Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
Vom Netzwerk:
dazu bringen, aufzuessen. Das Brot war noch genauso trocken und geschmacklos wie beim ersten Bissen, und der Aufschnitt schmeckte nach Plastik. Vielleicht würde von jetzt an alles an Bord so schmecken. Der Luxus war vorbei. Ungenießbares Essen und abgetragene Regenklamotten.

    »Bist du durchgekommen?«
    Ægir musste fast schreien, um den Sturm und den Regen zu übertönen. Entgegen seinen Hoffnungen war das Wetter noch schlechter, als man von drinnen hätte annehmen können. Der Regenoverall hatte sich jedoch als Glücksgriff erwiesen: Er war ziemlich neu und fast unbenutzt. Sie hatten aus einer ganzen Reihe gut erhaltener Overalls wählen können, da die Yacht vor allem in südlichen Gefilden unterwegs gewesen war.
    »Wissen wir jetzt, was wir machen müssen?«, schob Ægir hinterher. Es war zwar schwer, sich zu unterhalten, aber vielleicht würde es keine bessere Gelegenheit mehr geben. Vieles, worüber er sprechen wollte, konnte man nicht erwähnen, wenn die Mädchen dabei waren, außerdem wollte er Lára so gut es ging heraushalten. Sie wirkte alles andere als ausgeglichen, und je weniger sie von der ganzen Geschichte mitbekam, umso besser.
    »Ich bin nicht nach Island durchgekommen, konnte die Meldung aber über das kleine Funkgerät an ein britisches Schiff durchgeben. Man konnte vor lauter Knacken und Rauschen nicht viel hören, aber ich glaube, sie haben das meiste verstanden und informieren die isländischen Behörden. Hoffentlich kriegen wir die Funkgeräte wieder in Gang, dann nehme ich Kontakt mit Island auf und erkläre es noch mal. Unabhängig davon halten wir Kurs, wie ich letzte Nacht gesagt habe.«
    Þráinn war wie ausgewechselt, seit er draußen im Sturm stand, und sah nicht mehr aus wie ein Zombie. Er hatte gerötete Wangen und einen klaren Blick. Dasselbe galt für den ausgeschlafenen Halli, der putzmunter war und sich sogar darauf zu freuen schien, es mit den Naturgewalten aufzunehmen. Der Unterschied zwischen den beiden Seemännern und Ægir kristallisierte sich in diesem Augenblick besonders heraus: Sie mochten Herausforderungen und gefahrvolle Situationen, während er seiner Arbeit am liebsten in der Sicherheit der eigenen vier Wände nachging.
    »Hast du ihnen nichts von dem Container und unseren Schwierigkeiten gesagt?«, fragte er.
    Gischt klatschte ihm ins Gesicht, und seine frischrasierten Wangen brannten vom Salz. Für einen verletzten Seemann einzuspringen, war ohne Zweifel die größte Fehlentscheidung, die er je getroffen hatte. Er verdrängte den Gedanken und dachte an ihre Heimkehr und das angenehme Leben, das sie erwartete. Sie mussten nur durchhalten und heil nach Hause kommen. Dann würde alles gut.
    »Nein, die andere Sache war wichtiger, ich wollte nicht noch mehr Verwirrung stiften. Sie hätten ohnehin nichts tun können. Oder wäre deine Bank bereit, Bergungslohn zu zahlen?«
    »Nee, eher nicht.« Ægir nahm die lange Stange mit dem Haken entgegen, die Þráinn ihm reichte. Das nasse Holz fühlte sich glatt an. »Aber du meinst, sie haben dich verstanden und geben das mit der Leiche weiter?«
    »Ich hoffe es, aber sicher bin ich mir nicht. Das wird sich hoffentlich bald zeigen, hängt alles davon ab, ob wir das große Funkgerät wieder hinkriegen, oder das kleine natürlich. Dann hätten wir wenigstens vernünftigen Kontakt zu anderen Schiffen. Gott sei Dank sind die Steuergeräte in Ordnung, es scheint also kein Stromausfall gewesen zu sein. Ich weiß nicht, woran es liegt.«
    »Soll ich es mir mal ansehen?«, fragte Halli. Er hielt den Deckel einer weißen Kiste hoch, in der sich diverse Ausrüstungsgegenstände befanden, die Þráinn herausholte. Er musste seine ganze Kraft aufwenden, den Deckel nicht loszulassen, wenn der Wind hineinfuhr. »Ich kenne mich ein bisschen aus, wollte mal Elektriker werden.«
    »Ja, unbedingt. Aber Loftur kennt sich auch ganz gut aus, und der war völlig ratlos.«
    Þráinn richtete sich auf und hielt die Gegenstände, die er herausgeholt hatte, mit dem Fuß fest, damit sie nicht wegrollten.
    »Vielleicht ist es auch nur Zufall. Der Sturm hält uns zum Narren«, sagte Þráinn. Er gab Halli zwei Stecken, ähnlich dem, den Ægir in der Hand hielt, und nahm selbst zwei weitere. »Ich hoffe, das reicht.«
    Dann hob er einen Haufen Leinen vom Boden auf und hielt ihn Ægir und Halli hin.
    »Zieht das an. Deine Frau wird nicht mehr sehr nett zu mir sein, wenn du über Bord gespült wirst, Ægir, und auf dich kann ich nicht verzichten,

Weitere Kostenlose Bücher