Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
Vom Netzwerk:
missfallen.

    »Ich hab dir doch gesagt, dass wir an Deck sind, Schatz. Warum bist du nicht zu uns gekommen?«, fragte Lára. Sie deckte Arna zu und hob ihr Buch vom Boden auf, wo es hingerutscht sein musste, als die Kleine eingeschlafen war.
    »Ich wusste nicht mehr, was du gesagt hast, ob ihr vorne oder hinten auf dem Boot seid, und ich hab mich nicht getraut, rauszugehen und in die falsche Richtung zu laufen. Da bin ich lieber zum Kapitän gegangen. Ich wollte ihn um Hilfe bitten, aber er war nicht da. Nur Halli.«
    »Das war eine gute Idee.« Ægir strich Bylgja die Haare aus der Stirn und legte seine Hand darauf. »Sie hat kein Fieber, ist nur ein bisschen feucht. Vielleicht ist es schon vorbei. Sie hat sich doch nicht übergeben, Arna, oder?«
    Arna schüttelte den Kopf.
    »Sie hat nur geschlafen. Ich wollte sie wecken, aber ich hatte solche Angst, dass sie auf mich kotzt, deshalb habe ich es gelassen. Deshalb bin ich gerannt, ich wollte nicht, dass sie alleine hier ist. Nicht mit der Frau.«
    »Mit der Frau?« Lára legte die Hand auf Arnas Stirn, um zu überprüfen, ob sie auch Fieber hatte. Womöglich hatten sich die Mädchen auf der Reise mit Grippe angesteckt. »Welche Frau?«
    »Die Frau in meinem Traum. Sie wollte mir wehtun. Und Bylgja auch.«
    »Das war nur ein Traum. Hier ist nur eine Frau an Bord, und das bin ich. Glaubst du etwa, ich würde euch wehtun?« Sie stupste ihre Tochter auf die Nasenspitze. »Niemals.«
    Doch ihre Worte hatten keinen Einfluss auf ihre Tochter.
    »Sie will uns nicht hier haben. Vielleicht ist das ihr Bett«, sagte Arna und setzte sich auf. »Dürfen wir bei euch schlafen?«
    »He, du hast nur geträumt, kleine Maus. Das Bett gehört niemandem, außer vielleicht Papas Kollegen auf der Arbeit. Und denen ist es völlig egal, ob ihr hier schlaft. Darüber hat keine geheimnisvolle Frau zu bestimmten. Ich bleibe bei dir sitzen, bis du eingeschlafen bist, wenn du versprichst, die Augen zuzumachen. Wenn du sie aufmachst, gehe ich, okay?«
    Arna ließ sich darauf ein, und Lára setzte sich zu ihr, nachdem sie das Licht ausgeschaltet hatte. Ægir tastete sich zur Tür und stützte sich bei dem immer stärker werdenden Wellengang an der Wand ab. Vorsichtig zog er die Tür hinter sich zu, nachdem er sich von Mutter und Tochter verabschiedet hatte. Im selben Moment, als die Tür zufiel, öffnete Lára den Mund, weil sie ihn bitten wollte, sie einen Spaltbreit offen stehen zu lassen, änderte ihre Meinung aber wieder, da die Tür dann nicht ruhig stehen würde. Sie legte die Hand auf den Körper ihrer Tochter, und es dauerte nicht lange, bis ihre Atemzüge tiefer und regelmäßiger wurden. Lára brachte es nicht über sich, sofort aufzustehen, sondern genoss es, auf ihre schlafenden Töchter zu horchen. Als sie sich endlich auf die Beine zwang, wälzte Arna sich umher und verzog das Gesicht, als hätte sie wieder einen Albtraum. Lára wollte sich gerade erneut hinsetzen, als Arna wieder ruhig wurde. Lára wusste, dass Ægir auf sie wartete. In der Türöffnung blieb sie stehen, drehte sich zu den schlafenden Zwillingen um und schnupperte. Ein intensiver, schwerer Parfümgeruch lag in der Luft. Er schien aus dem Flur zu kommen. Aber das konnte nicht sein, und als sie einen Schritt aus dem Zimmer machte, um noch einmal zu schnuppern, hatte der Geruch nachgelassen. Als sie wieder schnupperte, war er verschwunden.
    Lára zuckte die Achseln, schloss die Tür zur Kabine der Mädchen und ging in den schmalen, trübe beleuchteten Gang.

5. Kapitel
    Für Dóra gab es kaum etwas Langweiligeres als Kochen. Bei den meisten ihrer Freundinnen war das genau umgekehrt, und sie und ihre Ehemänner entwickelten im Lauf der Jahre ein immer größeres Interesse daran. Eine hatte Dóra und ihrem Lebensgefährten Matthias sogar einen Kochkurs zu Weihnachten geschenkt und war ganz begeistert von der Idee gewesen. Der Kurs hieß »Zaubereien aus dem Orient«. Sie waren zwar pflichtbewusst hingegangen, aber dem Seminarleiter war es nicht gelungen, sie mit seiner Leidenschaft anzustecken. Am Ende des Kurses waren sie immer noch genauso unfähig wie am Anfang, hatten aber immerhin gelernt, ein tadelloses Couscous zuzubereiten. Es gab allerdings ein paar Probleme, als die Freundin sich bei ihnen zum Essen einlud, um sich vom Erfolg des Weihnachtsgeschenks zu überzeugen. Da die einzigen orientalischen Restaurants in Reykjavík Dönerbuden waren, mussten sie indisches Essen kaufen, es aufwärmen und Couscous dazu

Weitere Kostenlose Bücher