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Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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Parfümgeruch. Der Flakon ist in der Schublade im Kosmetiktisch. Es war derselbe Geruch.«
    »Tragen nicht Millionen Frauen dasselbe Parfüm?«
    »Nein, es ist ein superteures, das ich noch nie im Laden gesehen habe. Deshalb habe ich daran gerochen. Ich kenne die Marke und war neugierig, wie es riecht.«
    »Vielleicht wird es nur in teuren Geschäften im Ausland verkauft. Es könnte ein sehr verbreiteter Duft bei reichen Frauen sein. Vielleicht stammt er von einer der vielen Frauen, die im Lauf der Zeit an Bord der Yacht gewesen sind.« Ægir schloss die Augen. »Ausgeschlossen, dass die Leiche schon jahrelang da liegt. Und wenn die Vorbesitzer sie an Bord geschafft haben, hätten sie sie doch längst ins Meer geworfen. Sie kann erst vor kurzem da reingelegt worden sein.«
    Ægir schlug die Augen wieder auf. Wenn sie geschlossen waren, sah er die blauweiße Hand vor sich.
    »Oder kurz bevor die Yacht konfisziert wurde.«
    Er schwieg einen Moment nachdenklich und fügte dann hinzu:
    »Es sei denn, sie haben sie reingelegt, als die Yacht im Hafen lag. Weißt du noch? Die Versiegelung war doch aufgebrochen. Vielleicht hat jemand, der einen Schlüssel hatte, die Leiche heimlich an Bord gebracht. Es gab ja keine Einbruchsspuren. Da kommen nicht viele in Frage. Eigentlich nur das Ehepaar, dem die Yacht gehörte.«
    »Karítas war es nicht. Die liegt in der Truhe.«
    »Das kannst du nicht wissen. Trotz des Parfümgeruchs.«
    »Es ist nicht nur der Geruch. Als Þráinn mit dem Kochlöffel in die Tüte gepiekst hat, habe ich etwas Feuerrotes aufblitzen sehen. Ich habe es erst kapiert, als ich das Parfüm gerochen habe. Es war ganz bestimmt die Halskette. Die von dem Gemälde.«
    Ægir gab auf. Er hatte keine Lust, mit ihr darüber zu streiten, dass es noch mehr Rotes auf dieser Welt gab als Karítas’ Halskette. Es änderte ja auch nichts. Ob es nun Karítas oder eine andere Frau war – in jedem Fall war ihr ein frühzeitiger Tod zuteil geworden. Und ein eiskaltes Grab.

13. Kapitel
    Das Frühstück schmeckte seltsam, vielleicht wegen der Atmosphäre. Aus Rücksicht auf die Mädchen sprach keiner über die nächtlichen Ereignisse, und trotzdem war es, als spürten sie, dass in der Welt der Erwachsenen etwas nicht stimmte. Sie stocherten in ihrem Müsli herum, sagten nicht viel und stellten keine Fragen. Ab und zu wurde ein Löffel in den Mund geschoben und dann lange gekaut. Ungewöhnlich lange. Der Regen peitschte gegen die Fensterscheiben, und der Sturm schüttelte die Yacht so sehr, dass alle losen Dinge auf dem Tisch festgeklemmt werden mussten.
    »Ich habe noch mehr Tabletten gegen Seekrankheit, wenn ihr welche braucht«, sagte Þráinn. Er schaute nicht auf, sondern starrte nur die halbgegessene Brotscheibe auf seinem Teller an. Nach der langen Nacht war er müde, und die dunklen Ringe unter seinen Augen ließen vermuten, dass er schlechtgelaunt war. Doch es war ihm nicht anzumerken.
    »Ja, kann gut sein, dass wir noch welche brauchen«, entgegnete Ægir. Ihm war schon länger nicht mehr übel gewesen, aber als das Wort Seekrankheit fiel, meinte er, ein Grummeln im Magen zu spüren. Wenn das Boot den ganzen Tag so schaukelte, musste sich bestimmt wieder einer von ihnen hinlegen, wenn nicht gar die ganze Familie.
    »Nehmt lieber jetzt eine und wartet nicht, bis euch wieder schlecht ist. Das kann nur helfen.«
    Þráinn nahm sein Brot in die Hand, schien abbeißen zu wollen, legte es dann aber wieder auf den Teller. Gierig trank er Kaffee aus einem schweren Becher, der bei den schlingernden Bewegungen der Yacht nicht ins Rutschen kam.
    »Es wäre gut, wenn du fit bist, falls wir nachher wegen des Containers etwas unternehmen müssen. Bei diesem Wetter ist es besser, zu dritt zu sein. Loftur muss ein bisschen schlafen, wir haben bis heute früh versucht, die Funkgeräte wieder in Gang zu bringen.«

    Láras Augen weiteten sich, als sie das hörte. Sie hatte am Morgen mit Ægir vereinbart, dass sie bei diesem Wetter nicht an Deck gehen würden. Die Gefahr, von Bord geweht zu werden, war viel zu groß. Er legte ihr beschwichtigend die Hand aufs Bein.
    »Willst du dich nicht auch hinlegen?«, fragte er Þráinn. »Du warst doch auch die ganze Nacht wach, oder? Von mir aus können wir uns das auch später anschauen.«
    »Von mir aus auch«, sagte Halli.
    Er war der Einzige am Tisch, der Appetit hatte. Er nahm sich noch eine Scheibe Brot und belegte sie dick mit kalter Butter, die sich schlecht verteilen ließ.
    »Ich checke

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