Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
Berg«, resümierte Michael Schlosser nachdenklich. »Haben Sie den Ehemann, Georg Walden, schon befragt?«
»Ja. Noch am späten Abend, nachdem ich von der Tat erfahren habe, war ich bei ihm zu Hause. Er war tief betroffen und ich hatte den Eindruck, dass er gleich zu heulen anfangen wollte. Er war am frühen Freitagabend bei seiner Frau gewesen und hatte auch ausführlich mit dem behandelnden Arzt gesprochen. Er wusste auch, dass sie bald aus dem Koma aufwachen würde. Umso mehr war er erschüttert, dass sie nun nicht mehr lebte. Er war bereits in der Nacht zum Samstag durch den Stationsarzt vom Ableben seiner Frau unterrichtet worden. Zu diesem Zeitpunkt war von einem Mord noch nichts bekannt. Er ist noch in der Nacht im Krankenhaus gewesen und soll fast zusammengebrochen sein.«
»Haben Sie ihn trotzdem nach seinem Alibi gefragt?«
»Aber sicher doch«, rief der massive Mann entrüstet und sah ihn mit einem Blick an, der auszudrücken schien: Ihr Großstädter denkt wohl, wir sind hier in der Provinz etwas zurückgeblieben. Ruhiger fuhr er fort: »Er war den ganzen Abend zu Hause und hat von neun Uhr bis kurz vor elf Uhr mit einem Herrn Miller in der Firma telefoniert. Ich wollte heute Nachmittag persönlich dieses Alibi überprüfen, aber ich glaube nicht, dass der Mann gelogen hat. Dazu war er zu erschüttert.«
»Das kann schon sein«, stimmte Michael Schlosser nachdenklich zu. »Ich kann für Sie dieses Alibi überprüfen, da ich ohnehin noch in den Wetzlar-Werken zu tun habe. Ist schon ein Anhaltspunkt zu sehen, wer der Täter sein könnte?«
»Also, das mit der Amtshilfe nehme ich gerne an«, freute sich der Strausberger Beamte. »Wir wissen noch gar nichts. Wir stehen erst am Anfang unserer Ermittlungen. Die Krankenschwester, die wegen angeblicher Arbeitsüberlastung in den anderen Zimmern viel zu spät reagiert hat und den Täter nicht bemerkte, wird jetzt wohl einige Schwierigkeiten bekommen, das steht fest. Vielleicht war sie sogar die Täterin?«
»Das kann schon sein. Ist sie denn überhaupt der Typ einer Mörderin?«
»Was ist schon ein Mördertyp? Ich persönlich würde salopp sagen, auf keinen Fall, aber vielleicht fühlte sie sich als Erlösungsengel oder vielleicht …«
Er ließ den Rest des Satzes offen und holte mechanisch eine Schachtel Zigaretten aus seiner Hosentasche. Michael Schlosser sah es und schüttelte nur leicht den Kopf. Wie auf Kommando verschwand das Päckchen wieder in der ausgebeulten Tasche.
»Ich glaube eher, dass ihr die Tatsache, dass sie in den anderen Zimmern überlastet war und so den Täter nicht sehen konnte, das Leben gerettet hat. Wer derart kaltblütig mordet, der macht auch vor einer Krankenschwester nicht halt«, gab er zu bedenken.
»Ja, das könnte auch sein«, räumte der gewichtige Mann ein. »Wir werden den Fall, schätze ich, gemeinsam weiter bearbeiten müssen. Jeder informiert den anderen. Einverstanden?«
»Gerne«, nickte Michael Schlosser freundlich und verabschiedete sich.
Er hatte es plötzlich sehr eilig. Er wollte schnellstens mit Thomas Miller sprechen und fuhr dazu auf direktem Weg zu den Wetzlar-Werken, in der Hoffnung diesen, trotz der fortgeschrittenen Tageszeit, noch anzutreffen. Der Pförtner erkannte ihn augenblicklich und verwies ihn nur lässig auf den gewohnten Parkplatz. Kurze Zeit später stand er vor der Vorstandssekretärin und wurde umgehend zu Herrn Miller in dessen Büro geführt.
Dieser stand mit dem Rücken zu ihm am Fenster, gekleidet in einem hellen Leinenanzug, und schaute über die Stadt, in der immer mehr Lichter wie Leuchtpunkte aufflackerten. Langsam drehte sich der Vorstand für Technik und Entwicklung zu ihm um und er konnte gut erkennen, dass der Mann resigniert und traurig war. Es schien kein normaler Tag im Leben dieses Mannes zu sein.
»Sie wünschen?«, begrüßte ihn der Mann trotzdem freundlich.
»Hauptkommissar Schlosser, Mordkommission. Ich hätte einige Fragen. Sie erlauben?«
Nachdenklich nickte ihm der Mann zu und setzte sich hinter seinen modernen Schreibtisch. Schlosser nahm auf der anderen Seite Platz und fragte einleitend:
»Waren Sie heute Mittag auf der Beerdigung Herrmann Wetzlars?«
»Ja«, bestätigte der Gefragte und nickte dezent dazu. »Herrmann war nicht ganz einfach zu nehmen, aber jetzt, wo er nicht mehr ist, fehlt er einem doch sehr. Außerdem zeigt es, wie endlich alles ist. Unser Leben. Unser Tun. Einfach alles. Und dann auch noch der tragische Tod von Mira Walden, der
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