Ich glaube, daß er unsere Absicht durchschaut hat, wenigstens machte er mir gegenüber eine entsprechende Bemerkung.«
    »Was sagte er denn?«
    »Er meinte, vielleicht könne er uns eines Tages behilflich sein. Ich fragte ihn, warum er das täte. Was glauben Sie, Mira, was er darauf antwortete?«
    »Keine Ahnung.«
    »Genau weiß ich es auch nicht mehr, aber er schien zu wissen, daß Sie und ich … nun, wie soll ich mich ausdrücken …? Nun, daß wir zusammenbleiben wollen. Und er hatte Verständnis dafür. Und dann

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