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Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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nicht, was als Nächstes passiert. Ich habe die Wunde so gut es ging verbunden, und die Blutungen sind stark zurückgegangen, aber das muss nichts mit den Verbänden zu tun haben. Vielleicht hat sie nur noch so wenig Blut.«
    Er drehte Ægirs Kopf zu sich, als dieser seinem Blick ausweichen wollte.
    »Ich bin kein Arzt, aber ich weiß, dass es nicht gut aussieht. Setz dich hin und rede mit ihr, wenn sie zu sich kommt. Sag ihr das, was sie hören will, und denk daran, dass es das letzte Mal sein könnte.« Er ließ Ægirs Kopf wieder los, und der wandte sich sofort von ihm ab und trat zu Lára. »Ich hoffe es nicht, aber es könnte sein. Ich bin draußen im Gang.«
    Ægir war es vollkommen gleichgültig, ob Þráinn dablieb oder ging. Er fiel neben seiner Frau auf die Knie und umfasste die bunte Decke, in der man sie hineingetragen hatte, traute sich jedoch nicht, nach ihrer Hand zu greifen, aus Angst, sie zu zerdrücken, aus Angst, dass ihn Wut über diese Ungerechtigkeit überkäme. Dann ließ er die Decke los und nahm ihre weiße Hand. Sie war warm und feucht, und er war erleichtert, denn er hatte mit kalten Fingern gerechnet. In die Decke gehüllt, erinnerte sie ihn zu sehr an eine Verstorbene, die in bunte Leichenkleider gehüllt war, und er zog die Decke weg. Da sah er nackte Haut und hellrote Verbände, die zweifellos weiß gewesen waren, als Þráinn sie angebracht hatte. Lára musste sich selbst in den Bauch geschossen haben, direkt neben die linke Hüfte. Ægir wusste nicht, ob das eine gute oder schlechte Stelle war, falls man das überhaupt sagen konnte.
    Er presste die Augen zusammen, und Tränen quollen hervor. Er streichelte mit geschlossenen Augen ihre Hand, doch dann zwang er sich dazu, etwas zu sagen, nach Worten zu suchen, mit denen er später zufrieden wäre. Er küsste sie auf die Stirn und auf die Schläfen und strich ihr mattes Haar aus ihrer schweißnassen Stirn. Die feinen Fältchen, über die sie sich immer so geärgert hatte, schienen verschwunden, und ihre Stirn war unnatürlich glatt. Da ihm nichts anderes einfiel, flüsterte er ihr das ins Ohr.
    Sie schlug die Augen auf und röchelte leise, vielleicht ein Wort, das er nicht verstand. Alles, was er sagen wollte, strömte ihm jetzt über die Lippen, und er beeilte sich, für den Fall, dass sie seine Worte noch verstand, obwohl das Leben sie bereits verlassen hatte. Doch sie starrte ihn nur an mit glänzenden Augen, die sich nicht schließen wollten und seine Bitte um Vergebung nicht aufzunehmen schienen.

26. Kapitel
    »Das Blut ist von Lára«, sagte der Polizist und schielte zu seinem Kollegen, der in einem Papierstapel blätterte und seinem Chef dann ein Blatt reichte. Diesmal roch er nicht nach Zigaretten, kaute aber auch nicht Kaugummi. Dóra hoffte, dass das keinen Einfluss auf seine Laune hatte, aber angesichts dessen, wie eilfertig sein jüngerer Kollege war, musste man wohl mit allem rechnen. »Hier ist der Bericht, der fast alle Zweifel darüber ausräumt. Ich nehme an, dass das für Ihren Fall positiv ist.«
    »Allerdings.« Dóra nahm das Blatt entgegen und überflog es, obwohl sie kaum mehr als die abschließende Zusammenfassung verstand. »Woher haben Sie Láras Blut- und DNA-Proben als Vergleich?«
    »Wir haben eine Blutprobe von ihrer jüngsten Tochter und Haare aus der Bürste in ihrem Kulturbeutel. Die Ergebnisse sind nicht hundertprozentig sicher, aber das sind sie fast nie. Für mich und für jeden Richter werden sie jedenfalls reichen.«
    Der Polizist war betont ernst und hatte Dóra lediglich ein Glas Wasser angeboten, das sie dankend abgelehnt hatte. Eigentlich war sie froh darüber, denn die abgestandene Brühe auf der Wache hätte die Erinnerung an den Kaffee beim Auflösungsausschuss verdrängt.
    »Sie müssen wissen, dass diese Laborproben bevorzugt behandelt wurden, weil unsere Ermittlungen viel zu langsam in Gang gekommen waren«, erklärte er und legte auf dem Tisch die Hände übereinander. »Was natürlich darauf zurückzuführen ist, dass wir erst von einem Seeunglück ausgegangen sind. Da konnten wir keine teuren, umfangreichen Untersuchungen in Auftrag geben.«
    »Und Sie sagen, dieses Blut wurde auf dem Sofa entdeckt?«
    Dóra hatte keine Lust, über Dinge zu diskutieren, die sich nicht mehr ändern ließen. Es war unerheblich, was gewesen wäre, wenn die Yacht direkt als Mordschauplatz untersucht worden wäre. Jedes Mal, wenn etwas Neues ans Licht kam, wuchs ihre Irritation. Sie war sich noch nicht mal

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