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Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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nein. Die Yacht ist jetzt isländisch.«
    Das klang nicht sehr überzeugend, zumal er nur hoffen konnte, dass es wirklich stimmte. Ægir hatte so etwas zum ersten Mal gemacht, und die Unterlagen, die er bekommen hatte, waren fast alle auf Portugiesisch oder Französisch. Ihm konnten durchaus ein paar Fehler unterlaufen sein.
    »Gut, sonst müssen wir nämlich umkehren.«
    »Was?« Lára sah den Kapitän entsetzt an. »Zurück nach Portugal?«
    Er nickte.
    »Oder nach Monaco, wo die Yacht vorher registriert war. Wenn die Neuregistrierung nicht erfolgt ist und das Schiff nicht isländisch ist, besteht diese Gefahr durchaus.«
    »Aber …«, warf Loftur ein und verstummte sofort wieder.
    »Aber was?« Lára klang so, als rechne sie mit etwas noch Schlimmerem. Doch was sollte schon noch schlimmer sein?
    »Nee, ich dachte nur …« Loftur wurde rot, als sich alle Augen auf ihn richteten. Obwohl er am liebsten den Mund gehalten hätte, sah er sich gezwungen, weiterzusprechen, weil Lára ihn sonst womöglich mit Gewalt dazu gebracht hätte. »Diese Leiche muss doch schon in der Kühltruhe gewesen sein, als wir an Bord gegangen sind. Da stimmt ihr mir doch zu, oder?«
    »Natürlich«, antwortete Ægir, fast ein wenig enttäuscht über die unspektakuläre Frage. Er hatte mit etwas Wichtigerem gerechnet – dem Gespür eines erfahrenen Seemanns.
    »Wir vermissen ja niemanden aus unserer Gruppe. Und haben auch keine Leiche an Bord geschleppt«, fügte er hastig hinzu. Er erinnerte sich, dass Þráinn gesehen hatte, wie sie ihre Vorräte in die Kühltruhe geräumt hatten, und wollte jeglichen Zweifel ausräumen.
    Loftur nickte.
    »Aber das bedeutet, dass die Leiche schon an Bord war, bevor das Schiff isländisch wurde. Spielt das eine Rolle?«, fragte er.
    Þráinns Lippen zogen sich zu zwei dünnen Strichen zusammen.
    »Das können wir nicht wissen. Vielleicht wurde die Leiche gar nicht in Portugal an Bord gebracht. Falls es unter der Hoheit eines anderen Landes geschehen ist, muss ich dahin fahren, weil das isländische Gesetz nur für Verbrechen auf isländischen Schiffen in internationalen Gewässern gilt. Das betrifft alle Länder mit Küstenbereichen, es ist also im Grunde nebensächlich, unter welcher Flagge das Schiff fährt.« Er streckte die Hand aus und machte die Kühltruhe zu. »Es bringt nichts, darüber zu spekulieren. Wir haben ja keine Ahnung, wann es passiert ist. Es ist unmöglich festzustellen, wie lange es her ist, wo es war, was genau passiert ist und ob es sich dabei überhaupt um ein Verbrechen handelt. Vielleicht gibt es ja eine natürliche Erklärung.«
    »Eine natürliche Erklärung?« Lára klang jetzt viel couragierter, da sie nicht mehr Gefahr lief, die Leiche anschauen zu müssen. »Es gibt keine natürliche Erklärung für eine Leiche, die in eine Plastiktüte gewickelt in einer Kühltruhe an Bord einer Yacht liegt!«
    »Vielleicht nicht.« Þráinn ging zur Tür und scheuchte die anderen hinaus. »Aber das ändert nichts daran, dass ich hier das Sagen habe, und den Fall den isländischen Behörden übergeben werde. Ich melde es, und dann kümmern die sich darum.«
    Lára merkte, dass es sinnlos war zu protestieren. Þráinn wollte weiterfahren, genau wie alle anderen. In Portugal würde man sie bestimmt verhören und vielleicht sogar eine Reisesperre verhängen, solange die Ermittlungen anhielten.
    »Ich versuche, Kontakt nach Island herzustellen. Ihr beiden könnt ruhig runtergehen und euch hinlegen«, sagte Þráinn zu Ægir. »Ich brauche deine Hilfe erst mal nicht mehr.«
    Ægir antwortete nicht. Er würde auch bestimmt nicht so bald mehr anbieten, alleine auf der Brücke zu stehen. Das, was auf dieser Yacht vor sich ging, war doch nicht normal.
    Als Ægir und Lára im Bett lagen, starrten sie an die Decke und konnten nicht schlafen. Sie hatten nicht mehr über die Leiche geredet, sich nur die Zähne geputzt und zum Schlafengehen fertiggemacht, als sei nichts geschehen. Sie hatten nur ein paar banale Worte gewechselt, und Ægir kam sich vor wie in einem absurden Theaterstück.
    »Ich weiß, wer das ist«, sagte Lára plötzlich. Sie drehte sich nicht zu ihm, sondern starrte weiter an die Decke.
    »Ach ja?« Ægir lag unbeweglich da. »Wer denn?«
    »Karítas. Ich habe es gerochen, kurz bevor Þráinn die Truhe wieder zugemacht hat.«
    »Aber eine Leiche riecht doch nicht so wie die Person, als sie noch gelebt hat. Deine Sinne sind überreizt.«
    »Es war kein Leichengeruch, sondern

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