Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
Hagere nun wissen.
»Er ist in Berlin geboren, dort wohlbehütet bis zum Abitur zur Schule gegangen, hat anschließend an der Technischen Universität Berlin Betriebswirtschaftslehre studiert und das Studium mit einer sehr guten Note abgeschlossen. Gleich nach dem Studium war er viele Jahre bei einer der größten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften der Stadt angestellt und galt als gewiefter Fuchs. Diese Anstellung kündigte er auf eigenen Wunsch und trat vor vier Jahren bei den Wetzlar-Werken als Vorstand Finanzen ein. Frau Walden wurde in Strausberg geboren, wo auch die Eltern in bescheidenen, aber geordneten Verhältnissen leben, hat dort die Schule durchlaufen und später Innenarchitektur studiert. Als ihr Kind geboren wurde, gab sie ihre Stellung bei einem kleineren Berliner Unternehmen auf und wurde Mutter und Hausfrau.«
»Also, beide echte Normalbürger und Papiertiger«, witzelte der Hagere und schaute dabei die zierliche Kollegin lächelnd an.
»So sehe ich das auch, Genko«, stimmte sie zu, ihren Kollegen mit ihren braunen Augen anstrahlend.
»Was können Sie uns zu den Sullers sagen?«, fragte Schlosser ungeduldig nach.
»Das sind ebenfalls Normalbürger. Frau Suller ist Hausfrau, Herr Martin Suller Speditionskaufmann in leitender Stellung und der Sohn Alexander geht noch zur Schule, ist gerade durch das Abi gerauscht und muss nun eine Ehrenrunde drehen. Ansonsten keine Auffälligkeiten, auch nicht finanzieller Natur.«
Das waren klare Auskünfte. Nachdenklich nickte er vor sich hin. Die Lebensläufe der anderen Verdächtigen waren ihm hinreichend bekannt.
»Können Sie uns erklären, wieso Herr Walden mir erzählt hat, dass er neunzehn-Komma-neun Prozent der Aktien der Wetzlar-Werke im Besitz hat, während in unserem offiziellen Dossier nur zehn Prozent stehen?«
»Also, das kann ich mir nur so vorstellen, Herr Hauptkommissar«, fing sie zu erklären an und begann hastig in ihren Unterlagen zu blättern. »Wir fragen beim Handelsregister nach, weil dort die letzten Firmendaten und Jahresabschlüsse vorliegen. Aus dem Handelsregisterauszug, wie diesem hier …«
Bei diesen Worten reichte sie ihm einen DIN A3 großen Ausdruck.
»… können Sie das ersehen.«
»Fein«, begann er sie knurrend zurechtzuweisen, »ich wollte nicht Ihre bisherige Arbeit kritisieren, sondern eine Erklärung haben, was ich von dieser Diskrepanz zwischen den Daten beziehungsweise Aussagen zu halten habe.«
»Hmmm. Ja«, stotterte die Beamtin, sichtlich verlegen. »Das kann nur daran liegen, dass vermutlich erst in diesem Jahr eine Aktientransaktion stattgefunden hat.«
»Ach so! Kann nur daran liegen? Muss das dann nicht unverzüglich beim Registergericht gemeldet werden?«
»Doch, schon«, nickte sie ihm zu. »Aber wenn es nicht geschieht, kann das Gericht zwar drohen, aber letztendlich keine Strafen verhängen. Deshalb machen die meisten nicht börsennotierten Unternehmen im Zuge der Bilanzeinreichung gesammelt die Meldungen. Anders sähe es aus, wenn neues Kapital durch neue Aktionäre hinzukommt oder Aktien vom Unternehmen zurückgekauft werden. Hier muss sogar teilweise ein Notar tätig werden und dann alle erforderlichen Schritte vollziehen. Aber auch dann dauert die Eintragung beim Handelsregister oft Monate.«
»Oft Monate. Ach so«, wiederholte Michael Schlosser und schaute stirnrunzelnd der Spezialistin ins Gesicht. »Ganz verstanden hab’ ich das zwar nicht, aber es hört sich so an, als ob von allen Beteiligten korrekt gehandelt wurde.«
»Freilich! Das seh’ ich auch so, Chef«, stimmte ihm Genko nachdenklich zu, »wenn nichts mehr anliegt, würde ich mich jetzt zurückziehen.«
Bei diesen Worten warf sein Mitarbeiter der zierlichen Beamtin mit den braunen Augen einen bedeutungsvollen Blick zu, den diese mit einem leichten Nicken und einem Niederschlagen der Augen quittierte.
»In Ordnung, Genko. Für heute ist es genug. Wir treffen uns morgen Nachmittag hier und ermitteln bis dahin wie besprochen. Gute Nacht, meine Damen und vielen Dank.«
Nach einer kurzen Verabschiedungszeremonie löste sich die kleine Gruppe auf und er blieb allein zurück. Sein Bein hatte wieder zu schmerzen begonnen … und er beneidete seinen jüngeren Kollegen.
23
Genko hatte die Schnauze langsam gestrichen voll. Bereits seit den frühen Morgenstunden klingelte er bei allen möglichen Nachbarn Peter Wolfs oder betrat umliegende Geschäfte, belagerte die Personen immer wieder mit den gleichen Fragen und hielt ihnen
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