Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
Wetzlar-Werken stellen wollen«, wechselte Walden nun das Thema. »Also, was wollen Sie wissen, Herr Schlosser?«
Der schwergewichtige Mann setzte sich breitbeinig auf die Couch und bot ihm mit der Hand an, ebenfalls Platz zu nehmen.
»Richtig«, pflichtete er nickend bei, setzte sich. »Wem gehören die Wetzlar-Werke?«
»Sechzig Prozent der Namensaktien hält, oder besser gesagt hielt, Herrmann Wetzlar, zwanzig-Komma-eins Prozent Norbert Wetzlar, Herrmanns Bruder, und neunzehn-Komma-neun Prozent halte ich.«
»Ja, leider!«, polterte an dieser Stelle Mira Walden los.
Schlossers Kopf ruckte herum und er sah, wie die Frau eine Hand vor den Mund nahm, als wollte sie das Gesagte ungeschehen machen und sich die Augen Waldens kurz zu engen Schlitzen zusammenzogen, um danach in das ungewöhnliche Blinkern zu verfallen.
»Wieso leider?«, hakte er umgehend nach.
Gezwungen zu antworten, begann sie, immer wieder zwischen ihrem Mann und dem Hauptkommissar hin und her blickend, ihren Ausruf zu erklären:
»Weil wir uns mit dieser Beteiligung, die wir vor ungefähr vier Jahren erworben haben, all unserer privaten Barmittel beraubt haben. Selbst unser Haus hier ist mit einer Hypothek bis unters Dach belegt. Wenn die Firma kaputt gehen sollte, sind auch wir erledigt. Deshalb. Ich wollte es ja nicht, aber Georg hat sich die Anteile von Norbert Wetzlar aufschwatzen lassen und als Gegenleistung den Posten des Vorstand Finanzen erhalten und dafür auch noch die gesicherte, gut bezahlte Stellung bei einer der größten Berliner Wirtschaftsprüfungsgesellschaften aufgegeben.«
»Das ist schon in Ordnung, Herr Schlosser. Die Wetzlar-Werke sind ihr Geld wert, meine Arbeit ist bedeutend interessanter geworden und mein Gehalt um einiges höher«, rückte der Dicke die Aussage seiner Frau etwas zurecht. Das heftige Zucken seiner Augenlider schien diese Aussage zu unterstreichen.
»Obwohl das Unternehmen derzeit erhebliche Liquiditätsengpässe hat?«, schoss Michael Schlosser sofort seine nächste Frage ab.
Walden stutzte. Zögernd antwortete er:
»Das ist nur vorübergehend und unbedeutend, wenngleich doch ärgerlich. Wir haben im vergangenen Jahr erhebliche Investitionen in neue Produktionslinien vorgenommen, den Output hochgefahren und dadurch den Umsatz dieses Jahr kräftig gesteigert. Durch die ungünstigen wirtschaftlichen Rahmendaten verschlechterten sich auch die Zahlungsziele zu unserem Nachteil. Deswegen zahlen wir nun auch bei einigen Lieferanten etwas langsamer.«
»Das wäre aber doch dann gar nicht erwähnenswert, oder?«
»Nein, ärgerlich wird die Sache eigentlich nur dadurch, dass genau in dieser Situation die Hausbank nichts Besseres zu tun hat, als uns die Kreditmittel zu kürzen. Aber auch das haben wir im Griff.«
»Hatte Herr Wetzlar Feinde im Unternehmen oder in diesem Umfeld?«
Der Dicke überlegte eine Weile, die Hände gelassen auf seine breiten Oberschenkel legend, und wartete den Kuckucksruf, der tatsächlich jede viertel Stunde ertönte, ab, ehe er gedehnt antwortete:
»Nein! Nein! Beim besten Willen nicht. Nicht in der Firma!«
»Ach, wo denn sonst?«
Schlosser wurde hellwach.
»Na, da nehmen Sie mal die junge Ehefrau genauer unter die Lupe«, grinste Walden anzüglich. »Die Ehe lief schon weit über ein Jahr nicht mehr richtig.«
»Wie kommen Sie darauf? Woher wissen Sie das?«
»Das meldete allenthalben der Buschfunk im Betrieb, aber ganz genau weiß ich auch nichts. Sie soll einen oder mehrere Liebhaber haben und den alten Wetzlar nur wegen seines Geldes geheiratet haben. Er hat wegen dieser Frau seine vorherige Ehe schlagartig zerstört. Es war eine echte Midlife‑Crisis‑Handlung. Alternder Mann mit jungem Mädchen. Unbedingt noch einmal alles erleben wollen, und so.«
Eine wegwerfende Geste mit der Hand folgte diesen Worten.
»Sie sollten auch den Bruder des Ermordeten, Norbert Wetzlar, unter die Lupe nehmen«, fiel nun Frau Walden ein. Ihre Stimme zitterte dabei ein wenig. »Der erscheint immer nur dann in der Firma, wenn er Geld braucht. Er arbeitet nie. Er schmeißt mit dem Geld nur so um sich herum. Mein Mann hat mir erzählt, dass sie sich erst vor einigen Tagen lautstark gestritten haben und Herrmann Wetzlar seinem Bruder dieses Mal kein Geld gegeben hat. Mit wüsten Beschimpfungen ist Norbert Wetzlar dann aus dem Büro gelaufen. So war’s doch, Schatz?«
Ihr Ehemann schaute sie ernst an, knirschte vernehmlich mit den Zähnen, nickte dann aber zustimmend.
»Wissen Sie,
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