Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
dass er dies nun auch zugeben musste.
»Gut, oder vielmehr schlecht. Ich habe wieder nur meine Theorie und keine Beweise.«
Er gab sich alle Mühe, nach diesen Worten zerknirscht zu wirken. Verlegen schaute er auf den Boden und knetete seine Finger. Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte er den jubelnden Blick Waldens, den dieser mit seinem Anwalt austauschte. Ihm taten in diesem Moment sein Mitarbeiter und der Strausberger Kollege Leid. Sie schienen fast am Boden zerstört zu sein.
»Dann müssen wir uns wohl an den dritten Mord wagen«, begann er erneut, diesmal mit etwas brüchiger Stimme. »Hier behaupte ich, und diesmal kriege ich Sie, Herr Walden, dass Sie Norbert Wetzlar umgebracht haben, indem Sie an seinem Fahrzeug den Bremsschlauch vorne links manipuliert haben.«
»So, so. Habe ich das?«, lachte der Dicke genüsslich los und schlug sich mit der flachen Hand so kräftig auf seinen breiten Oberschenkel, dass es wie ein satter Pistolenschuss knallte. Sein Anwalt fiel ebenfalls in das Gelächter ein.
»Ja, das haben Sie. Ich schildere Ihnen den Tathergang und Sie müssen ihn dann nur noch bestätigen.«
Einen Dreck werde ich tun, sagte ihm der amüsierte Blick Waldens.
»Norbert Wetzlar kam an dem Tag, als er mit seinem Fahrzeug tödlich verunglückte, gegen siebzehn Uhr zu Ihnen ins Büro. Er verlangte, nehme ich an, wie so oft zuvor von seinem Bruder, diesmal von Ihnen eine bedeutende Summe Geld, um seinen aufwendigen Lebensstil finanzieren zu können. Sie aber wollten ihm das Geld nicht geben. Es kam zu einer erregten Debatte, bei der es ihm gelang, Sie irgendwie besonders stark unter Druck zu setzen. Ich nehme an, dass …«
»Sie nehmen ja schon wieder nur an, Herr Hauptkommissar«, unterbrach ihn der Anwalt Waldens und schaute ihn kopfschüttelnd, die Augen verdrehend, an.
»Ja, Herr Anwalt, ich nehme an«, fuhr er mit lauterer Stimme unbeirrt fort, »dass Norbert Wetzlar von den vorangegangenen Morden wusste und Ihnen, Herr Walden, das direkt oder indirekt unter die Nase rieb und Sie somit erpresste. Parallel dazu kannten Sie aber auch die ungewöhnlichen Testamente der Familie Wetzlar bezüglich des Unternehmens. Sie waren nie besonders geheim gehalten worden. Sie errechneten sich an diesem Abend blitzschnell, was es Ihnen bringen würde, wenn dieser Nichtsnutz nicht mehr am Leben wäre. Sie gingen so leise wie möglich aus Ihrem Büro, das eine direkte Tür zum Flur hat. Dort fuhren Sie mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage und sägten den Bremsschlauch so weit auf, dass nach einer beliebigen Weile die Bremsen versagen mussten. Dass dies für Norbert Wetzlar lebensgefährlich sein musste, war Ihnen hinreichend bekannt, weil er ein notorischer Raser war. Wir haben herausfinden können, dass im Laufe dieses Jahres immerhin bereits fünf Anzeigen wegen Geschwindigkeitsüberschreitungen vorlagen, die allerdings teilweise von anderen Personen bezahlt wurden, weil angeblich diese gefahren sein sollen. Sie wussten mit Sicherheit auch, dass er an diesem Abend eine Verabredung mit einer Schönheit in Dresden hatte, denn er prahlte gerne mit so etwas. Nach der Manipulation gingen Sie wieder leise in Ihr Büro zurück und teilten ihm mit, dass er das Geld in einigen Tagen zur Verfügung haben würde. Freudig erregt dürfte er dann losgebraust sein und kam logischerweise nie in Dresden an, da er zuvor tödlich verunglückte.«
»Und? Wo bleiben denn nun die Beweise?«, fragte Walden, der bei diesen Worten die Arme vor seiner massiven Brust verschränkte und sich ein wenig aufrichtete.
»Also, Kleidungsstücke, Decken, Fasern oder andere Gegenstände, welche Staubspuren des Garagenbodens oder Metallspäne aufwiesen, konnten wir bei Ihnen nicht entdecken. Genauso wenig konnten wir das Werkzeug, mit dem manipuliert wurde, finden, aber Sie haben einen Fehler gemacht, Herr Walden, einen ganz entscheidenden Fehler.«
Hier hielt er erst einmal inne. Der Dicke und sein Anwalt waren schlagartig ernst geworden. Das überhebliche Grinsen war von ihren Gesichtern verschwunden. Auf den Gesichtern seiner Kollegen hingegen zeichnete sich nun hoffende Zuversicht ab, das sah er. Sie gingen jetzt bestimmt davon aus, dass er nun einen Trumpf aus dem Ärmel zog.
»Ihre Sekretärin hat Ihr leises Verschwinden sehr wohl gehört und bemerkt.«
Wieder unterbrach er seinen Vortrag und genoss die immer dunkler werdende Miene des Dicken. Leichte Schweißperlen erschienen auf dessen breiter Stirn. Die Augenlider zuckten wieder.
Weitere Kostenlose Bücher