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Todesschach

Todesschach

Titel: Todesschach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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verschiedenen Gründen, für die Zulassung Strafgefangener zu den Todesspielen gestimmt.
    Larko war gekommen, um Bender nach seinen Motiven zu fragen. Er war nicht nur Politiker, sondern auch Psychologe.
    Bender kam ihm mit ausgestreckten Armen entgegen.
    »Lieber Freund, eben hörte ich es über den Informationssender: Das Gesetz ist angenommen, die Regierung hat gesiegt. Die Entscheidung war nicht schwer.«
    Larko lachte.
    »Gesiegt? Nur mit unserer Unterstützung, Bender. Wir waren auch für das Gesetz. Haben Sie Zeit?«
    »Für Sie immer, Larko. Was darf ich Ihnen anbieten?«
    »Einen Sitzplatz, wenn es möglich ist …«
    Bender lachte und deutete auf den Liegestuhl.
    »Was zu trinken?«
    Der Robotdiener brachte Flaschen und Gläser.
    »Die heutige Entscheidung war nicht schwer, Bender, das stimmt. Ich frage mich nur, warum Sie dem neuen Gesetz zustimmten, obwohl Sie doch gegen die Spiele sind.«
    »Das neue Gesetz hat nichts mit Ablehnung oder Befürwortung der Spiele zu tun. Es bietet jedoch die Möglichkeit, Strafgefangenen, die zum Leben auf einem unwirtlichen Mond verdammt sind, die Rückkehr zur Erde zu gestatten. Deshalb stimmte ich dafür.«
    »Nur wenige von ihnen werden die Freiheit erlangen, Bender.«
    »Richtig, aber sie haben immerhin die Chance dazu. Auf Io sind sie verloren.«
    »Sie riskieren ihr Leben, wenn sie sich melden. Sie sind doch sonst gegen das Spiel. Gegen jedes Spiel.«
    »Nicht dieses Mal, denn es geht um Humanität.«
    Larko schüttelte den Kopf.
    »Humanität! Sie stimmen für den Tod, weil Sie für die Humanität sind …! Erklären Sie mir den Widerspruch, wenn Sie es können.«
    »Nichts einfacher als das. Es gab einmal die Todesstrafe, und ich sah sie immer nur als Abschreckung, nicht als Strafe. Später gab es dann nur das lebenslängliche Zuchthaus oder Arbeitslager. Wer einmal darin landete, starb auch darin. Heute haben wir Io. Ebenfalls ein Ort ohne Rückkehr, wobei sich darüber streiten läßt, ob der sofortige und schmerzlose Tod nicht humaner wäre. Wichtig ist nur, daß Io abschreckend wirkt. Gut und schön. Das wäre es wenigstens, wenn nicht die Möglichkeit bestünde, daß auch Unschuldige nach Io transportiert werden.«
    »Unschuldige? Wie meinen Sie das?«
    »Seit auch politische Strafgefangene nach Io deportiert werden, schleicht sich die Ungerechtigkeit in den Strafvollzug ein, das müssen Sie doch zugeben. Wie kann man jemanden bestrafen, der eine andere politische Auffassung als die Regierung vertritt? Ist das ein Verbrechen? Heute, wo es nur noch eine Demokratie gibt?«
    »Hören Sie, Bender …«
    »Nein, ich höre nicht!« Bender nahm das Glas und leerte es auf einen Zug. Seine Hand zitterte leicht. »Politische Gegner müssen mit Argumenten, nicht mit Drohungen überzeugt werden, sonst werden sie immer Gegner bleiben. Und ein Gegner in der Verbannung ist gefährlicher als ein toter Gegner. Und auf jeden Fall tausendmal gefährlicher als ein überzeugter Gegner. Ich habe für das neue Gesetz gestimmt, weil ich hoffe, dadurch einigen zu Unrecht Verurteilten die Rückkehr zur Erde zu ermöglichen.«
    »Damit ermöglichen Sie ihnen aber auch, früh und schnell zu sterben.«
    »Darüber entscheiden nur sie selbst, nicht ich.«
    »Ansichtssache«, meinte Larko, der Freund der tödlichen Schachspiele.
    Eine Weile saßen sie schweigend da, dann fragte Bender:
    »Warum streiten wir eigentlich? Wir haben beide für das Gesetz gestimmt, und es wurde angenommen. Sie kennen meine Einstellung zum Spiel selbst. Ich halte es für unnötig. Aber wenn es Menschen die Freiheit geben kann, bin ich dafür. Der Zweck heiligt die Mittel.«
    Larko nickte ihm über den Tisch hinweg zu.
    »Ich bin glücklich, daß wir uns einig sind, Bender. So einig wie noch nie zuvor. Und das, obwohl sich eben die Gegensätze zwischen uns so recht offenbarten.«
    Bender lächelte zurück.
    »So ist das nun mal in der Politik«, sagte er und nahm das Glas.
     
    *
     
    Grams war nicht wohl in seiner Haut, als er das Lufttaxi programmierte. Er würde Thorn treffen, den Verlobten einer Strafgefangenen. Einen Mann, der gegen die Regierung konspirierte. Einen Feind.
    Er wußte selbst nicht, warum er so handelte.
    Vielleicht tat er es für Mira, die er nicht kannte. Vielleicht tat er es, weil ihn Thorns Argumente überzeugt hatten. Er hatte sich bisher niemals Gedanken über den wahren Grund der Todesspiele gemacht. Es gab sie, er verdiente damit sein Geld, er tötete in Notwehr – und sonst gab es

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