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Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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die Schreiberin darauf erscheinen würde. »Man bekommt die Telefonnummern von Prominenten nicht von wer weiß wem. Karítas lebt ihm Ausland, steht nicht im Telefonbuch und hat, laut Bella, in Island nicht viele Freunde.«
    Matthias zuckte teilnahmslos mit den Schultern.
    »Keine Ahnung. Vielleicht war es ihre Mutter. Hast du nicht gesagt, dass die hier wohnt?«
    »Nein, das kann nicht sein. Die Idee hatte ich auch und habe sie eben angerufen. Sie sagt, sie hätte weder Ægir noch sonst jemandem Karítas’ Nummer gegeben. Da war sie sich hundertprozentig sicher.«
    »Warum ist das denn so wichtig?«, fragte Matthias gelangweilt. »Was bringt es dir, wenn du weißt, wer das geschrieben hat?«
    »Ich weiß auch nicht, mir wäre es am liebsten, wenn Karítas und Ægir sich nicht gekannt und nie miteinander geredet hätten. Alles andere könnte verdächtig sein.«
    »Warum denn? Er hatte doch beruflich mit der Yacht zu tun, oder? Wäre doch ganz normal, wenn er mit den Vorbesitzern geredet hätte. Vielleicht ist dieser Zettel aus der Zeit, als der Auflösungsausschuss aktiv wurde, und er wollte ihr die Möglichkeit geben, ihre Schulden zu begleichen.«
    »Sie besaß keine Anteile an der Yacht. Es wäre sehr ungewöhnlich, wenn er sich deswegen an sie gewandt hätte.«
    »Du meinst, sie hat ihn kontaktiert? Um ihn zu beeinflussen?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Dóra und versuchte zu ignorieren, dass Matthias so schnell wie möglich rauswollte. »Vielleicht hat Fannar was rausgekriegt. Ich habe ihn gebeten, es abzuchecken, und er wollte mir Bescheid geben. Würdest du fünf Minuten warten, während ich ihn kurz anrufe? Danach habe ich frei.«
    Matthias wollte erst protestieren, gab ihr dann aber fünf Minuten. Keine sechs, keine zehn, sondern fünf. Er stand auf und sagte, er werde im Flur auf sie warten.
    Dóra war froh, dass sie Fannar an den Apparat bekam. Zum Glück wusste er direkt, worum es ging, und sagte, er hätte sie auch schon anrufen wollen. Es sei nämlich so, dass die Sekretärin die Nummer aufgeschrieben und Ægir gegeben hätte, nachdem Karítas angerufen und sich erkundigt hätte, wer bei ihnen für die Yacht zuständig sei. Als die Sekretärin ihr das zuerst nicht sagen wollte, fing Karítas an zu jammern und sagte, sie müsse unbedingt noch mal an Bord, um ein paar Dinge zu holen, die sie versehentlich zurückgelassen hätte. Da Ægir nicht im Haus war, sagte die Frau, sie würde es ausrichten, nannte Karítas aber nicht seinen Namen. Ægir war überrascht, als sie ihm den Zettel später gab, und die Sekretärin war sich sicher, dass die beiden miteinander telefoniert hatten. Eine Woche später rief Karítas nämlich wieder an und fragte nach Ægir. Als die Sekretärin ihn später darauf ansprach, lief er rot an, behauptete aber, keinen Kontakt mit Karítas gehabt zu haben. Danach war Ægir noch zwei- oder dreimal aus dem Ausland angerufen worden, aber die Gespräche waren immer bei ihr gelandet, weil er nicht rangegangen war. Sie sollte keine Nachricht hinterlassen, daher wusste sie nicht, worum es ging. Sie erinnerte sich aber noch genau, dass Ægir jedes Mal seltsam reagiert hatte, wenn sie ihn von diesen Telefonanrufen unterrichtete.
    Nach dem Gespräch mit Fannar stand Dóra endlich auf, froh, früh nach Hause zu kommen, und gleichzeitig enttäuscht, nicht weitermachen zu können. Das war schon wieder eine schlechte Neuigkeit, zumal sie davon überzeugt war, dass es sich bei der geheimnisvollen Leiche an Bord um Karítas handelte und sie in Lissabon gestorben war – zur selben Zeit, als Ægir und seine Familie dort herumspaziert waren.
    Aber sie war erleichtert, die fünf Minuten, die Matthias ihr gewährt hatte, nicht überschritten zu haben.

27. Kapitel
    Der Himmel verwischte den weißen Streifen, den das Flugzeug hinterlassen hatte. Obwohl es in großer Höhe flog, konnte man seine Flügel und groben Umrisse erkennen, oder vielleicht füllte die Phantasie auch nur die Lücken aus. An Bord des Flugzeugs waren gewiss jede Menge Leute mit unterschiedlichen Anliegen, privater oder beruflicher Art. Ægir beneidete jeden einzelnen Passagier. Diese Leute befanden sich im Vergleich zu der Hölle auf der Yacht im Paradies. Ægir schirmte die Augen vor der Sonne ab, als die Maschine über sie hinwegflog und in der Ferne verschwand. Es war furchtbar, zu sehen, wie sie sich entfernte, und zu spüren, wie die lächerliche Hoffnung auf Rettung nach und nach schwand. Zurück blieben merkwürdige

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