Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
immer wieder die gleichen Fotografien unter die Nase. Er erhielt immer wieder die gleichen Antworten wie: Nein, habe ich noch nie gesehen, oder: Doch der wohnt dort drüben, oder: Ich weiß nicht. Nie kam eine Antwort, die verlässlich aussagte, dass sich Leona Wetzlar und Peter Wolf an dem fraglichen Tag, dem Freitagabend, zur Tatzeit in der Wohnung von Peter Wolf aufgehalten hätten oder dass sie sich aus der Wohnung entfernt hätten. Einmal meinte eine jüngere Frau, dass sie sich an ein blaues Sportwagenkabriolett zu erinnern glaube, welches zur fraglichen Zeit durchgehend eine Ecke weiter gestanden haben solle. Allerdings, um welches Fabrikat und welches Blau es sich handelte, wusste sie nicht mehr. Nur irgendwie sportlich und blau war es gewesen.
Er wollte am späten Nachmittag schon fast aufgeben und sich in das verdiente Wochenende verabschieden, als er in der Wohnung, welche genau unter der von Peter Wolf lag, und bei der er bereits einige Male vergeblich geklingelt hatte, doch noch einen älteren, grauhaarigen Herrn antraf, der am Vormittag seine täglichen Arztbesuche absolviert hatte. Nach einer kurzen Begrüßung und Vorstellung, bat ihn der alte Herr freudestrahlend in die Wohnung. Endlich etwas Abwechslung im trögen Alltag drückten seine Augen aus. Er bot ihm in der spärlich eingerichteten Küche Platz auf einem knarrenden Stuhl an, kochte eine Kanne Tee auf, stellte eine henkellose Tasse vor ihm hin und wartete auf die Fragen.
Dankbar stellte er diese und erfuhr, dass der Mann an dem fraglichen Abend durchgehend zu Hause gewesen war.
»Ich kann mich deshalb noch so gut an diesen Abend erinnern, weil ich gesehen habe, dass die junge Dame, die sie mir vorhin auf dem Bild gezeigt haben und die meinen Obermieter seit mehreren Monaten ziemlich häufig und immer erst um Mitternacht herum besuchte, die Treppen hochstieg. Allerdings an diesem Tag schon vor dem Sandmännchen.«
»Mit dem Sandmännchen meinen Sie sicherlich neunzehn Uhr?«, wollte er auf Nummer sicher gehen.
»Richtig, Herr Kommissar«, antwortete der alte Herr sichtlich vergnügt, kicherte etwas kindisch und goss mit zittriger Hand einen kleinen Strahl dampfenden Tees in die Tassen.
»Und woher wissen Sie, dass es sich um diese Dame handelte?«, wollte er genauer wissen und wedelte dabei mit dem Bild von Frau Leona Wetzlar vor der Nase des alten Mannes herum.
»Weil ich … Weil ich …«, stotterte dieser verlegen herum und verstummte.
Er schien sich einen Ruck zu geben, als er seinen aufmunternden Blick sah und fuhr fort:
»Weil ich immer, wenn es auf der Treppe draußen klappert, durch das Guckloch schaue, ob alles in Ordnung ist.«
So, so, ob alles in Ordnung ist, du alter Spanner, dachte Genko innerlich grinsend. Wenn wir jedoch solche Menschen wie dich nicht hätten, würden wir so manchen Fall nicht lösen können.
»Das ist doch in Ordnung«, stimmte er ihm freundlich lächelnd zu und schlürfte einen tiefen Schluck aus der Tasse. Das heiße Getränk schmeckte ausgezeichnet und tat ihm unendlich gut. »Mmmmhh, lecker! Was ist denn das für ein toller Tee?«
Sichtlich stolz erklärte ihm der Alte, dass es sich um Vanilletee handelte, der von ihm ganz besonders zubereitet wurde.
»Und die Frau kam nicht mehr die Treppe herunter?«, hakte er, schnell wieder auf sein eigentliches Anliegen kommend, interessiert nach.
»Also, ich habe sie erst am nächsten Morgen gegen neun Uhr wieder herabkommen sehen, kann aber nicht beschwören, ob sie zwischendurch mal weg war oder nicht. Ich bekomme nicht immer alles mit. Trotzdem bin ich mir ziemlich sicher, dass die beiden die ganze Nacht oben waren. Sie hatten ungebührlich laut die Musik laufen, so ein Analphabetengejaule. So gegen halb zwölf hatte ich dann die Nase von dem Radau voll und habe mit dem Besenstil gegen die Decke geklopft. Danach wurde es umgehend bedeutend leiser. Außerdem war mir einige Male so, als hätte ich sie herumlaufen gehört. Sicher bin ich mir da allerdings nicht.«
Das war eine verhältnismäßig eindeutige Aussage. Er stand auf und ging in den kleinen Flur und betrachtete sich eingehend den Fußboden, der aus Holzplanken bestand und nur im Laufbereich mit einem verschlissenen Läufer belegt war. Er machte einige Schritte und konnte feststellen, dass seine Schritte deutliche Tretgeräusche machten und einige alten Dielen sogar knarrten.
»Ach, sagen Sie doch mal: Wie alt sind Sie?«, fragte er bewusst sehr leise sprechend den alten Mann.
»Äh?« kam
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