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Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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Obwohl er noch ein junger Mann war, konnte er gerade eine Trennung hinter sich haben, und Ægir bereute es, ihn gefragt zu haben. Aber er hatte seinen Gesichtsausdruck wohl falsch interpretiert.
    »Nein, noch nicht.«
    Die Yacht kippte unsanft nach unten, und wurde beim Hochschaukeln von einem heftigen Schlag getroffen, der sich durch den Rumpf des Schiffes zog. Ægir musste sich am Tisch festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Darauf war er nicht vorbereitet gewesen, er hatte sich in den letzten ein, zwei Stunden ganz gut ausbalancieren können.
    »Tja, dann.« Er drückte seine Knie wieder durch und sah, dass die Bewegung Loftur überhaupt nicht ins Wanken gebracht hatte. Dann wurde alles ruhig, und die Yacht kam wieder in die Waagerechte. »Kann man denn auf diesen tollen Messgeräten sehen, wie sich das Meer verhält?«
    »Falls du meinst, ob ich sehen kann, wann eine Welle kommt, um dich vor ihr zu warnen, lautet die Antwort nein. Um darauf vorbereitet zu sein, schaut man am besten über den Bug nach vorne.« Loftur warf einen Blick auf die Messgeräte und Bildschirme hinter sich. »Du kannst gerne mal gucken. Aber fass nichts an.«
    Ægir konnte das Angebot nicht ablehnen und Loftur sagen, dass Þráinn ihm das meiste schon gezeigt hatte. Loftur könnte das als Desinteresse auslegen und somit seinen wahren Charakter enthüllen: Er war ein langweiliger Bürohengst. Außerdem wäre es ziemlich bitter, sein freundliches Entgegenkommen abzuweisen, wenn er sich endlich ein wenig öffnete.
    »Das ist doch das Radargerät, oder?« Ægir stellte sich vor einen großen Farbbildschirm, den er sehr wohl kannte. Auf dem Bildschirm war eine Scheibe mit einem Zeiger, der sich langsam im Kreis drehte und einen hellen Bereich hinter sich herzog. Der Bereich verblasste wieder, je weiter der Zeiger voranschritt.
    »Ja«, sagte Loftur und trat zu ihm. »Es zeigt, wie die elektromagnetischen Wellen vom Sender der Yacht ausgestrahlt werden. Wenn sie auf ein Objekt stoßen, werden sie reflektiert, und das sieht man dann auf dem Bildschirm. Die Yacht ist in der Mitte des Kreises, verstehst du?«
    Ægir nickte und tat so, als wisse er das nicht bereits, und Loftur fuhr fort:
    »Wie du siehst, ist niemand in unserer Nähe. Das ist allerdings ziemlich ungewöhnlich, und ich dachte schon, wir wären vom Kurs abgekommen, das GPS wäre falsch eingestellt.«
    »Und was hast du herausgefunden?«
    »Nichts, nur, dass wir noch auf Kurs sind. Es ist einfach Zufall.«
    »Könnte das Radar kaputt sein? Sind da vielleicht Schiffe, die einfach nicht erscheinen?«
    »Nein, das bezweifle ich. Das ist keine vielbefahrene Route, das hat nicht viel zu sagen. Wir werden schon wieder Schiffe sehen, wenn wir in die Fischfangzone kommen. Das Meer unter uns ist tot. Alles Lebendige aufgesaugt. Schon schlimm, wenn man sich das vorstellt.«
    »Und was ist mit diesem Container? Müsste man den sehen?«
    Loftur zuckte mit den Achseln.
    »Kommt darauf an, in welcher Höhe er treibt. Die elektromagnetischen Wellen müssen auf etwas stoßen, um reflektiert zu werden. Wenn er ganz tief unten ist, erscheint er nicht auf dem Bildschirm. Eigentlich wäre es besser, wenn wir mehr Seegang hätten, dann würde er mit den Wellen auf- und abschwimmen und wäre eher zu sehen.«
    Er machte einen Schritt zur Seite und zeigte Ægir einen anderen Bildschirm.
    »Und das ist das Echolot. Es nützt uns hier nichts, weil das Meer unter uns so tief ist. Aber es ist ein wichtiges Gerät, wenn man in den Festlandsockel kommt.«
    Ægir erinnerte sich an seine vorherigen Überlegungen und fragte:
    »Wie tief ist das Meer denn hier?«
    Loftur zeigte auf den Bildschirm.
    »Etwa 3200 Meter. Bei dieser Tiefe kommt die Sonne nie bis auf den Meeresgrund, und die Flora und Fauna ist äußerst speziell. Eigentlich phantastisch, dass da unten noch was lebt. Der Druck ist fast dreihundert Mal so hoch wie hier an der Oberfläche. Das ist sogar zu tief für Tiefseefische.« Loftur schaute aus dem Fenster, als erwarte er, in der Dunkelheit etwas zu sehen. »Tiefseefische sind allerdings schon speziell genug. Ich habe gehört, dass sie sich, wenn sie ausnahmsweise mal im Netz landen, wie Luftballons aufpumpen, um den Druck auszugleichen. Wahrscheinlich würde mit uns dasselbe passieren, wenn wir aus der Atmosphäre gezogen würden.«
    Ægir erinnerte sich, einmal etwas über einen Fisch gelesen zu haben, vor dessen Maul ein Licht baumelte. Das war ein Tiefseefisch gewesen, der mit dem

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